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Vieles läuft schwarz

Hajo Felten25. Februar 2009

Eine Studie bringt es an den Tag: 95 Prozent der insgesamt 4,5 Millionen Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten ohne Rechnung. Das Problem Schwarzarbeit wächst - auch aufgrund der demografischen Entwicklung.

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Der Schatten eines Malers auf einer Hauswand (Foto: dpa)
Bild: dpa ZB - Fotoreport

Dominiert wird die Schattenwirtschaft nach wie vor von den Handwerksleistungen rund um den Hausbau. Nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) nutzt dafür fast jeder Fünfte den Dienst ohne Rechnung. Aber auch die Kosten für Haushaltshilfen, Putzfrauen, Gärtner oder Kinderbetreuer werden häufig am Finanzamt vorbei abgerechnet. Laut Umfrage macht der Anteil hierbei 16 Prozent der Schwarzarbeit aus.

Die Untersuchung zeigt aber vor allem auch eins: Die Alterung der Gesellschaft schlägt auch auf den Schwarzarbeitsmarkt durch. Alte Menschen machen 18 Prozent der hochgerechnet mehr als vier Millionen Haushalte mit Schwarzarbeit aus. Ein Grund dafür ist nach IW-Angaben die Tatsache, dass die Bevölkerung älter werde und damit verbunden auch mehr Hilfe benötige.

Die zweite große Gruppe unter den Nutzern von Schwarzarbeit sind Doppelverdienerhaushalte ohne Kinder: Hier ist es nahezu jeder vierte Haushalt, der sich eine Putz-, Einkaufs- oder Bügelhilfe leistet.

Schwarzarbeitet vernichtet Arbeitsplätze

Handwerker bei der Arbeit (Foto: DW-TV)
Handwerker bei der Arbeit

Mindestens 150 Milliarden Euro werden dem IW zufolge mit Schwarzarbeit in Haushalten jedes Jahr am Fiskus vorbei erwirtschaftet. Dazu kommt, so die Leiterin des Berliner Büros des Instituts, Karen Horn, dass dadurch viele mögliche Arbeitsplätze vernichtet werden. Sie hofft auf Gegenmaßnahmen der Regierung.

Durch eine erfolgreiche Bekämpfung der Schwarzarbeit könnten mindestens 300.000 Vollzeitarbeitsplätze zusätzlich entstehen, schätzt Horn.

Politik ist gefordert

Dass die vom IW befragten 1000 Bürger illegal handeln, scheint sie kaum zu stören. So gaben acht von zehn Befragten an, kein schlechtes Gewissen zu haben.

"Schwarzarbeit im Haushalt wird von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert", meint Horn. Legale Beschäftigung müsse daher wesentlich attraktiver gemacht werden. Nach Angaben Horns suchen sich viele illegal beschäftigte Haushaltshilfen schon deswegen keine sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung, weil sie über ihren Partner in der Krankenversicherung mitversichert sind. Würde diese kostenlose Mitversicherung von Ehepartnern in der Krankenversicherung durch eine Gesundheitsprämie ersetzt, stiege auch hier der Anreiz, diese Dienste legal anzubieten.

Schwarzarbeit im Aufwind

Jeder fünfte der rund 1000 befragten Bundesbürger arbeitete der Erhebung zufolge in den vergangenen zwölf Monaten selbst ohne Rechnung, und zwar durchschnittlich für rund zehn Euro pro Stunde. Der typische Schwarzarbeiter ist demnach männlich, unter 30 Jahren alt und verdient weniger als 1500 Euro netto.