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Rekord-Benzinpreise

Claudia Hennen8. April 2012

Frust an der Zapfsäule: Die Rekord-Spritpreise in Deutschland verärgern manchen Autofahrer an den Osterfeiertagen. Was empfehlen Verkehrsexperten den Verbrauchern?

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Symbolbild zu hohen Spritpreisen. Benzin am Tankrüssel. (Foto: dapd)
Bild: dapd

"Durch eine andere Fahrweise lassen sich bis zu 25 Prozent Sprit sparen", meint NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Die lerne man beispielsweise beim Spritspartraining, das der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Volkswagen seit Jahren in ganz Deutschland anbieten. Darüber hinaus rät er Verbrauchern, beim Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens unbedingt auf die Angaben zum CO2-Ausstoß zu achten: "Ein Staat kann nicht dauerhaft gegen hohe Energiepreise ansubventionieren. Deshalb muss der Kunde letztlich dafür sorgen, dass er möglichst wenig Energieverbrauch hat und das geht nur dadurch, dass Sie sich beim Auto für ein effizientes Modell entscheiden und nicht für eines, das viel PS oder viel Dynamik hat."

Fahrgemeinschaften als Alternative

Anbieter von Mitfahrgelegenheiten verzeichnen bereits ein Umsatzplus von bis zu 25 Prozent, das ergab eine Umfrage der dpa vom Dienstag (03.04.2012). Dietmar Oeliger rät Pendlern dazu, Fahrgemeinschaften zu bilden: "Das hat sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt, aber wird immer noch zu wenig gehandhabt. Man kann richtige Fahrzeug-Pools bilden. Und wenn zwei Leute in einem Fahrzeug zur Arbeit sitzen, dann halbiert sich der Spritpreis."

Foto einer Fahrgemeinschaft vor der Leipziger Mitfahrzentrale (Foto: dpa)
Mitfahrzentralen profitieren von den hohen SpritpreisenBild: dpa - Bildfunk

Von einer Erhöhung der Pendlerpauschale hält Dietmar Oeliger nichts. Diese Pauschale könne sich ein verschuldeter Staat wie Deutschland auf Dauer nicht leisten, zumal die Preise durch Rohstoffknappheit weiter steigen würden. Seiner Meinung nach ständen die Deutschen noch vergleichsweise gut da. In Portugal, Spanien und der Türkei seien die Kraftstoffpreise, gemessen am dortigen Haushaltseinkommen, mehr als doppelt so hoch wie hierzulande.

Mehr steuerliche Erleichterung für Pendler

Dem widerspricht ADAC-Sprecher Klaus Reindl. Der deutsche Automobilclub fordert, die derzeitige Pauschale von 30 Cent pro Kilometer auf den Stand von 2004 zurückzusetzen. Das heißt, für die ersten zehn Kilometer wären demnach 36 Cent pro Kilometer steuerlich absetzbar, für jeden weiteren 40 Cent: "Man hat vor einigen Jahren mit der Pendlerpauschale noch deutlich mehr fahren können, als man das heute schafft. Man hat errechnet, dass man in den 1990er Jahren damit noch um ein Drittel weiter gekommen ist als heute. Und es gibt wirklich niemanden, der bei diesen Treibstoffpreisen aus Jux und Tollerei unterwegs ist. Die meisten fahren mit dem Auto, weil ihnen die Politik auferlegt, dass Sie für ihren Broterwerb weite Strecken in Kauf zu nehmen haben. Also ist auch die Politik gefordert, diejenigen, die arbeiten und Steuern zahlen, dementsprechend zu entlasten.“

Porträt von Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte der Nabu
Nabu-Verkehrsexperte Dietmar OeligerBild: NABU

Verbrauchermacht versus Öl-Multis

Im Kampf gegen die Rekordpreise hat das Bundeskartellamt gegen die führenden Mineralölkonzerne ein Wettbewerbsverfahren eingeleitet. Klaus Reindl vom ADAC findet, die Verbraucher könnten ihre Macht besser ausspielen: "Wenn 75 Prozent aller Autofahrer bei den fünf großen Konzernen tanken, dann haben die Öl-Multis natürlich leichtes Spiel. Treibstoffe sind in Deutschland ja genormt und es ist völlig egal, ob der Treibstoff rot, grün oder blau ist. Ich kann auch bei Freien Tankstellen oder so genannten 'No-name'-Tankstellen bei Verbrauchermärkten tanken, auch den verarbeiten unsere modernen Motoren völlig problemlos."

Porträt von ADAC-Pressesprecher Klaus Reindl (Foto: ADAC)
ADAC-Pressesprecher Klaus ReindlBild: picture-alliance/dpa

Der NABU hingegen sieht die Automobilbranche in der Pflicht und fordert strengere Umweltauflagen. Die EU müsse die CO2-Grenzwerte für neue Fahrzeuge niedriger ansetzen, dies würde den Verbrauch drosseln. Dies wird auch in einem Gutachten der Bundesregierung so gefordert, stößt allerdings auf Widerstand beim deutschen Wirtschaftsministerium. "Da hat die Bundesregierung in den letzten Jahren gepennt oder hat der Autoindustrie zugespielt", so NABU-Experte Oeliger. "Es wird diskutiert, die ab 2015 geltende Emissionsgrenze von 120 Gramm CO2 pro Kilometer runterzusetzen auf 95 Gramm pro Fahrzeug. Wir fordern eine Obergrenze von 80 Gramm. Das wäre eine Ersparnis von zwei Litern je Auto. Damit können sie erhöhte Kraftstoffpreise zu großen Teilen auffangen.“

Symbolbild. Autos im Stau. (Foto: AP Photo/Frank Augstein)
Millionen Deutsche pendeln mit dem Auto zu ihrem ArbeitsplatzBild: AP