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Razzia gegen IS in der Türkei

27. Oktober 2015

Die Türkei geht weiter gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vor. Die Behörden wollen sich hier keine Untätigkeit vorwerfen lassen, wo doch zugleich die Kurden weiter das Ziel türkischer Attacken sind.

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Türkei Polizisten in Istanbul ARCHIV
Bild: Reuters/H. Aldemir

Die türkische Regierung hat ihre Kampagne gegen Extremisten wenige Tage vor der Parlamentswahl fortgesetzt. Bei mehreren Razzien nahm die Polizei am Dienstag 71 mutmaßliche Mitglieder der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) fest, wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete. Die Armee stoppte an der Grenze zu Syrien nach eigenen Angaben 17 IS-Sympathisanten.

Im Morgengrauen gab es dem Bericht zufolge zeitgleich mehrere Einsätze gegen IS-Zellen in der zentralanatolischen Stadt Konya. 30 mutmaßliche Dschihadisten seien festgenommen worden. In Istanbul wurden bei Razzien gegen mutmaßliche IS-Anhänger 21 Verdächtige in Gewahrsam genommen, unter ihnen sieben Minderjährige. In der östlich von Istanbul gelegenen Stadt Kocaeli setzte die Polizei bei einer Anti-IS-Razzia 20 Menschen fest.

Die türkische Armee vermeldete außerdem die Festnahme von 17 IS-Sympathisanten im Grenzgebiet zu Syrien. Die Verdächtigen hätten versucht, nahe Elbeyli über die Grenze zu gelangen, um sich dem Kampf der Dschihadisten im syrischen Bürgerkrieg anzuschließen.

Erst am Montag waren in Diyarbakir im Südosten des Landes neun Menschen bei einer Polizeirazzia gegen mutmaßliche Anhänger des "Islamischen Staates" getötet worden: zwei Polizisten und sieben mutmaßliche IS-Mitglieder.

Untätig, nachlässig?

Der türkischen Regierung war nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara am 10. Oktober, bei dem 102 Menschen getötet wurden, Untätigkeit und Nachlässigkeit gegenüber den IS-Extremisten vorgeworfen worden. Die Behörden sehen den IS, der in Syrien und im Irak unter anderem gegen kurdische Einheiten kämpft, als Hauptverdächtigen für den doppelten Selbstmordanschlag an.

Der IS wird auch für Anschläge auf prokurdische Veranstaltungen in Diyarbakir und in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze verantwortlich gemacht, bei denen im Juni und im Juli insgesamt fast 40 Menschen getötet worden waren. Die Gewalt überschattet den Wahlkampf: Am kommenden Sonntag wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt.

Parteitag AKP Türkei Ahmet Davutoglu Plakat Flagge Ankara
Ministerpräsident Ahmet DavutogluBild: Reuters/Umit Bektas

Kurden in Syrien attackiert

Unmittelbar vor der Meldung über die Razzia hatte die Regierung auch weitere Angriffe auf Stellungen kurdischer Kämpfer in Syrien bekanntgegeben. "Wir haben zwei Mal angegriffen", sagte der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu in einem Fernsehinterview. Ankara habe die kurdische Partei PYD gewarnt, den Euphrat nicht Richtung Westen zu überqueren, sagte er zur Begründung. Genauere Angaben blieb Davutoglu schuldig.

Im ostanatolischen Elazig gingen türkische Sicherheitskräfte am Dienstag außerdem gegen mutmaßliche PKK-Rebellen vor und nahm 13 Menschen fest, wie Dogan weiter meldete. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag erneut bekräftigt, den Kampf gegen "alle Terrororganisationen" fortzusetzen.

Die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihre Miliz kontrollieren weite Gebiete in Nordsyrien entlang der Grenze zur Türkei. Auch sie lieferten sich in den vergangenen Monaten erbitterte Kämpfe mit dem IS. Ankara betrachtet die PYD aber als syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die in der Türkei Anschläge und Angriffe auf Sicherheitskräfte verübt. In den Augen der Regierung sind die kurdischen Kämpfer Terroristen.

ml/jj/kle (afp/rtre)