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USA stoppen Fleischimporte aus Ungarn

2. Februar 2004

- Betroffen sind Waren im Lieferwert von fünf bis sechs Millionen Dollar

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Budapest, 2.2.2004, PESTER LLOYD, deutsch

Die ungarische Fleischlobby reagierte mächtig verstört auf die Nachricht, wonach das US-Agrarministerium mit Wirkung vom 13. Januar die ungarischen Fleischimporte stoppte. Dazu kommt jetzt noch eine umfassende Kontrolle der ungarischen Nahrungsmittelbetriebe durch die EU-Fachbehörden.

Beim hiesigen Agrarministerium wurde der Fall als Angelegenheit der privaten Unternehmen hingestellt. Jährlich exportieren ungarische Firmen Fleischwaren im Wert von 5-6 Mio. USD in die USA. Nicht alle sehen die Einbußen aus dem entgangenen Geschäft als so dramatisch an, wie den enormen Prestigeverlust für die Branche. Da nützt es auch nichts mehr, wenn man auf die chronische Angst der US-Amerikaner vor dem Bioterrorismus als Ausrede verweist.

Die Fleischindustrie reagierte auf den Schritt der US-Behörden mit Überraschung, und versuchte später, die Sache zu bagatellisieren. Häppchenweise aber kam die Vorgeschichte ans Tageslicht. Neun Tage nach Verhängung des Einfuhrstopps sagte der politische Staatssekretär im Agrarministerium, Tibor Szanyi, auf einer Pressekonferenz, dass die US-Ämter bei einer Untersuchung von sieben Privatfirmen im Herbst vergangenen Jahres in zwei Fällen schwere fachliche Mängel attestierten.

In einem Schlachthof, dessen Inhaber übrigens aus der EU kommt, wurde an einem fehlerhaften Fließband ein Metallteil durch Kunststoff ersetzt. Das ist nach US-Normen unzulässig. Im anderen Fall entdeckten die Prüfer ein durchlässiges Moskitonetz. Szanyi wollte die Namen der betroffenen Firmen nicht herausrücken, doch spricht die ungarische Presse von Kométa in Kaposvár und dem Fleischkombinat Gyula. Der Staatssekretär stellte es als Tatsache hin, dass es in der ungarischen Fleischindustrie keine Probleme mit der Produktqualität gibt. Die strenge Regulierung aber erlaube nicht einmal die geringsten technologischen Mängel.

Der Präsident im Ungarischen Amt für Lebensmittelsicherheit, Péter Biacs, sieht das Verfahren der US-Behörden als Routineangelegenheit an. Die dorthin exportierenden Betriebe wüssten genau über diese Praxis Bescheid. Der Fall sollte eine Lehre sein, zumal die EU-Behörden ähnlich streng vorgingen. Für die Ausgabe bzw. Verlängerung von Exportgenehmigungen werden Kontrollen durchgeführt, die vorab angekündigt sind. Nach der Aufdeckung von Mängeln wird eine Frist für deren Behebung gesetzt. An diesem Prozess wirkt die ungarische Behörde mit, die Protokolle aufnimmt und die Verarbeitungsbetriebe verwarnt. In den konkreten Fällen hatten die beiden beanstandeten Schlachthöfe über Monate hinweg die reklamierten Zustände nicht abgestellt.

Die Schlussfolgerung dessen war, dass die ungarischen Kontrollbehörden ihre Arbeit nicht gründlich verrichten. Deshalb wurden nicht nur die betroffenen Firmen, sondern das ganze Land vom Import ausgeschlossen. Was bringen wohl die aktuellen Kontrollen? In die EU liefert Ungarn schließlich in weitaus größerem Umfang Fleischwaren. (fp)