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Vatertag in Deutschland

Suzanne Cords | Dirk Kaufmann
30. Mai 2019

Spirituell oder feucht-fröhlich? An diesem Tag kann "Mann" sich nicht so recht entscheiden - denn an Christi Himmelfahrt wird in Deutschland traditionell auch der weltliche Vatertag gefeiert.

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Männer in gestreiften Hemden ziehen einen Bollerwagen
Bild: picture-alliance/dpa

Trinkgelage und Sauftouren am Vatertag, dem Kirchenfest Christi Himmelfahrt, sind nichts Neues, sondern haben eine jahrhundertelange Tradition. Wie der Volkskundler Alois Döring vom Amt für rheinische Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland verrät, waren nach christlich-katholischer Tradition an Christi-Himmelfahrt von alters her Bittprozessionen üblich. Sie hätten aber bereits im 16. Jahrhundert ihren religiösen Sinn weitgehend verloren und häufig in Trinkgelagen geendet.

Die Frauen waren's ...

Heutzutage herrscht in Deutschland vielerorts die Meinung, der Vater- oder auch Herrentag, sei eine Erfindung eifersüchtiger Männer, die wie die Mütter auch einen Ehrentag haben wollen - oder noch besser: einen Tag, wo sie mit ihren Geschlechtsgenossen ordentlich einen drauf machen können.

Doch in seiner offiziellen Form wurde er von einer Frau erfunden, der US-Amerikanerin Sonora Louise Dodd. Im Jahr 1909 ehrte sie in einem Gottesdienst, bei dem der gerade erst eingeführte Muttertag das Thema war, ihren Vater William Jackson Smart. Der hatte seine sechs Kinder allein großgezogen, nachdem seine Frau bei der Geburt des jüngsten Kindes gestorben war. In der damaligen Zeit war das alles anderes als selbstverständlich; oft gaben Witwer ihren Nachwuchs in Waisenhäuser.  Aus Dankbarkeit machte sich seine Tochter für einen Vatertag stark, der 1910 in den USA erstmals gefeiert wurde. Zum offiziellen Feiertag wurde er erst 1974 von Präsident Nixon ernannt.

Männer mit Bierflaschen
Feucht-fröhliche Männerrunden trifft man am Vatertag im ganzen Land Bild: picture-alliance/dpa

Nicht gleichwertig mit dem Muttertag

International erreichte der Vatertag nie den Stellenwert des Muttertags. In Europa hätten in den 1930er Jahren niederländische Zigarrenfabrikanten und Metzger begonnen, den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag zu propagieren, berichtet Volkskundler Alois Döring. Auch in Deutschland habe sich die Sitte dann immer mehr verbreitet. Bald schon hätten auch Junggesellen den Vatertag für sich in Anspruch genommen - "sozusagen als Möchtegern-Väter". 

Und so ziehen die Männer auch in diesem Jahr mit dem Bollerwagen landauf und landab, gefüllt mit genügend Proviant und vor allem Bier, um sich selbst zu feiern: Ein Prosit auf alle Väter!

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur