1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Verdammt gute Geheimdienstinfos"

Daniel Scheschkewitz18. Juli 2003

Wie konnte es passieren, dass Präsident Bush in seiner Rede zur Lage der Nation Behauptungen über den Irak aufstellen konnte, die sein eigener Geheimdienst schon Monate vorher in Zweifel gezogen hatte?

https://p.dw.com/p/3s0I

Wenn Präsident Bush in die Defensive gerät , greift der Texaner gerne mal zu deftigen Sprüchen. Wie neulich, als er von den Anhängern Saddam Husseins die im Irak für notorische Unruhe sorgen, meinte "die sollen ruhig kommen". Ähnlich rustikal äußerte sich Bush am Montag (14.7.2003) als er von Journalisten auf die Qualität seiner Geheimdienstinformationen angesprochen wurde. "Darn good intelligence" lautet die brüske Antwort, was ins Hochenglische übersetzt soviel heisst wie "Verdammt gute Geheimdienstinformationen".

Nun mag es zwar sein, dass Bush und seine Regierungsmannschaft CIA-Chef George Tenet inzwischen verdammen, weil die Geschichte über den angeblichen Urankauf der Iraker im Niger in die Rede zur Lage geriet, obwohl dem CIA schon Monate vorher Informationen vorlagen, wonach das Ganze eher in den Bereich der Geschichten aus 1001 Nacht zu gehören schien. Nichtsdestotrotz beharrte Bush bei seiner Pressekonferenz darauf, dass dem CIA die Bedenken erst später gekommen sein und dass die Informationen im Januar 2003 zum Zeitpunkt seiner Rede "relevant" gewesen seien.

Das kann schon deswegen nicht stimmen , weil US-Außenminister Powell nur sieben Tage nach Bushs Rede auf die Urangeschichte ganz bewußt verzichtete als er seine ausführliche Präsentation zum Irak vor den Vereinten Nationen gab. Anders als Bush hatte Powell nächtelang am CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia, recherchiert. Mit dem Ergebnis, dass die Information einer genauen Prüfung offenbar nicht Stand hielt.

Doch nicht nur sein Zeitgedächtnis lässt Bush derzeit im Stich. Bei der gleichen Pressekonferenz verstieg sich Bush auch zu der Behauptung: "Wir haben ihm (Saddam Hussein) die Chance gegeben, Inspektoren ins Land zu lassen. Er hat sie nicht rein gelassen. Also haben wir uns entschlossen, ihn zu stürzen, nachdem er dieses Ansinnen zurückgewiesen hatte."

Der staunende Blick von Kofi Annan, der neben Bush saß, verriet: Potus Maximus, wie ihn die Washingtoner Pressemeute gelegentlich nennt, hatte etwas durcheinander gebracht. Drei Monate vor der amerikanischen Invasion im Irak hatte Saddam Hussein die UN-Inspektoren auf Grundlage von Resolution 1443 ins Land gelassen. Und dort blieben sie bis wenige Tage vor Ausbruch des Krieges. Zugegeben, Massenvernichtungswaffen haben sie nicht gefunden. Aber danach suchen auch die USA im Irak nun schon seit Monaten vergeblich.

Bushs derbe Wortwahl hat inzwischen übrigens ihre Nachahmer gefunden. Ari Fleischer, Bushs sonst eher offiziöser Presssprecher, vergriff sich ausgerechnet in seiner letzten Pressekonferenz im Ton – die Annahme, der Uran-Deal könnte die USA zur Invasion im Irak bewegt haben, sei doch "a bunch of bull" - zu deutsch: "ein Haufen Sch ...".