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Verzweifelte Lage der Einwohner Aleppos

1. August 2012

Tausende sitzen zwischen den Fronten fest und suchen Schutz in Moscheen. Die Lebensmittelvorräte schwinden. Im erbitterten Kampf um die syrische Millionenstadt Aleppo zahlen die Zivilisten den höchsten Preis.

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Eine Frau trägt ihr Kind in einem Vorort von Aleppo durch eine Straße voller Trümmer (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Syrien gleitet in eine humanitäre Tragödie gewaltigen Ausmaßes ab", sagte die EU-Kommissarin für Hilfsaktionen, Kristalina Georgieva, in Brüssel. Sie forderte Gefechtspausen, damit sich Zivilisten ohne Furcht um ihr Leben aus den Kampfgebieten retten können. Durch Feuerpausen müsse auch der Zugang von humanitären Helfern gewährleistet werden. Dies schreibe auch das Völkerrecht vor, erklärte die Kommissarin. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind in den vergangenen Tagen mehr als 200.000 Menschen aus der Millionenstadt Aleppo geflohen.

Beide Seiten melden Erfolge

Die militärische Lage in der seit vier Tagen heftig umkämpften nordsyrischen Wirtschaftsmetropole wird zunehmend unübersichtlicher. Die Kampflinien ziehen sich mitten durch Wohngebiete. Sowohl die Aufständischen der Freien Syrischen Armee als auch die Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad sprechen von Erfolgen. Das Staatsfernsehen berichtete, die Armee gehe gegen "Terroristen" in der Stadt vor. Die aufständische Seite habe "enorme Verluste" hinnehmen müssen.

#video#Hingegen teilten Vertreter der Rebellen mit, sie kämpfen sich Richtung Stadtzentrum vor. Nach Angaben eines Kommandeurs griffen die Assad-Gegner zentrale Einrichtungen des Regimes in Aleppo an, so das örtliche Hauptquartier der herrschenden Baath-Partei und ein Militärkrankenhaus. Bei der Eroberung von zwei Polizeistationen sollen etwa 40 Polizisten getötet worden sein.

Offenbar Hinrichtungen durch Rebellen

Laut einem im Internet veröffentlichten Video haben Rebellen in Aleppo mehrere gefangengenommene Anhänger Assads hingerichtet. Es handele sich um Mitglieder des Stammes al-Berri, hieß es. Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte verurteilte die Exekutionen als kriminelle Racheakte. Der Stamm der al-Berri sei Assad treu ergeben. Stammesmitglieder hätten an der Seite der Sicherheitskräfte Proteste in Aleppo niedergeschlagen, teilte ein Sprecher mit.

In New York begann die UN-Vollversammlung mit Beratungen über eine neue von Saudi-Arabien eingebrachte Syrien-Resolution. Der Entwurf wendet sich gegen den Gebrauch von chemischen und biologischen Waffen, verurteilt die anhaltende Gewalt und ruft zu einem demokratischen Wandel in dem Land auf. Diplomaten erwarten eine große Zustimmung unter den 193 UN-Mitgliedsländern. Eine Abstimmung wird allerdings nicht vor Donnerstag erwartet. Zudem ist eine Resolution der Vollversammlung der Vereinten Nationen nicht bindend.

Bereits im Februar hatte die UN-Generalversammlung eine Resolution verabschiedet, in der die Gewalt in Syrien verurteilt wurde. Unter den zwölf Ländern, die dagegen gestimmt hatten, waren Russland und China. Beide Staaten haben im UN-Sicherheitsrat mehrmals ihr Veto gegen Resolutionen eingelegt, die dem Regime in Syrien mit wirtschaftlichen Sanktionen drohen sollten.

wl/SC (rtr, afp, dapd, dpa)