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Abenteuer Autoverkehr

Anke Hagedorn, Studio Brüssel3. September 2008

Wagenradgroße Schlaglöcher, unbeachtete Tempolimits, gewagte Überholmanöver – Belgiens Autoverkehr ist ein Abenteuer. Warnsignale sollen dem jetzt abhelfen – nur, in welcher Sprache?

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Bild: DW

Belgische Autofahrer haben zugegebenermaßen nicht den besten Ruf. Im Blog eines deutschen Besuchers in Belgien heißt es etwa: "Mit dem Auto nach Brüssel bzw. in Brüssel zu fahren bedarf guter Nerven, denn die Disziplin der belgischen Autofahrer entspricht in etwa der einer Horde Paviane in der Brunftzeit! Schon kurz nach der belgischen Grenze auf der Autobahn bekommt man eine Ahnung was auf einen zukommt: ohne Skrupel wird rechts überholt, die linke Spur blockiert, die 120 km/h gelten anscheinend für niemanden."

Und auch die Straßen sind nicht im besten Zustand. Trotz zum Teil sehr malerischer Aussichten außerhalb der größeren Industriezentren sollten Autofahrer den Blick nicht allzu weit schweifen lassen, denn vor allem im französischsprachigen Süden des Landes sind wagenradgroße Schlaglöcher und tiefe Risse im Asphalt keine Seltenheit. Das steht auch schwarz auf weiß im letzten Bericht des belgischen Rechnungshofes. Die Mittel, die Wallonien für Reparaturen des Straßennetzes aufwende, würden weit unter den internationalen Normen liegen, so die Kritik der Richter.

Viele Verkehrstote

Diese bestätigten auch, dass die hohe Zahl der Verkehrsunfälle im Süden Belgiens in direktem Zusammenhang mit dem schlechten Zustand der Straßen steht: Belgien weist deutlich mehr Verkehrstote auf als all seine Nachbarländer. So gab es im vergangenen Jahr 45 Verkehrstote pro eine Million Einwohner in den dicht besiedelten Niederlanden während es in Belgien 102 Verkehrstote pro eine Million Einwohner waren. Ein weiteres Problem sind die regelmäßigen Tempolimitüberschreitungen.

Um Verkehrsrowdies in die Schranken zu weisen, hat die belgische Regierung nun eine neue Maßnahme ergriffen: Entlang großer Straßen in Brüssel, Flandern und Wallonien prangen seit kurzem große Leuchtsignale, die dem Autofahrer seine momentane Geschwindigkeit mitteilen. Entspricht diese den Vorschriften erscheinen neben der Kilometerzahl ein leuchtender Smiley und eine Danksagung. Sollte der Autofahrer das Tempolimit überschritten haben, teilt ihm dies ein trauriger Smiley mit sowie die lakonische Ansage: "Zu schnell". Die schriftlichen Angaben erscheinen politisch korrekt in der Regel auf französisch und auf flämisch.

Flämisch, Französisch, beides?

Aber eben nicht in allen Gemeinden. So hat sich der frankophone Beauftragte der Brüsseler Randgemeine Wemmel darüber echauffiert, dass dort der Text nur auf flämisch aufleuchtet. Da die Sprachenfrage eine höchst sensible in Belgien ist, an der schon manche Regierung gescheitert ist, landete das Problem gleich an höchster Stelle, nämlich beim Innenminister. Der ließ mitteilen, dass die Leuchtschrifttexte nicht systematisiert worden seien sondern an den jeweiligen Autofahrer angepasst werden. Nun rätselt nicht nur die Gemeinde Wemmel darüber, wie denn um alles in der Welt ein Autofahrer beim Vorbeifahren schnell eine Übersetzung anfordern kann, sollte dies nötig sein. Zweisprachige Schilder in mehrheitlich einsprachigen Gemeinden sind jedenfalls nicht vorgesehen. Vielleicht sollte man sich bei den Leuchthinweisen nur auf Zahlen und Smileys beschränken, die sind wenigstens in beiden Landessprachen verständlich.