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Es geht voran für Autobauer - aber langsam

26. Januar 2021

2020 sah es düster aus, 2021 wird es besser - das hofft die Autoindustrie. Dafür muss aber auch die Politik mitziehen, fordert ihr Verband VDA. Vor allem im Bereich der Klimapolitik.

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Deutschland Leipzig | Autoindustrie & Corona | Porsche
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Es hört sich dramatisch an, was Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf der digital durchgeführten VDA-Jahrespressekonferenz sagt: "Das Jahr 2021 wird über die Zukunft der Industrie in Deutschland und Europa entscheiden: Wir stehen an einem Wendepunkt, der die Richtung der folgenden Dekaden vorgibt." Am Dienstag gab der VDA einen Ausblick darauf, welche Themen in diesem Jahr entscheidend sein werden. 

Die Bestandsaufnahme ist zunächst düster, denn das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, die Autobranche, wurde schwer von der Corona-Krise getroffen. Nicht nur, dass die Betriebe teilweise still standen oder eingeschränkt produzierten, auch der Automarkt brach 2020 weltweit um 15 Prozent ein. In Deutschland wurden nur 2,9 Millionen Pkw verkauft. Der Ruf nach Hilfe von der Politik verhallte zwar nicht ungehört, wurde aber auch nicht so erfüllt wie es die Autobauer gerne gehabt hätten. Eine staatliche Prämie für E-Autoswurde beschlossen. Solche Autos haben die Deutschen aber nicht vordringlich im Programm.

E-Autobauer Tesla profitierte von der Prämie für Elektrowagen in Deutschland
E-Autobauer Tesla profitierte von der Prämie für Elektrowagen in Deutschland Bild: Imago Images/UPI Photo/T. Schmidt

Aber es wird umgebaut. Hin zu mehr Elektromobilität und Digitalisierung. Darauf weist auch VDA-Chefin Müller hin. Trotz Corona würde die deutsche Automobilindustrie bis 2025 insgesamt 150 Milliarden Euro in Zukunftstechnologien investieren.

Frische Impulse am Automarkt in 2021

Für 2021 geht man beim VDA von einer langsamen Verbesserung der Marktlage aus. Insgesamt würde der Neuwagenabsatz um neun Prozent steigen. Damit würden die Rückgänge des Jahres 2020 aber nicht wettgemacht, so Müller. "Für eine Entwarnung gibt es daher leider keine Grundlage."

Im größten Automarkt China geht es schneller - in den anderen Ländern werde sich der Fahrzeugabsatz aber nur langsam dem jeweiligen Vorkrisenniveau annähern, heißt es vom VDA. Für Europa rechnet der VDA im Jahr 2021 mit einem Plus von zwölf Prozent, in den USA um neun Prozent, in Deutschland um acht Prozent.

Der chinesische Pkw-Markt wird dagegen mit 21,4 Millionen Einheiten (plus acht Prozent) bereits wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen. Hildegard Müller: "Der Pkw-Weltmarkt dürfte damit 2021 um neun Prozent auf 73,9 Millionen Neuwagen zulegen. Aber auch dieses Absatzvolumen liegt damit noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau."

Die Automesse in Peking fand trotz Corona im vergangenen Herbst statt
Die Automesse in Peking fand trotz Corona im vergangenen Herbst stattBild: Greg Baker/AFP/Getty Images

EU muss E-Mobilität gezielter vorantreiben

Die Situation der Autoindustrie wird aber nicht nur von der Corona-Krise geprägt, sondern auch von der deutschen und europäischen Klimapolitik. Beim VDA möchte man Schließungen und Verbote vermeiden und ruft lieber nach technischen Innovationen. "Europa braucht diesen Innovationswettbewerb und eine aktive Industriepolitik, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig Wachstum und Beschäftigung zu sichern", hieß es.

So forderte Müller erneut, das europäische Ladesäulennetz für E-Autos auszubauen. "75 Prozent der Ladeinfrastruktur in der EU finden wir aktuell in nur drei Staaten - Niederlande, Deutschland, Frankreich - und auch nur für Pkw. Das Lkw-Netz fehlt fast völlig," so Müller. Außerdem müsse die EU-Mobilitätsstrategie um synthetische Kraftstoffe und den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur erweitert werden.

Das Klimaschutzziel ist dem VDA vor allem deshalb so wichtig, weil in den nächsten Monaten Gesetze und Verordnungen zum Green Deal ausgearbeitet werden.

EU-Kommissarin Ursula von der Leyen will Europa bis 2050 klimaneutral machen: "Jetzt, wo wir planen, Milliarden von Euro zu investieren, um unsere Wirtschaft und Arbeit wieder anzukurbeln, sollten wir nicht in alte umweltschädliche Gewohnheiten verfallen."
EU-Kommissarin Ursula von der Leyen will Europa bis 2050 klimaneutral machen: "Jetzt, wo wir planen, Milliarden von Euro zu investieren, um unsere Wirtschaft und Arbeit wieder anzukurbeln, sollten wir nicht in alte umweltschädliche Gewohnheiten verfallen."Bild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard

Fehlende Computerchips bremsen Industrie

Ein weiteres Problem der deutschen Automobilindustrie ist der derzeitige Mangel an Computerchips. Die Engpässe bei Computerchips haben weltweit mehrere Autobauer dazu gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Volkswagen und Daimler haben deshalb in mehreren Werken Kurzarbeit angemeldet. Der Engpass mache nicht nur den Autobauern und ihren Zulieferern zu schaffen, sondern sei ein Thema "der Industrie insgesamt".

Kurzfristig sei nicht mit einer Entspannung zu rechnen, sagte VDA-Chefin Müller. Aber es werde an Lösungen gearbeitet. Auch die Bundesregierung versucht zu vermitteln. So hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier jüngst Taiwan in einem Brief gebeten, sich an den für die Automobilindustrie wichtigen Halbleiterkonzern TSMC zu wenden, um die Bedeutung zusätzlicher Kapazitäten zu unterstreichen. Der hatte daraufhin zugesagt, seine Produktion zu optimieren.

iw/hb (dpa, rtr, VDA)