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Viel Wind um den Wind

Oliver Pieper/(pt)13. Mai 2002

Während viele Unternehmen über die schwächelnde Konjunktur und sinkende Umsätze klagen, ist die deutsche Windenergie geradezu im Aufwind.

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Deutsche Windkraftanlagen könnten auch bald in Südamerika stehenBild: AP

Ein Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro im letzten Jahr, 353 neu errichtete Windräder im ersten Quartal dieses Jahres und 3.000 neue Jobs in der Branche bis Ende 2002 – Deutschland baut seine Position als Windkraft-Weltmeister weiter aus. Damit sei "aus der Lokomotive Windkraft ein ICE" geworden, meint Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes Windenergie. Denn der Anteil des Windstroms am Gesamtstrom betrage nun etwa 3,5 Prozent. "Und die Aussichten für die nächsten zehn Jahre auf etwa zehn Prozent des Gesamtstroms zu kommen, steigen damit", so Ahmels.

Vom Kleinunternehmer zum Wind-Tycoon

Marktführer in Deutschland in Sachen Windenergie ist das Auricher Windkraft-Unternehmen Enercon mit einem Marktanteil von über 50 Prozent. Enercon, das ist Aloys Wobben, der das Unternehmen 1984 gegründet hat. Vor 18 Jahren bestand die Firma noch aus ihm und einer Sekretärin, heute beschäftigt der Diplom-Ingenieur 4.200 Personen plus 15.000 in der Zuliefererindustrie, Tendenz steigend. Aloys Wobben hat schon genaue Pläne für die Zukunft. Seine Version: Mit Windenergie Elektrizität schaffen, so dass Elektroautos mit Energiespeichern fahren. Oder Off-Shore-Windturbinen, die Wasserstoff erzeugen, die sich dann für den Strassenverkehr nutzen lassen.

Atomenergie im Aufwind - per Wahlprogramm

Die Visionen des Aloys Wobben könnten allerdings schon am 22. September 2002 einen empfindlichen Dämpfer erhalten: wenn die Union die Wahlen gewinnt und den Atomausstieg wie angekündigt rückgängig macht. Die milliardenhohen Subventionen an die Atomindustrie und in die Steinkohle sind dem Enercon-Chef schon seit langem ein Dorn im Auge: "Man sollte sämtliche Subventionen abschaffen, das wäre das schönste System. Nebenbei gibt es bis heute kaum ein Kraftwerk, das ohne Subventionen gebaut worden ist. Wenn die weg wären, dann hätten wir dieses Thema nicht. Dann würde Windenergie ganz normal da sein. Die Windenergie ist, volkswirtschaftlich gesehen, die preiswerteste Energie, die wir haben können."

Deutsche Windenergie - internationale Nachahmer

Die Windenergie weckt aus diesem Grunde auch internationales Interesse: Nach Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Spanien, Schweden und Österreich exportiert Enercon innerhalb der Europäischen Union. Hinzu kommen Windparks in Australien, Indien, Brasilien und Argentinien. Doch damit ist das Wachstumspotential für Enercon noch längst nicht ausgeschöpft.

Der findige Windarchitekt Wobben will in Patagonien expandieren: "Wir haben Maschinen in Patagonien. Der Wind liegt in Patagonien auf der Strasse. Die Windturbinen machen ungefähr drei mal so viel Ertrag wie in Deutschland. Und natürlich müssen wir uns überlegen: Kann man diese Ressource zum Beispiel nutzen, um die Energie nach Japan zu verschiffen? Darüber denken wir nach, wie das geht, denn Sie wissen, Japan hat keine Energiereserven. Wenn es eine Möglichkeit gibt, diese regenerative Energie in Patagonien zu nutzen und sie nach Japan zu bringen, das wäre eine fantastische Lösung."