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Verfahren gegen Kroatien und Türkei

18. Juni 2016

Bengalos, Prügeleien und rassistisches Verhalten: Wegen der Ausschreitungen einiger Fans ermittelt die UEFA gegen den kroatischen und den türkischen Verband. Vor allem den "vorbestraften" Kroaten droht eine hohe Strafe.

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Ein Spieler entfernt ein Bengalo vom Platz (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/R. Pratta

Gegen beide Verbände eröffnete die Europäische Fußball-Union (UEFA) Disziplinarverfahren. Beim 2:2 gegen Tschechien am Freitagabend hatten sich einige kroatische Anhänger im Stadion untereinander Schlägereien geliefert und Bengalos gezündet, woraufhin die Partie in Saint-Etienne für vier Minuten vom Schiedsrichter unterbrochen wurde. Laut UEFA sollen einige Kroaten auch mit rassistischen Äußerungen aufgefallen sein.

"Das sind Staatsfeinde"

Kroatiens Trainer Ante Cacic war nach der Partie gegen die Tschechen außer sich. "Ich nenne das eine Art von Terror. Das sind für mich keine Fans, ich nenne sie Hooligans", sagte er. Er verurteilte die Vorfälle als "Schande vor den Augen ganz Europas". Sogar das Staatsoberhaupt ächtete die Krawallmacher von Saint-Étienne. "Das sind Staatsfeinde, die ihre Mannschaft und ihr Land hassen", sagte Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic. "Schämt euch!"

Nach übereinstimmenden kroatischen Medienberichten ist eine Gruppe von 10 bis 15 Personen für die Ausschreitungen von Saint-Etienne verantwortlich. Sie seien radikale Gegner des kroatischen Fußballverbandes HNS. Sie hätten das Zünden und Werfen der Feuerwerkskörper geplant und es sogar vorab mit dem Beginn in der 85. Spielminute in den sozialen Netzwerken angekündigt. Das Ziel sei ein Spielabbruch gewesen.

Kroatische Fans im Station (Foto: Reuters)
Kroatische Spieler hatten vom Spielfeld aus versucht, beruhigend auf die Fans in den Rängen einzuwirkenBild: Reuters/J. Cairnduff

Wiederholt auffällig

Dem kroatischen Verband droht eine harte Strafe, die ähnlich wie bei Russland zum EM-Ausschluss auf Bewährung reichen könnte. Die Kroaten sind bereits mehrfach von der UEFA bestraft worden, unter anderem mit Zuschauerausschlüssen, Geldstrafen und sogar einem Punktabzug in der EM-Qualifikation. Erst im vergangen Sommer war es vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in Split zu einem Skandal gekommen: Unbekannte hatten ein Hakenkreuz in den Rasen des Stadions gebrannt. Auch bei zwei Freundschaftsspielen im März waren diskriminierende Gesänge zu hören gewesen.

Der kroatische Fußballverband HNS gab der UEFA und den Sicherheitskräften eine Mitschuld. Schließlich habe der Verband "in der Vorbereitung auf die Partie alles getan, um Zwischenfälle zu vermeiden", steht in einer HNS-Stellungnahme. "Zu diesem Zweck wurden die UEFA und Polizei vor Hooligans gewarnt."

Mindestens Geldstrafe für Türkei

Brennende Bengalos vor Zuschauerrängen (Foto: Reuters)
Auch beim Spiel Türkei gegen Spanien brannten im Stadion BengalosBild: Reuters/Y. Herman

Im Rahmen der Partie Türkei gegen Spanien (0:3) in Nizza waren ebenfalls Feuerwerkskörper gezündet und Gegenstände auf den Platz geworfen worden. Bereits vor der Partie gegen Spanien hatten einige türkische Anhänger vor den Stadiontoren Bengalos gezündet. Außerdem läuft das Verfahren wegen "eines Platzsturms" - ein Fan soll während der Partie versucht haben, auf den Platz zu gelangen. Der türkische Verband muss zumindest mit einer Geldstrafe rechnen.

Beide Fälle werden am Montag durch die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA verhandelt.

Russische Hooligans ausgewiesen

Unterdessen sind 20 russische Staatsbürger aus Frankreich ausgewiesen worden. Sie stehen im Verdacht, mit den blutigen Ausschreitungen von Marseille zu tun zu haben. Ihre Ausweisung erfolgte wegen "Störung der öffentlichen Ordnung". Nach Behördenangaben wurden die Russen in Nizza in ein Flugzeug nach Moskau gesetzt.

Bei schweren Auseinandersetzungen zwischen englischen und russischen Fans waren vor einer Woche in Marseille 35 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Die Gewalt ging offenbar vor allem von organisierten russischen Hooligans aus, fast alle Verletzte waren Engländer. Insgesamt hatte die Polizei 43 Russen in Gewahrsam genommen. 20 davon wurden wieder freigelassen, drei zu ein- bis zweijährigen Haftstrafen verurteilt.

ust/sti (dpa, sid, afp)