1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Musikalische Wiederentdeckung

Gudrun Stegen10. August 2009

Der Barockfagottist Sergio Azzolini hat die Bläserkonzerte von Johann Sebastian Bach rekonstruiert.

https://p.dw.com/p/J5bZ
CD-Tipp: Sergio Azzolini (Foto: Sony Classical)
Bläserkonzerte von J.S. Bach

Der Gedanke, dass ein einmal geschaffenes Stück endgültig und unveränderbar sei, war dem 18. Jahrhundert fremd. Allerdings auch der, dass sich Jahrhunderte später Musiker und Forscher damit befassen würden, solche Doubletten ausfindig zu machen. Genau dies hat Sergio Azzolini jetzt getan. Seine These: die als Cembalo-Konzerte gekannten Werke waren ursprünglich für Blasinstrumente komponiert.

Spielwiese Barock

Einfach nur ein andres Instrument nehmen oder eine bekannte Melodie etwas variieren? Diese Frage haben sich Komponisten zur Zeit von Johann Sebastian Bach durchaus gestellt. Und es war üblich, eine Musik, die man als besonders gelungen ansah, in einem anderen Zusammenhang wieder zu verwenden. Der Experimentierlust waren da keine Grenzen gesetzt.

Wiederentdeckt

Teile eines Fagotts (Quelle: Wikipedia, Fotograf: Mezzofortist,
Teile eines FagottsBild: Wikipedia / Mezzofortist

Bei den Cembalo-Konzerten von Johann Sebastian Bach sind sich viele Musikwissenschaftler einig, dass es sich hier um Bearbeitungen älterer Werke handelt. Die Verbindung zu einigen Kantaten ist deutlich hörbar, trotz aller Korrekturen und Veränderungen, die Bach daran vorgenommen hat. Und viele Melodien lassen den Schluss zu, dass sie ursprünglich für Blasinstrumente geschrieben waren. Aber sind es tatsächlich die als verschollen geltenden Bläserkonzerte?

Hörgenuss

Der Fagottist Sergio Azzolini hat die Cembalo-Konzerte darauf hin unter die Lupe genommen und meint: Ja! Denn bei den originalen Fassungen der Werke sind – so glaubt er - Oboe und Fagott mit im Spiel gewesen. Höchst akribisch hat er darauf hin zusammen mit Mitgliedern der Kammerakademie Potsdam die Bläserfassungen rekonstruiert. Entstanden ist dabei sogar auch ein Tripelkonzert für zwei Oboen und Fagott. Aber ganz gleich, ob seine Vermutung richtig ist oder nicht: in erster Linie zählt doch die Musik, das klangliche Ergebnis. Und das kann sich hören lassen. Denn Sergio Azzolini motiviert die Mitglieder der Kammerakademie Potsdam zu einem lebendigen Spiel und achtet auf eine feine klangliche Balance. Klare Konturen und ein dynamischer Feinschliff erhöhen den Hörgenuss, so dass das eher wissenschaftliche Konzept dieser CD doch recht schnell in Vergessenheit gerät.