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Auf der Ölspur

7. September 2009

Venezuelas Präsident Hugo Chávez ist derzeit auf Reisen: Nach Lybien geht es nach Algerien, Syrien, Iran, Weißrussland und Russland - alles strategische Partner des fünftgrößten Erdölexporteurs der Welt.

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Da haben sich zwei gefunden... Chávez und GaddafiBild: AP

Es sind mehr als nur zufällige Staatsbesuche, die Venezuelas Präsident Chávez vom Maghreb bis nach Moskau führen. Der Ölpreis steigt langsam wieder an, und Chávez möchte die Ölmacht in politische Macht ummünzen. Und so sucht der Staatschef des fünftgrößten Erdöllieferanten der Welt Verbündete, um strategische Allianzen zu bilden. Aus venezolanischer Sicht am besten mit öl- und gasreichen Partnern, die auch politisch eingermaßen "flexibel" sind – und nicht zu den besten Freunden des liebsten Feindes USA gehören. Die findet Hugo Chávez auch in Nordafrika.

Chávez' Ölspur begann dementsprechend in Libyen. Von dort reiste er am Donnerstag (03.09.2009) weiter nach Algerien, Syrien, Iran Weißrussland und Russland. Manche Beobachter spekulieren schon, auf seiner Reise in verschiedene öl- und gasreiche Länder könnte sogar ein neues, mächtiges Energienetzwerkes geboren werden.

Ein bisschen Imperialismuskritik

Ölförderung in Venezuela
Venezuela ist der fünftgrößte Erdöl-Exporteur der WeltBild: AP

Während Europa die glamourösen Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der libyschen Revolution aus politischen Gründen boykottierte, hat Venezuelas Präsident Chávez die Einladung des Muammar al-Gaddafi gerne angenommen. Der Revolutionsführer, der auf den wichtigsten Erdölreserven Afrikas sitzt, mag den Erdölsegen zwar für milliardenschwere Waffenkäufe oder andere pharaonische Projekte verpulvert haben.

Je knapper das Öl...

Doch Venezuela will es sich mit einem so erdölreichen Land nicht verderben. Und auch umgekehrt wird ein Schuh daraus – Libyen wie auch Algerien brauchen einen Partner wie Venezuela. Denn wie das lateinamerikanische Land zahlen auch die nordafrikanischen Ölriesen einen hohen Preis für die Abhängigkeit vom Erdöl und dem noch immer schwachen Ölpreis. In Algerien beispielsweise, dessen Exporteinnahmen zu fast 99 Prozent aus der Ölförderung resultieren, schlägt sich der niedrige Ölpreis deshalb unmittelbar und mit voller Intensität auf die Leistungsbilanz des Landes durch. Außerdem trauen sich bislang nur hartgesottene Investoren ins Land – das liegt an der Terrorgefahr, aber vor allem an der Korruption.

... desto attraktiver das Gas

Der venezolanische Präsident wurde aber in Algier nicht nur deshalb mit offenen Armen empfangen, weil sein Besuch der algerischen Regierung und dem altersschwachen Präsidenten Bouteflika den Rücken stärkt: Je knapper die weltweiten Erdölreserven, desto interessanter wird das Erdgas – auch für Venezuela - und vom Gas hat Algerien eine ganze Menge.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez zu Gast bei Gaddafi in Libyen
Chávez sucht Partner in NordafrikaBild: AP

Mit dem Iran und Syrien besucht Chavez alte Freunde, mit denen bereits der Bau verschiedener Öl- und Gasraffinerien vereinbart ist. Und was Russland betrifft, kann Chávez auftrumpfen. In Moskau hat er Waffen im Wert von ungefähr drei Milliarden Dollar gekauft - Kalaschnikows, Suchoi-Düsenjäger, M-17- Hubschrauber. Und nun haben Russland und Venezuela ihre Pläne für die Erschließung des Ölfeldes Junin 6 und die Gründung einer gemeinsamen Bank präzisiert. Der Gesamtwert des Projekts beträgt offenbar bis zu 30 Milliarden US-Dollar, es geht um mehr als 50 Milliarden Barrel Öl.

Neue energiepolitische Achse?

Energiepolitische Nadelstiche für die OPEC, den Westen, besonders für Europa und die Vereinigten Staaten, die Chávez‘ Ölspur argwöhnisch und nicht ohne Sorge beobachten dürften. Denn bei Chávez‘ Reise kommen nicht nur die Energietiger einer offenbar neuen Achse zwischen Lateinamerika, Nordafrika, dem Nahen Osten und Asien zusammen: Hier nehmen auch diejenigen teil, die ein früherer deutscher Bundeskanzler einmal als lupenreine Demokraten bezeichnet hat.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Anne Herrberg