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"Verbotene Kunst" in Moskau ruft Protest der Orthodoxen hervor

20. März 2007
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Die russisch-orthodoxe Kirche hat zum zweiten Mal gegen eine Ausstellung provokanter moderner Kunst im Moskauer Sacharow-Museum protestiert. Kirchensprecher verurteilten mehrere Kunstwerke, darunter eine Mickey Maus in Christus-Pose, als "Beleidigung religiöser Gefühle". Dagegen sagten die Kuratoren der Ausstellung "Verbotene Kunst 2006", die Schau solle Fälle von Zensur und Selbstzensur im modernen russischen Kulturbetrieb dokumentieren.

"Es geht nicht um Religion", verteidigte sich der Kunstwissenschaftler Andrej Jerofejew am Montag. Er habe für das Sacharow-Museum 20 Werke zusammengestellt, die 2006 von offiziellen Ausstellungen ausgeschlossen worden seien. Dies sei teils in Selbstzensur der Kuratoren, teils auf Anordnung von oben ohne Begründung oder Rechtsgrundlage geschehen. "Wenn wir dieses Problem nicht öffentlich machen, wird sich der Spielraum für moderne Kunst katastrophal verengen", sagte Jerofejew der dpa in Moskau. Die Schau war der provozierendste Beitrag zu der 2. Internationalen Kunstbiennale, die gegenwärtig in Moskau stattfindet. Das Sacharow-Museum in Moskau verwaltet den Nachlass des sowjetischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträgers Andrej Sacharow (1921-1989) und veranstaltet Ausstellungen zur Lage der Menschen- und Bürgerrechte in Russland.

Der Sprecher der russischen Kirchenführung, Wsewolod Tschaplin, legte orthodoxen Gläubigen nahe, Anzeige gegen die Ausstellung zu erstatten. "Es geht um eine Rechtsverletzung, die unterbunden werden sollte", erklärte er nach Angaben der Agentur Interfax. Der orthodoxe Theologieprofessor Andrej Kurajew forderte ein Berufsverbot für Jerofejew und den Direktor des Sacharow-Museums, Juri Samodurow. "Sie sollten auf ihre Zurechnungsfähigkeit geprüft werden", erklärte der fundamentalistische Bund orthodoxer Bürger.