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Maschinenbauer spüren Krise

Harald Schmidt (dpa)1. Oktober 2012

Die Durststrecke im deutschen Maschinenbau hält an. Zwar geht es bei Umsatz und Produktion weiter aufwärts. Doch die noch gut gefüllten Orderbücher leeren sich zusehends. Das trübt den Ausblick.

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Meuselwitz (Thüringen): An einem riesigen Riemengetriebe, das für eine Walzenschleifmaschine bestimmt ist, arbeitet am 25.09.2003 der angehende Mechatroniker im dritten Lehrjahr Christian Kühn in der Machinenfabrik Herkules GmbH. Derzeit arbeitet die Firma an einem Großauftrag für einen Kunden aus Shanghai. Das ostthüringische Unternehmen mit 220 Mitarbeitern gehört seit 1992 zur Herkules-Gruppe (Siegen) und produziert Walzenbearbeitungsmaschinen und Ausrüstungen für Walzenwerkstätten für die Stahl,- Metallurgie- und Papierindustrie in der ganzen Welt. Zu den wichtigsten Abnehmerländern gehören neben China auch die USA, Russland, Kuwait, Saudi Arabien Kanada und Schweden. (Ger01-290903)
Walzenbearbeitungsmaschinen für ChinaBild: picture-alliance/ZB

Die von der Schuldenkrise verunsicherten Unternehmen stellen ihre Investitionen in Maschinen und Anlagen zurück: Das hat den mittelständisch geprägten deutschen Maschinenbau im August erneut getroffen. Bei den Betrieben gingen real elf Prozent weniger Bestellungen ein als im Vorjahr, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Montag (01.10.2012) in Frankfurt mitteilte. Damit lagen die Auftragseingänge zum zehnten Mal in Folge unter dem Niveau des Vorjahres.

"Der August war für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer ein verregneter Monat", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. "Das Inlandsgeschäft enttäuschte abermals, wir haben ein Minus von 18 Prozent wie schon im Juli. Das Ausland konnte diesen Rückgang dieses Mal nicht kompensieren, hier zeichnen wir ein Minus von sechs Prozent." Sowohl aus den Euro-Partnerländern (minus neun Prozent) als auch aus den Nicht-Euro-Ländern (minus fünf Prozent) seien weniger Bestellungen eingegangen - Wiechers sieht darin ein Indiz für die derzeit große Verunsicherung.

Maschinenbauer trotzen der Krise

Bereitschaft zum Investieren sinkt

Die Maschinenbauer dürften nicht die einzige Branche sein, die die Investitionsflaute trifft. Denn aus Sicht der staatlichen Förderbank KfW ist die gute Investitionskonjunktur in Deutschland zu Ende: "Die globale Wachstumsschwäche kombiniert mit der Rezession in der Eurozone führen zu Zurückhaltung in der Kapazitätsplanung der Unternehmen", berichtete die Bankengruppe am Montag.

Im zweiten Quartal hätten die Unternehmensinvestitionen stärker nachgegeben als erwartet, so dass sie 2012 um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr schrumpfen würden. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner fürchtet: "Leider müssen wir für das kommende Winterhalbjahr mit einem weiteren Rückgang der Unternehmensinvestitionen rechnen." Eine langsame Erholung setze erst 2013 ein, nachdem die Weltwirtschaft ihr Tief durchschritten habe.

Der Maschinenbau setzt derweil auf einen Befreiungsschlag durch den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM und den angekündigten Kauf von Staatsanleihen notleidender Länder durch die Europäische Zentralbank (EZB). "Wir rechnen damit, dass die Auftragseingänge in den kommenden Monaten wieder anziehen, sobald ESM und EZB bei potenziellen Investoren wirken", sagte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Zunächst rechnet der VDMA aber mit schlechten Geschäften im vierten Quartal, auch das erste Quartal 2013 dürfe schwierig werden.

Nicht nur schlechte Nachrichten

Aktuell ist die Situation der Branche aus Verbandssicht durchwachsen: "Wir haben positive Zuwachsraten bei Produktion und Umsatz zwischen vier und sechs Prozent. Die Exporte expandieren sogar um 8,5 Prozent - die Rückgänge in China und anderen europäischen Märkten können mehr als kompensiert werden durch gutes Geschäft in Russland, vor allem aber in den USA", betonte Wiechers.

Auch die Beschäftigung sei bis zuletzt gestiegen. Ende Juli beschäftigten die Betriebe 974. 000 Menschen - 26.000 mehr als Ende 2011. Allerdings sei die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen jüngst gesunken: "Hier rechnen wir mit einer Stabilisierung - also kein weiterer Aufbau mehr, aber auch kein Abbau."

Nach einem überraschend starken Jahresauftakt hatte der VDMA kürzlich seine Jahresprognose für die Produktion von Stagnation auf plus 2 Prozent angehoben. "Für 2013 gehen wir ebenfalls von einem Plus von 2 Prozent aus", sagte Wiechers. Die Maschinenbauer rechnen mit einem schwachen Jahresbeginn, danach werde sich die Geschäftstätigkeit beleben und die Produktion wieder anziehen: "Insgesamt halten die Maschinenbauer Kurs."