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USA und ISAF entschuldigen sich für Koran-Verbrennung

22. Februar 2012

Nach der Verbrennung von Koranen durch amerikanische Soldaten in Afghanistan bemüht sich die US-Regierung, die Wogen zu glätten. Pentagon-Chef Panetta bat um Verzeihung. Auch die ISAF-Schutztruppe bedauert den Vorfall.

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US-Verteidigungsminister Leon Panetta sprach von einem "höchst bedauerlichen Zwischenfall", den er auf das Schärfste verurteile. "Diese Aktionen spiegeln nicht die Ansichten des US-Militärs wider. Wir ehren und respektieren die religiösen Praktiken des afghanischen Volkes ohne Ausnahme", betonte Panetta. Zugleich kündigte er eine umfassende Untersuchung des Vorfalls an.

Der Kommandeur der US- und NATO-Truppen in Afghanistan, General John Allen, räumte ein, dass Soldaten auf dem ISAF-Luftwaffenstützpunkt Bagram Koran-Exemplare "unangemessen entsorgt" hätten. Die Soldaten hätten aber nicht vorsätzlich gehandelt, so Allen. Die Schutztruppe werde dafür sorgen, dass ein solcher Fall nicht erneut vorkomme.

Korane im Müll

Der Leiter des Provinzrats teilte mit, er sei von Amerikanern an eine Feuerstelle geführt worden, aus der 60 bis 70 Koran-Ausgaben und andere religiöse Bücher geborgen worden seien. Einige seien ganz, andere halb verbrannt gewesen. Sie waren Teil einer Ladung Müll, die zwei Soldaten mit einem Lastwagen am späten Montagabend zu einer Grube gebracht hatten, in der Abfall verbrannt wird. Als die afghanischen Arbeiter bemerkten, dass auch religiöse Bücher im Müll waren, stoppten sie die Vernichtung.

Ein ISAF-Angehöriger berichtete, die Korane seien aus der Bücherei eines nahegelegenen Gefängnisses entfernt worden, weil sie extremistische Botschaften oder Inschriften enthielten. Inhaftierte hätten offenbar Notizen für andere darin hinterlassen.

"Sterbt, sterbt, Ausländer"

Die Koran-Verbrennung hatte am Dienstag in Afghanistan für Empörung und wütende Proteste gesorgt. Vor dem Stützpunkt in Bagram versammelten sich mehr als 2000 Demonstranten und skandierten "Tod den Amerikanern" und "Sterbt, sterbt, Ausländer". Unter Muslimen gilt die Verbrennung sowie jede andere Schändung des Korans als Todsünde. Durch von Sicherheitskräften abgefeuerte Gummigeschosse wurden mehrere Demonstranten verletzt. Die US-Botschaft in Kabul warnte vor massiven Protesten auch in den kommenden Tagen.

wa/se (dpa, dapd, afp)