1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Verschenkten die Banken Millionen?

29. März 2013

Eine brisante Liste mit den Namen prominenter Zyprer sorgt für neue Unruhe. Die Genannten sollen Millionenkredite von Banken erhalten haben. Zurückgezahlt wurde das Geld angeblich gar nicht oder nur zum geringen Teil.

https://p.dw.com/p/1873c
Portal der Bank of Cyprus (Foto: picture alliance/ dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die jetzt in Zypern publik gemachte Liste enthält die Namen von Firmen und prominenten Politikern der Mittelmeerinsel, die zwischen 2007 und 2012 Darlehen in Millionenhöhe von den zwei in die Schieflage geratenen Banken Bank of Cyprus und Laiki Bank erhalten haben sollen. Das Dokument wurde zunächst von der zyprischen Nachrichtenseite "24h.com.cy" und der griechischen Boulevardzeitung "Ethnos" veröffentlicht. Die Beschuldigten tauchen dort allerdings nur mit Initialen auf.

Mit vollen Namen veröffentlichte anschließend der griechische Boulevardjournalist Kostas Vaxevanis die Aufstellung. Er hatte seinerzeit auch die sogenannte Lagarde-Liste publik gemacht, auf der die Namen mutmaßlicher griechischer Steuersünder stehen, die von den Behörden in Athen jahrelang ignoriert worden waren.

Millionen verteilt

Wie im Zusammenhang mit der zyprischen Liste weiter bekannt wurde, soll beispielsweise einem Hotel, das Verbindungen zur kommunistischen AKEL-Partei haben soll, ein Kredit über 2,8 Millionen Euro von der Bank of Cyprus zur Gänze erlassen worden sein. Einer Firma, die dem Bruder eines früheren Ministers gehört, soll die Bank von 1,59 Millionen aufgenommenen Euro 1,28 Millionen Euro "geschenkt" haben.

Eine ähnliche Praxis bei der Kredit-Vergabe gab es anscheinend beim bislang zweitgrößten Geldhaus der Insel, der Laiki Bank, die jetzt abgewickelt werden soll. Das Institut soll einem Unternehmen, das im Mehrheitsbesitz eines bekannten zyprischen Politikers ist, 5,8 Millionen Dollar erlassen haben.

Zypern war vor allem wegen seines überdimensionierten Finanzsektors in Schieflage geraten. Die Banken sollen als Gegenleistung für die Zehn-Milliarden-Euro-Hilfe von EU und Internationalem Währungsfonds radikal schrumpfen.

Regierung will aufklären

Viele der Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück. Generalstaatsanwalt Petros Klerides erklärte: "Wir werden uns ab Dienstag mit den Veröffentlichungen befassen. Die Anschuldigungen werden geprüft. Weitere rechtliche Schritte gibt es bislang nicht."

Ein Regierungssprecher versprach in Nikosia umfassende Aufklärung. Die Beschuldigten würden zur Rechenschaft gezogen.

Zyperns Banken öffnen wieder

Am Euro festhalten

Ungeachtet des sich abzeichnenden Skandals bemüht sich Zyperns Präsident Nikos Anastasiades weiter um vertrauensbildende Schritte - sowohl bei der eigenen Bevölkerung als auch bei den Euro-Partnern. In einem Solidaritätsappell an seine Landsleute sprach er sich für einen Verbleib Zyperns in der Gemeinschaftswährung aus. Es werde keinen Austritt aus der Eurozone geben, bekräftigte Anastasiades und fügte hinzu: "Angesichts der aktuellen Finanzkrise müssen alle Zyprer die Last teilen." Seit 2008 gilt auf der kleinen Mittelmeerinsel die Gemeinschaftswährung. Nach den Worten von Arbeitsminister Charis Georgiades will die Regierung der Arbeitsgruppe der Eurozone bis zum 4. April ihr umfassendes und mit den Geldgebern vereinbartes Sparprogramm präsentieren.

Die Zwangsabgabe auf Geldeinlagen von mehr als 100.000 Euro zur Rettung der zyprischen Wirtschaft wird voraussichtlich bei 37,5 Prozent liegen. Das berichtete zumindest das staatliche zyprische Fernsehen unter Berufung auf die Zentralbank. Konten mit Einlagen bis 100.000 Euro werden nicht angetastet, sie unterstehen der Einlagensicherung. Zyperns Banken hatten am Donnerstag nach zwölf Tagen erstmals wieder geöffnet.

se/wl (rtr, dpa, ap, Spiegel-online)