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Vorwürfe gegen Vatikan-Finanzchef

1. Juni 2015

Welche Rolle spielte der Finanzchef des Vatikan in einem australischen Missbrauchs-Skandal? Das Opfer erhebt schwere Vorwürfe. Und auch aus der vatikanischen Kinderschutzkommission werden Rücktrittsforderungen laut.

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Der Finanzchef des Vatikan: der australische Kurienkardinal George Pell (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Brambatti

George Pell habe ihm Geld geboten, damit er nichts über den Missbrauch durch einen katholischen Priester erzähle – so lautet der Vorwurf eines jungen Australiers gegen den Finanzaufseher des Vatikan.

Nun gerät dieser stark unter Druck: Eine Untersuchungskommission im australischen Bundesstaat Victoria lud Kurienkardinal Pell offiziell zu einer Anhörung vor. Der australische Kardinal hatte sich vergangene Woche zu einer Aussage bereit erklärt. Nun wurde er gebeten, bei der nächsten Sitzung in der Stadt Ballarat zu erscheinen, teilte die Kommission mit.

"Gefühllos und kaltherzig"

Und auch im Vatikan wird der Ton in der Angelegenheit Pell rauer. Ein Mitglied der von Papst Franziskus einberufenen Kinderschutzkommission forderte den Rücktritt des 73-Jährigen. Der Kardinal habe im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen "gefühllos, kaltherzig, fast soziopathisch" gehandelt, sagte Kommissions-Mitglied Peter Saunders dem australischen Sender "Channel Nine".

Es wäre ein "massiver, massiver Dorn in der Seite des Pontifikats von Papst Franziskus, wenn ihm zu bleiben erlaubt wird". Pell müsse zurücktreten, in Australien aussagen und der Papst müsse entschieden gegen ihn vorgehen.

Jahrzehntelanger Missbrauch

In dem Verfahren geht es um den Fall des Australiers David Ridsdale. Er hatte sich nach eigener Aussage 1993 an Kardinal Pell gewandt und ihm erzählt, dass er von seinem Onkel, dem katholischen Priester Gerald Ridsdale, missbraucht worden war. Pell habe ihn daraufhin gefragt, welchen Geldbetrag er ihm anbieten könne, damit er die Vorwürfe für sich behalte.

Dem Kardinal wird auch vorgeworfen, die Versetzung Gerald Ridsdales zwischen Gemeinden gefördert zu haben. Der Priester hatte über Jahrzehnte im australischen Ballarat mindestens 50 Jungen missbraucht, bevor er 1993 aufflog und zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Der 73-jährige Pell bestreitet alle Vorwürfe. Er ist seit Februar 2014 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und damit eine Art Finanzminister des Vatikan. Pell gehört außerdem der von Papst Franziskus eingesetzten Kardinalskommission für eine Reform der römischen Kurie an.

cw/gri (afp, kna)