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Versöhnlicher Abschluss für deutsche Judoka

31. August 2014

Die deutschen Judoka enttäuschen bei der WM in Russland. Nur Karl-Richard Frey verhindert mit Bronze ein historisches Debakel.

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Judo Weltmeisterschaft in Russland Frey und Khaibulaev
Bild: picture-alliance/dpa

Als Karl-Richard Frey im Hexenkessel von Tscheljabinsk die Ehre der deutschen Judoka gerettet hatte, fiel der 100-Kilo-Koloss seinem Bundestrainer Detlef Ultsch in die Arme und weinte hemmungslos. Fünf Minuten lang hatte sich Frey im Kampf um WM-Bronze Olympiasieger Tagir Chaybulajew und knapp 5000 russischen Fans auf der Tribüne entgegengestellt - am Ende stand der größte Erfolg in Freys Karriere und kollektives Aufatmen beim Deutschen Judo-Bund (DJB).

"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagte Verbandspräsident Peter Frese dem SID und schwärmte von Freys "absoluter Traumvorstellung": "Karl-Richard hat gestanden wie eine Eins. Die ganze Halle war gegen ihn. Er hat gegen einen Weltklasse-Athleten bestanden, der das Publikum im Rücken hatte. Das ist schon der Hammer." In einem spannenden Duell behielt Außenseiter Frey mit einem großen technischen Vorteil (Yuko) die Oberhand.

Pech bei der Auslosung

Damit wendete der 23-jährige Frey die bevorstehende Schlappe des DJB ab, der seit der Einführung gemeinsamer Weltmeisterschaften für Männer und Frauen im Jahr 1987 erstmals ohne Einzelmedaille zu bleiben drohte. Nach einer Pleitenserie und zahlreichen enttäuschenden Auftritten der deutschen Top-Athleten kam der DJB letztlich aber mit einem blauen Auge davon. "Zwei Medaillen waren meine Zielsetzung. Aber wir haben am Anfang nicht gekämpft wie am Ende", sagte Frese auch mit Blick auf die beiden fünften Plätze der Schwergewichtlerinnen Franziska Konitz und Jasmin Külbs am Samstag: "Aber der Knoten ist geplatzt. Wir haben uns selber aus dem Loch herausgezogen", so Frese, der immer wieder auf die "brutal schwere Auslosung" verwiesen hatte. Am Sonntag konnte sich Frese sogar noch über zweimal Bronze im nichtolympischen Teamwettbewerb freuen.

Olympia im Visier

Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro darf das Abschneiden der deutschen Judoka dennoch zumindest als Warnschuss verstanden werden - auch wenn der Weg zu Medaillen in zwei Jahren ein kürzerer sein wird. Im Gegensatz zu Weltmeisterschaften, wo zwei Starter erlaubt sind, dürfen bei Olympia alle Nationen maximal einen Judoka pro Gewichtsklasse ins Rennen schicken. Während bei den Spielen damit rund 20 bis 35 Athleten am Start sind, geht bei der WM teilweise die dreifache Anzahl in den Medaillenkampf.

to/ck (sid)