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Politik

Ost-Ghuta: Atemnot bei Menschen nach Attacken

8. März 2018

Wieder beschuldigen Aktivisten die syrische Armee, bei Luftangriffen auf Orte in Ost-Ghuta Giftgas eingesetzt zu haben. Derweil rücken die Assad-treuen Einheiten weiter in das Rebellengebiet östlich von Damaskus vor.

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Ein Mann und ein Junge müssen in einer Klinik in Duma mit Sauerstoff versorgt werden (Foto: Reuters/B. Khabieh)
Ein Mann und ein Junge müssen in einer Klinik in Duma mit Sauerstoff versorgt werdenBild: Reuters/B. Khabieh

Mindestens 60 Patienten seien am Mittwochabend in Krankenhäuser eingeliefert worden, meldete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Demnach wurden die Ortschaften Sabka und Hammurije mit Raketen und Fassbomben attackiert. Nach Angaben der Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (Sams) wiesen die Verletzten Symptome wie schwere Atemnot und gerötete Augen auf, die auf Angriffe mit giftigem Chlorgas hindeuteten. Die Hilfsorganisation berief sich auf Aussagen von Ärzten in einer Klinik in Ost-Ghuta, in der 29 Betroffene behandelt wurden.

Ein AFP-Korrespondent in Hammurije sah dutzende Menschen, die nach den Luftangriffen auf die Straße strömten, um frische Luft zu atmen. Eltern zogen ihre hustenden Kinder aus und wuschen sie mit Wasser ab, um mögliche Rückstände von Giftgas zu entfernen. Aktivisten beschuldigen die Regierung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad immer wieder, im Kampf gegen Rebellen Giftgas einzusetzen. Die Regierung hat dies wiederholt bestritten.

Rebellengebiet in Nord- und Südteil getrennt 

Der syrischen Armee gelang es derweil offenbar, weit nach Ost-Ghuta vorzudringen. Unter dem Schutz heftigen Artilleriefeuers hätten die Regierungssoldaten und verbündete Milizen einen Keil in das Rebellengebiet östlich der Hauptstadt Damaskus getrieben und es aufgespalten, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Regierungsverbände seien in die Siedlungen und Gehöfte von Beit Saua und Al Aschari vorgedrungen, sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Sie hätten den Nordteil der Region Ost-Ghuta um die Städte Duma und Harasta vom Südteil um Hamurijeh und Arbin getrennt. Seit Beginn ihres Vormarsches haben die regierungstreuen Truppen den Angaben nach nun rund die Hälfte des Rebellengebietes in der Region Ost-Ghuta erobert.

Ein Soldat der syrischen Armee feuert in Ost-Ghuta auf Rebellen (Foto: picture alliance / Photoshot)
Ein Soldat der syrischen Armee feuert in Ost-Ghuta auf Rebellen Bild: picture alliance / Photoshot

Unterdessen sagte das Rote Kreuz einen für diesen Donnerstag geplanten Hilfskonvoi nach Ost-Ghuta ab. Es sei unklar, wann sich die Fahrer der Lastwagen auf den Weg machen könnten, erklärte die Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Syrien, Ingy Sedki. Die militärische Lage lasse eine Lieferung der Hilfsgüter derzeit nicht zu. Eine UN-Sprecherin teilte ergänzend mit, der Konvoi habe aus Sicherheitsgründen keine Genehmigung bekommen. Am Montag hatte ein Konvoi das Gebiet östlich der Hauptstadt Damaskus erreicht. Über ein Dutzend Lastwagen konnten aber nicht entladen werden, weil der Konvoi wegen anhaltender Luftangriffe vorzeitig das Kampfgebiet wieder verließ.

Schon 900 Zivilisten getötet

Der Weltsicherheitsrat bekräftigte seine Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe für ganz Syrien. Der Rat brachte zudem seine Besorgnis über die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland zum Ausdruck, wie der niederländische Botschafter, Karel van Oosterom, in New York mitteilte. Anlass ist die katastrophale Lage der knapp 400.000 Menschen in Ost-Ghuta. Die Niederlande haben derzeit den Vorsitz des UN-Gremiums inne. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian rief Russland und den Iran auf, ihren Einfluss auf den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad geltend zu machen und ihn zur Einhaltung der von den UN geforderten 30-tägigen Feuerpause zu drängen. Die syrische Regierung hatte Mitte Februar mit Unterstützung Russlands eine Offensive auf die Rebellen-Enklave östlich von Damaskus gestartet. Laut der Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Offensive fast 900 Zivilisten getötet.

sti/stu (afp, dpa, rtr, epd)