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Verwirrung um angebliches Iran-Interview

26. Juni 2012

Schon an seinem ersten Tag im Amt hat der ägyptische Präsident Mursi für Wirbel gesorgt. In einem Interview soll er sich dem Iran angenähert und Israel vor den Kopf gestoßen haben. Mursi bestreitet das. Was ist nun wahr?

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Mohammed Mursi in einer Fernsehansprache (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Ausweitung der ägyptisch-iranischen Beziehungen werde "ein wirksames strategisches Gleichgewicht in der Region" herstellen, auch der Friedensvertrag mit Israel müsse "revidiert" werden. Das soll der der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi der iranischen Nachrichtenagentur Fars gesagt haben. Die regimenahe Agentur behauptet, das Interview mit Mursi sei am Sonntag geführt worden und zwar wenige Stunden, bevor er zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt worden sei.

Am Montagabend ließ Mursi den Bericht dementieren. "Der Präsident hat dieser Agentur kein Interview gegeben, und das, was veröffentlicht wurde, entbehrt jeder Grundlage", sagte sein Sprecher der staatlichen ägyptischen Nachrichtenagentur MENA.

Ägypten zwischen den Stühlen

Israel fürchtet eine Verschlechterung des ohnehin frostigen Verhältnisses zu Ägypten, falls Kairo sich enger mit Israels Erzfeind Teheran zusammenschließen sollte. In Jerusalem ist man zwar unglücklich über den Wahlausgang in Ägypten, der die Muslimbruderschaft an die Macht gebracht hat, will es sich aber mit dem neuen Präsidenten keineswegs verderben. Gute Beziehungen zu dem ägyptischen Militär sind für Israel von existenzieller Bedeutung: Zum einen hat der Oberste Militärrat in Kairo dem Präsidenten wichtige Befugnisse entzogen, wie die Entscheidung über einen Krieg. Zum anderen ist Israel an der mehr als 200 Kilometer langen Grenze auf Ägyptens Unterstützung im Kampf gegen Terroristen und Schmuggler angewiesen.

Ägypten war 1979 das erste arabische Land, das einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen hat. Es spielt in der Region eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen Israel und der Hamas sowie im brachliegenden Nahost-Friedensprozess, die es auch nach dem Wahlsieg der ägyptischen Islamisten weiter ausfüllte. Unter Mubarak war das Verhältnis der Führung in Kairo zum Iran eher frostig, aber auf ihn war einigermaßen Verlass, wenn es um die Einhaltung internationaler Verträge ging.

Ägypten: Mursi wirbt um Vertrauen

Teheran hatte dagegen den Wahlsieg des 60-jährigen Islamisten Mursi am Sonntag begrüßt. Präsident Mahmud Ahmadinedschad erklärte, er wünsche verstärkte bilaterale Beziehungen. Das Ajatollah-Regime hatte die diplomatischen Beziehungen zu Ägypten 1980 abgebrochen, um gegen den Friedensvertrag mit Israel zu protestieren. Seit 15 Jahren strebt Teheran eine Aufwertung der Beziehungen an, stieß jedoch bei Mubarak auf taube Ohren.

rv/kle (dpa, afp)