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Viel Wirbel um Mohammed-Witz

Sabine Damaschke14. März 2015

Aus Angst vor Terroranschlägen hatte die Stadt Hanau eine Werkschau der Karikaturisten Greser und Lenz abgesagt. Die beiden Künstler wollten auch eine Mohammed-Karikatur zeigen. Nun findet die Ausstellung doch statt.

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Ein Besucher schaut sich die Bilder der Ausstellung "Das ist ja wohl ein Witz!" der Karikaturisten Greser & Lenz an. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

"Spalten statt versöhnen" - so lautet das Motto der beiden deutschen Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz. Mit ihren Zeichnungen wollen die Künstler seit 1996 die Leser der konservativen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) zum Lachen bringen. Was nicht immer gelingt. Regelmäßig beschimpfen Leser die Zeichnungen als "geschmacklos", "niveaulos" oder gar "widerwärtig". Greser und Lenz freut das. Denn wer als Karikaturist nicht mehr provoziert, kann ihrer Ansicht nach gleich aufhören.

Also veröffentlichten die beiden Künstler kurz nach den Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" eine Mohammed-Karikatur, die sie auch gerne im Rahmen einer Ausstellung in der hessischen Stadt Hanau zeigen wollten. Doch die Stadt sagte die Werkschau im Januar aus Angst vor Terroranschlägen ab - und erntete dafür jede Menge Kritik. Nun findet die Ausstellung ab dem 14. März doch statt, "unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen", wie es hieß.

Die Karikaturisten Greser und Lenz stehen am Schreibtisch ihres Büros in Aschaffenburg. (Foto: dpa)
Schmiedewerkstatt für provozierende Ideen: In ihrem Aschaffenburger Büro zeichnen Greser und Lenz die KarikaturenBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Fleißig, provokant und preisgekrönt

Lange war unklar, ob Greser und Lenz ihre Mohammed-Karikatur ausstellen werden. Anfang März wurde aber bekannt, dass unter den 220 präsentierten Zeichnungen auch diese Karikatur zu sehen ist. Sie zeigt Jesus und Mohammed auf einer Wolke. Jesus sagt zu ihm: "Mohammed, ich fasse es nicht! Wegen deiner Idioten müssen wir jetzt auf die wunderbaren Witze über uns verzichten!" Wer die Karikatur sehen möchte, muss übrigens in die Ausstellung gehen, denn Greser und Lenz haben weitere Veröffentlichungen untersagt.

Unter dem Titel "Das ist ja wohl ein Witz" zeigen die beiden studierten Grafiker einen Querschnitt ihres mehrere tausend Zeichnungen umfassenden Werks. Dabei geht es vor allem um Politik und Zeigeschichte. Schon seit Jahrzehnten veröffentlichen der 53-jährige Achim Greser und der 57-jährige Heribert Lenz unter anderem in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und im Magazin "Focus". Früher waren sie auch für das Satiremagazin "Titanic" tätig. Für ihre Arbeit wurden sie mehrfach ausgezeichnet, darunter 2004 mit dem "Geflügelten Bleistift" in Gold des Deutschen Karikaturenpreises.

Keine Angst vor dem Terror

Das Duo war mit einigen der ermordeten "Charlie Hebdo"- Karikaturisten befreundet. Der Anschlag in Paris hat sie schockiert, aber nicht davon abgehalten, gerne weiter zu provozieren. Wer sie fragt, ob die Attentate etwas an ihrer Einstellung und Arbeit verändert haben, bekommt zur Antwort: "Selbstverständlich. Wir haben unsere Zeichentische nach Mekka ausgerichtet." Angst, selbst Opfer eines Anschlags zu werden, hat das Duo nicht. Nach der Ankündigung der Stadt Hanau, die Schau aus Sicherheitsgründen abzusagen, stimmten die beiden Künstler in die breite Kritik ein und sprachen von einem "Triumph der Terroristen" und von "Hosenscheißerei".

In einem Interview mit der FAZ gaben sie aber auch zu, nicht "das Zeug zum Märtyrer" zu haben. Insofern dürften beide wohl nicht unglücklich darüber sein, dass die Werkschau nun doch stattfindet, aber die Stadt rund 120.000 Euro für ein Schutzkonzept mit einem privaten Sicherheitsdienst ausgegeben hat. Sie wollten allein schon deshalb nicht sterben, so Achim Greser, "weil wir christlich erzogen sind und uns in unserem Paradies keine Jungfrauen versprochen werden". Und ganz Provokateur fügt er hinzu: "Bestenfalls die alten Weiber, die jetzt noch in die Kirche gehen."

Schloss Philippsruhe in Hanau (Foto: dpa)
Schloss unter Polizeischutz: Hier findet die Ausstellung in Hanau stattBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt