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Visa wagt Börsengang

19. März 2008

Trotz US-Finanzkrise hat der Kreditkarten-Konzern den Schritt auf das Handelsparkett gewagt. Mit Erfolg und der Rekordsumme von fast 18 Milliarden Dollar.

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Mit Plastikgeld geht der Konsum leichter - ein Fächer mit verschiedenen Visa-Kreditkarten (Foto: AP)
Mit Plastikgeld geht der Konsum leichterBild: AP

Beim größten Börsengang der US-Geschichte hat der Kreditkartenkonzern Visa die Rekordsumme von fast 18 Milliarden Dollar an frischem Kapital eingesammelt. Wegen der hohen Nachfrage lag der Ausgabepreis mit 44 Dollar je Aktie über der angekündigten Spanne zwischen 37 und 42 Dollar. Visa wagte den riskanten Börsenstart am Mittwoch (19.3.2008) in New York inmitten stürmischer Zeiten an den Aktienmärkten infolge der weltweiten Finanzkrise.

Der international führende Kreditkartenkonzern folgt mit dem Schritt aufs Parkett Konkurrent Mastercard. Seit dem Börsengang vor knapp zwei Jahren hat sich der Kurs von Mastercard rund verfünffacht. Mastercard ist derzeit an der Börse knapp 28 Milliarden Dollar wert. Visa kommt zum Start auf etwa 36 Milliarden Dollar.

Aktienrückkauf geplant

Visa mit Sitz in San Francisco (Kalifornien) platzierte laut den Angaben 406 Millionen neue Aktien für insgesamt 17,9 Milliarden Dollar (11,4 Mrd. Euro). Sollten die Investmentbanken auch die Mehrzuteilungsoption von 40,6 Millionen Aktien ausschöpfen, käme Visa vor Abzug der Kosten sogar auf 19,7 Milliarden Dollar frisches Kapital. Ausgegeben wurde gut die Hälfte aller Visa-Aktien.

Der Visa-Konzern, der einem Konsortium aus US-Banken gehört, will den Großteil des Erlöses mit mehr als zehn Milliarden Dollar für den Rückkauf eigener Aktien von seinen rund 13.000 Mitgliedsbanken nutzen. Sie erhalten so nach den milliardenschweren Abschreibungen durch die Kreditkrise eine willkommene Geldspritze. Die höchsten Einnahmen dürfte die drittgrößte US-Bank J.P. Morgan Chase als bislang größter Visa-Aktionär erzielen.

Doppelt so viele Transaktionen wie Mastercard

Visa kommt auf knapp doppelt so viele Zahlungstransaktionen pro Jahr wie Mastercard. Weltweit sind rund 1,5 Milliarden Visa-Karten im Umlauf - gut 50 Prozent mehr als von Mastercard.

Als börsennotiertes Unternehmen ist Visa unabhängiger und kann leichter Kooperationen eingehen. In Europa soll Visa im Besitz der Mitgliedsbanken bleiben und als Lizenzpartner des börsennotierten US-Unternehmens arbeiten.

Analysten trauen dem Visa-Kurs gute Zuwächse zu. Trotz der Finanzkrise hatte der Konzern zuletzt gegen den Trend im Bankensektor ein Gewinnplus von 20 Prozent angekündigt. Visa hält in den Büchern keine Verbraucherkredite, sondern verdient an Abwicklungsgebühren. Im Schlussquartal 2007 verdoppelte Visa den Konzerngewinn auf 424 Millionen Dollar bei 1,4 Milliarden Dollar Umsatz.

Kartellstreit mit American Express beigelegt

Erst im Herbst hatte sich Visa nach einem langen Kartellstreit mit Konkurrent American Express auf eine Milliardenzahlung an den Rivalen geeinigt. Der Wettbewerber hatte Visa vorgeworfen, ihn bei Banken in illegaler Weise blockiert zu haben.

Der Visa-Börsengang ist der mit Abstand größte in der Geschichte der USA. Der Telefonkonzern AT&T Wireless hatte mit seinem Debüt auf dem Parkett im Jahr 2000 rund 10,6 Milliarden Dollar erzielt. Der Börsengang ist allerdings deutlich kleiner als der bisher weltweit größte: Dabei hatte die chinesische Bank ICBC im Oktober 2006 rund 21,9 Milliarden Dollar erlöst. (kap)

Die New Yorker Börse an der Wall Street kann derzeit gute Nachrichten gebrauchen (Foto: AP)
Die New Yorker Börse an der Wall Street kann derzeit gute Nachrichten gebrauchenBild: AP