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Urteil 42 Jahre nach Pakistan-Krieg

5. Februar 2013

In Bangladesch muss ein islamistischer Oppositionsführer wegen Kriegsverbrechen lebenslang hinter Gitter. Ein Generalstreik gegen das Urteil legte das Land weitgehend lahm.

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Der verurteilte Islamist Abdul Quader Mollah vor dem Gericht in Dhaka (foto: AFP/Getty Images)
Bild: Strdel/AFP/Getty Images

"Allahu Akbar", rief Abdul Quader Mollah im Gerichtssaal in Dhaka aus und bezeichnete alle Vorwürfe als haltlos und politisch motiviert. Der 64jährige Mollah (Artikelfoto), einer der Chefs der größten islamischen Partei Bangladeschs, wurde wegen Massenmords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Unabhängigkeitskrieges vor 42 Jahren jetzt zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Partei, die Jamaat-e-Islami, hatte schon in Erwartung des Urteils zum Generalstreik aufgerufen. Geschäfte und Schulen in der Hauptstadt waren geschlossen, es gab kaum Verkehr. Bei Ausschreitungen in mehreren Städten gab es mindestens ein Todesopfer.

Eigentlich hätte Mollah die Todesstrafe verdient, der Richter habe ihn jedoch nur mit lebenslänglichem Gefängnis bestraft, bedauerte Generalstaatsanwalt Mahbubey Alam. Schließlich sei der Angeklagte damals an der Ermordung von mehr als 350 Menschen nahe Dhaka "direkt beteiligt" gewesen.

Bangladeschs Generalstaatsanwalt Mahbubey Alam vor der Presse (foto: AP)
Generalstaatsanwalt Alam forderte die TodesstrafeBild: picture alliance/AP Photo

Umstrittenes Sondergericht

Wegen Kriegsverbrechen in dem neun Monate langen Kampf Bangladeschs (früher: Ostpakistan) um die Abspaltung vom damaligen West-Pakistan im Jahre 1971 wurden weitere fünf islamistische Spitzenfunktionäre schuldig gesprochen. Im Januar war das erste Mitglied der Jamaat-e-Islami von dem eigens für diesen Prozess eingerichteten Tribunal abgeurteilt worden: Der Prediger Abul Kalam Azad erhielt die Todesstrafe, in Abwesenheit.

Die Islamisten werfen den Behörden vor, das Verfahren aus politischem Kalkül angestrengt zu haben. Die Regierung hat das bestritten.

Auch internationale Menschenrechtsgruppen haben kritische Fragen zum Prozessverlauf gestellt. So verschwand ein wichtiger Zeuge der Verteidigung. Jamaat-e-Islami war ein wichtiger Bündnispartner der früheren Ministerpräsidentin Khaleda Zia, einer langjährigen politischen Rivalin der derzeitigen Regierungschefin Sheikh Hasina. Zia hat das Tribunal als Farce bezeichnet, während Hasina Zia aufforderte, nicht länger jene zu unterstützen, die gegen die Unabhängigkeit gekämpft hätten.

SC/wl (AP, afpe, dpae)