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Mit wenig Geld...

13. Oktober 2010

Zahlreiche Mikrokredite und der Erfindungsreichtum der Bäuerinnen sorgen dafür, dass immer mehr Frauen in Vietnam der Armut entkommen können. Die Nachfrage nach den Kleinkrediten steigt - und kann kaum bedient werden.

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Eine Frau steht lächelnd vor einem Teich (Foto: Thomas Kohlmann)
Thuy Thi Trans Fischteich ist eine ihrer EinkommensquellenBild: DW

Thuy Thi Tran ist eine glückliche Frau. Die 53-jährige Bäuerin lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Dong Trieu im Nordosten von Vietnam. Sie baut Reis an und züchtet Hühner und Enten. Außerdem besitzt sie einen Fischteich und eine Reis-Erntemaschine. Wenn sie das Gerät nicht braucht, verleiht sie es an Nachbarn und verdient so ein wenig Geld nebenher. Sie sei zwar nur eine einfache Frau, sagt Thuy Thi Tran, aber sie habe nie eine Gelegenheit verstreichen lassen, um ihr Leben zu verbessern.

Mikrokredite wirken

Reispflanzen im Feld (Foto: Fotolia/Addi30)
Reispflanzen - gekauft mit MikrokreditenBild: Fotolia/Addi30

Thuy Thi Tran ist ein Beispiel dafür, dass Mikrokredite in Vietnam funktionieren. Sie haben ihr Leben grundlegend verändert und alles begann mit einem Kredit von umgerechnet knapp 20 Euro. "Insgesamt besitzt unsere Familie heute einen Hektar Farmland, auf dem wir Reis anbauen. Vorher war unsere Familie sehr arm", erinnert sich die Bäuerin.

Früher verdienten sie umgerechnet weniger als zwei Euro am Tag. Mittlerweile liegt Trans tägliches Einkommen zwischen acht und zwölf Euro, an guten Tagen bringt sie es auf bis zu 40 Euro. In Vietnam ist das genug, um die ganze Familie zu versorgen und für die drei Söhne etwas auf die hohe Kante zu legen. Tausende Frauen haben sich so aus ärmsten Verhältnissen befreien können, seit in den späten 1980er-Jahren Mikrokredite erstmals in Vietnam eingeführt worden sind.

Förderung ethnischer Minderheiten

Eine Frau in Tracht steht vor ihrem Haus (Foto: Thomas Kohlmann)
Suu Thi Hoang ist heute nicht mehr armBild: DW

Auch Suu Thi Hoang profitierte von den Krediten. Sie gehört zum Volk der San Diu, eine ethnische Minderheit, die von der vietnamesischen Mehrheitsgesellschaft verachtet wird. Durch die Vergabe von Mikrokrediten erhalten heute Frauen wie Suu Thi Hoang eine Chance, sich aus der Armut zu befreien.

Die 49-jährige Bäuerin züchtet mit ihrem Mann Schweine und Hühner und baut auf ihren rund 1000 Quadratmeter Land Reis, Erdnüsse und Mais an. "Früher mussten wir sehr hart arbeiten und wussten nicht, wo wir uns Geld leihen konnten. Jetzt liegt unser jährlich verfügbares Einkommen bei ungefähr 30 Millionen Dong", strahlt Suu Thi Hoang. Das entspricht etwa 1100 Euro - und damit sind die Zeiten der bittersten Armut für sie und ihre Familie vorbei.

Staatlich gebremstes Wachstum

Lan Thi Le im Porträt (Foto: Thomas Kohlmann)
Lan Thi Le wünscht sich weniger BeschränkungenBild: DW

In Vietnam gibt es viele Frauen, die es Suu Thi Hoang und Thuy Thi Tran gleich tun wollen. Die Nachfrage nach Mikrokrediten für Klein- und Kleinstbetriebe wächst stetig. Das weiß auch Lan Thi Le, die 1992 den TYM-Fonds gegründet hat. Der Fonds ist ein Projekt der Vietnamesischen Frauen Union. TYM steht für "Tao Yeu May" und heißt wörtlich übersetzt: Ich liebe dich. In Zukunft werde die größte Herausforderung für Vietnams Mikrokreditsektor die Beschaffung von Kapital sein, meint Lan Thi Le.

Doch da habe nach wie vor die Staatsbank Vietnams das Sagen, beklagt sie: "In vielen Ländern konnte sich der Mikrofinanzbereich ohne Behinderungen stark entwickeln. Wir in Vietnam haben dagegen keinerlei Zugang zu Krediten, die von Institutionen wie der Weltbank oder der Asiatischen Entwicklungsbank vergeben werden." Mikrofinanzanbieter können nur Kapital mobilisieren, das sie aus den Spareinlagen ihrer Mitglieder entnehmen können. Und deren finanziellen Mittel seien äußerst begrenzt, sagt Lan Thi Le: "Das ist der Grund, warum der Mikrofinanzsektor in Vietnam nicht annähernd so schnell expandieren kann, wie wir uns das wünschen."

Autor: Thomas Kohlmann
Redaktion: Julia Kuckelkorn