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Die Festival-Highlights 2011

6. Juni 2011

Mit Rock am Ring startet Anfang Juni traditionell die Saison der Open Air Festivals in Deutschland. Ob mit oder ohne Zeltdach, Musik Open Air gehört für viele zu den Höhepunkten des Jahres.

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Rock am Ring 2011 (Foto: dapd)
Eifel: Auch 2011 wieder ein Besucher-Magnet: "Rock am Ring"Bild: dapd

Sich für ein Wochenende treffen, zelten, zusammen Spaß haben und vielleicht noch die eine oder andere gute Band hören. Das ist seit Woodstock ein festes Sommerritual geworden. Mal sind es drei, vier Nachwuchsbands, die die örtliche Kirchengemeinde auf dem Platz der lokalen Fußballmannschaft auftreten lässt, mal die großen Stars, die auf Mega-Bühnen vor bis zu 80.000 Fans die kollektive Ekstase zelebrieren. Es gibt Festivals, bei denen die großen Namen zählen, Festivals, auf denen man Neues entdecken kann, oder Festivals mit einem thematischen Konzept. Einige Highlights des Festival-Kalenders 2011 stellen wir Ihnen hier vor.

Avantgarde und Abtanzen: Moers Festival

Fotomontage Moers Festival (Foto: DW Montage Moers Festival)
Moers: Improvisiertes, Innovatives und TraditionellesBild: DW-Montage

Heute hören, was morgen gespielt wird: So heißt es auch 2011 beim Moers Festival (10. - 13. Juni). Zum 40sten Mal beherbergt die Stadt Moers am Niederrhein das legendäre Festival, das sich seit jeher vor allem der improvisierten Musik verschrieben hat. Jazz, Elektronik, Pop, Avantgarde: Alles ist hier möglich, und schräge oder ungewohnte Töne sind durchaus gewollt. Neben aktueller improvisierter Musik aus New York, Norwegen oder Japan gibt es allerdings seit langem auch innovatives Singer-Songwriting, traditionelle Musik fremder Kulturen oder weltweite Tanzmusik. Zu den Highlights gehören in diesem Jahr die Auftritte des südafrikanischen Pianisten Abdullah Ibrahim, die Salsa von La-33 aus Kolumbien oder der Nigerianer Seun Kuti mit seiner Band Egypt 80.

Rock total: Hurricane Festival

Hurricane Festivalgelände mit Grill (Foto: DW)
Scheeßel: Festival-Katastrophen und alternativer RockBild: DW

"Es rockt die Heide" hieß es schon 1973 in Scheeßel. Hurricane gründete sich als eines jener typischen Post-Hippie-Festivals zwischen Kraut- und Jazzrock, doch die junge Tradition fand 1977 ein jähes Ende. Aufgebrachte Fans brannten die Bühne nieder, weil zahlreiche Top-Acts wegen interner Querelen nicht auftraten. Lange Zeit war der Name Scheeßel Synonym für Festival-Katastrophen, doch seit 1997 arbeitet das Hurricane-Festival daran, den Ruf der Gemeinde als norddeutsches Woodstock wieder herzustellen. Seither haben sich das Hurricane-Festival und das gleichzeitig stattfindende Southside zur Nummer Zwei nach Rock am Ring entwickelt. Vom 17. bis 19. Juni 2011 steht hier nach wie vor alternativer Rock auf dem Programm; in diesem Jahr sind die großen Namen Foo Fighters, Arcade Fire oder Portishead.

Das Trüffelschwein-Festival: c/o Pop Köln

Musiker vom Festival (Foto: flickr)
Köln: kein Festivalgelände, aber Konzerte in der ganzen StadtBild: festival c/o pop

Traditionell versteht sich Köln als die deutsche Hauptstadt der elektronischen Musik, und dementsprechend kann man beim c/o Pop Festival auch immer wieder reichlich Elektronik von Dance bis experimentell erwarten. Das fünftägige Festival entstand vor acht Jahren, als der Weggang der Popkomm nach Berlin eine große Lücke in der Kölner Musiklandschaft zurückließ. Bei der c/o Pop gibt es kein Festivalgelände mit Zeltplatz und Schlamm, sondern die einzelnen Konzerte verteilen sich über die ganze Stadt, von der kleinen Kneipe bis zur Philharmonie und dem großen Open-Air-Gelände. Das Programm bietet allerdings weit mehr als Elektronik, und die Veranstalter sind besonders stolz darauf, immer wieder Neuentdeckungen zu präsentieren. Jan Delay oder Arcade Fire spielten hier, bevor sie berühmt wurden, und Weltmusik und Pop in all ihren Facetten finden auch ihren Platz. Dieses Jahr darf man sich vom 22. - 26. Juni auf Deutschpop mit etwa Philipp Poisel oder Wir sind Helden freuen und den kommenden Soul-Weltstar Janelle Monáe bewundern.

Magische Momente in Thüringen: TFF Rudolstadt

Straßenmusiker (Foto: dpa)
Rudolstadt: Überall in der Stadt wird musiziert - auch im LiegenBild: picture-alliance/dpa

Musik aus aller Welt, Tanz und diverse thematische Schwerpunkte: Das hat beim TFF in der Thüringer Kleinstadt Rudolstadt Tradition. In Ausgabe 21 vom 30. Juni bis zum 3. Juli kann man die Vielfalt der Schweizer Musikszene bestaunen, erleben wie Harfenisten aus aller Welt zusammenspielen und Größen wie Youssou N´Dour oder Dr. John zujubeln. Über 20 Bühnen sind beim Tanz- und Folkfest im Heinepark, der malerischen Altstadt und auf der Heidecksburg aufgebaut, in allen Straßen und Gassen erklingt Musik, und die so entstehende Festival-Atmosphäre ist einmalig. Mit 70.000 Besuchern ist das TFF seit längerem an der Kapazitätsgrenze, aber das Programm wird in diesem Jahr zum ersten Mal von drei auf vier Tage erweitert.

Singen im Dreiländereck: Stimmen Festival Lörrach

Stimmen-Festival (Foto: Stimmen-Festival)
Lörrach: Musik, Literatur und Theater, dabei steht die Stimme im VordergrundBild: STIMMEN-Festival

Nein, hier kommt kein Woodstock-Gefühl auf. Beim Stimmen-Festival gibt es weder Zeltplätze noch Festivalwiesen. Das Programm zieht sich vom 07.- 31. Juli über mehrere Wochen und besteht aus 31 Einzelkonzerten. Im Mittelpunkt aller Veranstaltungen steht die menschliche Stimme in all ihrer Vielfalt. Klassische und sakrale Ensembles stehen ebenso auf der Bühne wie Stars von Weltrang wie Erykah Badu und Jamie Cullum. Ein Programmpunkt verspricht ein interessantes musikalisches Zusammentreffen persischer Sufi-Musik mit den Gedichten Johann Wolfgang Goethes, daneben stehen auch ein Amateur-Gesangstag und diverse internationale Gesangsworkshops auf dem Programm. Vor 18 Jahren startete das Stimmen-Festival in Lörrach, inzwischen hat es sich auch auf kleinere Spielstätten in der Schweiz und im Elsass ausgedehnt.

Electro unter Baggern: Melt! Festival Gräfenheinichen

Seifenblasen beim Melt! Musikfestival (Foto: Sebastian Witte)
Gräfenheinichen: Indie- und Electromusik an drei TagenBild: Sebastian Witte

Europas größtes Indie- und Electro-Fest zieht mittlerweile 30.000 Besucher in den ehemaligen Tagebau nördlich von Leipzig. Vor der Kulisse alter Braunkohlebagger spielen hier vom 15. - 17. Juli wieder Bands, die eher eingeweihten Fans als Otto Normalverbraucher bekannt sind. Beim Melt! kann man also hin und wieder wirklich Neues entdecken oder auch nur feststellen, dass Rock und Pop vielleicht gar nichts Neues mehr bieten können. Engagement für den Klimaschutz ist den Festivalmachern ein besonderes Anliegen. Man bietet Sonderzüge mit Schlafgelegenheit und sogar eine einwöchige "Fahrradtournee" mit dem Festivalort als Ziel an. Nur das Müllproblem ist auch hier noch nicht gelöst.

Heavy Metal auf dem Land: Wacken Open Air

Eine mit Schlamm bedeckte Besucherin des Wacken Open Air Festivals (Foto: AP)
Wacken: Auch Schlamm kann die gute Laune nicht abhaltenBild: AP

Das erste Wacken Open Air wurde 1990 veranstaltet. Damals kamen 800 Besucher in das schleswig-holsteinische Dorf, und einer der Organisatoren spielte selbst als Bassist bei einer der auftretenden Bands mit. Heute ist Wacken das größte Heavy Metal Festival der Welt mit über 80.000 Besuchern. Vor allem aber ist Wacken ein Beispiel dafür, wie sich Heavy Metal und norddeutsches Dorfleben einmal im Jahr symbiotisch verbinden. Nicht umsonst wird das Festival jedes Jahr von der örtlichen Feuerwehrkapelle, den "Wacken Fire Fighters" eröffnet, und die Bilder von Metal Fans, die nach der Veranstaltung das Gelände von Müll befreien, sind legendär. Heavy Metal auf dem Land findet vom 04. - 06. August statt.

Die Wiederbelebung des Flughafens: Berlin Festival

Flughafengelände Tempelhof (Foto: dapd)
Berlin: Festivalatmosphäre auf dem Rollfeld des ehemaligen Flughafens TempelhofBild: dapd

Zeitweilig hieß es, das Berlin Festival würde 2011 nicht stattfinden. Im letzten Jahr war das Event auf dem ehemaligen Flughafen Berlin Tempelhof wegen Überfüllung abgebrochen worden, so dass einige angekündigte Bands nicht auftreten konnten. Doch das Sicherheitskonzept wurde geändert, und in diesem Jahr gibt es diverse gute Gründe, das Festival am 09. und 10. September zu besuchen. Das Programm pendelt zwischen Indie Rock und Clubmusik und bietet einige Highlights, etwa die Klassiker Kruder und Dorfmeister, den Techno Super Star DJ Hell oder die New Yorker Hercules and Love Affair. Gespannt sein darf man auch auf die Auftritte von Beirut oder Buraka Som Sistema. Und wenn’s auf dem Flughafen zu Ende geht, wird in einem Kreuzberger Club weitergetanzt.

Autor: Matthias Klaus
Redaktion: Suzanne Cords