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Venezuelas Parlamentschef im US-Visier

19. Mai 2015

Laut "Wall Street Journal" halten US-Ermittler Diosdado Cabello für - zumindest - einen der Köpfe eines Drogenkartells. Und auch andere Größen des sozialistischen Staates stehen unter Verdacht.

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Venezuelas Parlamentspräsident Diosdado Cabello (Foto: Getty Images/AFP/L. Ramirez)
Bild: Getty Images/AFP/L. Ramirez

Wegen großangelegten Kokainschmuggels haben US-Behörden laut einem Pressebericht Venezuelas zweitmächtigsten Mann Diosdado Cabello und andere hochrangige Vertreter von Regierung und Armee im Visier. Die US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA und Staatsanwälte der Bundesbehörden in New York und Miami ermittelten gegen den venezolanischen Parlamentspräsidenten Cabello und andere auf der Grundlage von Aussagen früherer Drogenhändler, berichtete die US-Zeitung "Wall Street Journal". Auch Informanten mit engen Verbindungen zu Regierungsvertretern in Caracas und Deserteure der venezolanischen Armee stützten den Verdacht.

"Nun bin ich der böse Bube"

Cabello gilt als Venezuelas mächtigster Mann nach Staatschef Nicolás Maduro. "Es gibt umfassende Beweise, dass er einer der Köpfe, wenn nicht der Kopf des Kartells ist", zitierte die Zeitung einen nicht namentlich genannten Vertreter des US-Justizministeriums. Cabello sei "sicherlich ein Hauptziel" der Ermittlungen.

Cabello hatte vergangene Woche Anzeige gegen Mitarbeiter von drei venezolanischen Medien erstattet, die über die Drogen-Vorwürfe berichtet hatten. "Sie beschuldigen mich ohne jeden Beweis, ein Drogenhändler zu sein, und nun bin ich der böse Bube", wurde der 52-Jährige von Staatsmedien zitiert. "Ich fühle mich beleidigt und keiner von denen hat sich wenigstens entschuldigt." Wegen der Anzeigen Cabellos verhängte ein Gericht in Venezuela in der vergangenen Woche Ausreisesperren gegen 20 Journalisten.

Kolumbien Drogenkrieg Kokain Schmuggel Militär Drogenfund 2014 (Foto: picture-alliance/dpa)
Behörden-Erfolg: Präsentation von sieben Kilogramm konfisziertem Kokain im April 2014 im kolumbianischen CartagenaBild: picture-alliance/dpa

Gegen Staatschef Maduro wird laut "Wall Street Journal" nicht ermittelt, dafür aber unter anderen gegen Ex-Innenminister Tarek El Aissami, den ehemaligen Chef des Militärgeheimdienstes, Hugo Carvajal sowie Cabellos Bruder, Industrieminister José David Cabello.

Angespannte Beziehungen zwischen USA und Venezuela

In Venezuela wird der Kokain-Rohstoff Koka nicht angebaut. Das "Wall Street Journal" schreibt aber, dass der Drogenhandel in Venezuela in den vergangenen Jahren explodiert sei. Kolumbianische Drogenkartelle verlegten ihre Aktivitäten in das Nachbarland, weil in Kolumbien eine von den USA finanzierte Offensive gegen den Drogenhandel geführt werde. Nach US-Schätzungen wird fast ein Drittel der Kokain-Produktion anderer Andenstaaten durch Venezuela geschleust. 2013 etwa waren das 131 Tonnen Kokain.

Ein US-Vertreter warnte dem Bericht zufolge, die Reaktionen Venezuelas auf die bereits vor Jahren eingeleiteten US-Ermittlungen würden "verheerend" sein. Dem ölreichen Venezuela setzt der drastisch gefallene Ölpreis massiv zu. Die Beziehungen des sozialistischen Landes zu den USA sind äußerst angespannt.

sti/se (afp, dpa)