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Für eine andere Kirche

Najima El Moussaoui18. Mai 2012

Auf dem 98. deutschen Katholikentag hat Kanzlerin Merkel für eine bessere Integration älterer Menschen ins Arbeitsleben geworben. Das gehöre für sie ebenso wie eine Stärkung der Familie zu mehr Generationengerechtigkeit.

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Angela Merkel auf Katholikentag in Mannheim im Gespräch mit Erzbischof Robert Zollitsch und dem Vorsitzenden des ZdK, Alois Glück (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS

“Jedes Alter braucht etwas, aber jedes Alter kann auch etwas“, sagte Merkel auf dem Katholikentag in Mannheim. Kurz bevor sie zum G8-Treffen in den USA flog, nahm sie dort an einer Podiumsdiskussion zum demographischen Wandel teil. Sie verteidigte die Entscheidung, das Rentenalter bis 2029 schrittweise auf 67 Jahre anzuheben. Schließlich sei die Lebenserwartung heute höher und das müsse sich auch in der Arbeitswelt widerspiegeln. Entscheidend sei dabei, die Kultur in den Betrieben zu ändern. Bislang würden die Fähigkeiten der älteren Mitarbeiter, wie Erfahrung und Routine, oft verkannt.

Die CDU-Chefin forderte außerdem, dass Familie und Beruf besser miteinander vereinbar sein müssten. In der Arbeitswelt sei mehr Respekt nötig für diejenigen, die Familienpflichten übernehmen. Ein Mann, der immer am Schreibtisch gesessen habe, sei nicht unbedingt der bessere Chef als eine Frau, die sich eine Weile um ihre Familie gekümmert habe. Zugleich warnte die Kanzlerin vor einer völligen Ökonomisierung des Familienlebens.

Bau und Minarett der neuerrichteten Yavus Sultan Selim Moschee in Mannheim. Rechts der Kirchturm der Liebfrauenkirche.
Auch in Mannheim nahe beieinander: Kirche und MoscheeBild: picture-alliance/dpa

Volkskirche vor dem Ende

Ein weiteres Kernthema auf dem Christentreffen, das noch bis Sonntag geht, war zudem die Ökumene. Hier wurde vor einem Reformstau gewarnt. Die Volkskirche erlebe derzeit ihr Ende, die Kirche stehe vor den größten Veränderungen seit dem 19. Jahrhundert, sagte der frühere “Ökumeneminister“ des Vatikan, Kardinal Walter Kasper. Er rief die Christen auf, die Gottesfrage wieder in den Mittelpunkt zu stellen: “Wir sind in der Krise, weil Gott in unserer Welt immer mehr ein Fremder wird“, sagte Kasper. Zum Beispiel sollten Holocaustleugner keinen Platz in der Kirche haben, betonte er in Anspielung auf den Piusbruder Bischof Richard Williamson. Dieser hatte in einem Interview verneint, dass Gaskammern existiert haben und Juden vernichtet worden sind.

Auch die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche waren Thema: Der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, sieht Fortschritte bei der Prävention. Der Bischof verwies auf die von der Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Forschungsprojekte, die weitere Fälle von sexuellem Missbrauch verhindern sollen. Zur Prävention gehöre vor allem, eine “Kultur der Achtsamkeit“ zu fördern, so der Bischof.

Reformen und neue Aufgabenverteilung nötig

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, forderte die katholische Kirche auf, für Reformen offen zu sein. Die unter anderem durch Missbrauchsskandale verursachte Krise der katholischen Kirche habe Konsequenzen: “Wir befinden uns in einer Haftungsgemeinschaft im Glauben“, sagte er.

Die katholische Kirche braucht nach Auffassung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) eine neue Aufgabenverteilung zwischen Priestern und Laien. Im Zusammenhang mit den Strukturreformen sei ein Mentalitäts- und Kulturwandel nötig, sagte ZdK-Präsident Alois Glück. Priester müssten bei Verwaltung, Organisation und Finanzen auch loslassen können. Laien dürften nicht mehr erwarten, dass allein der Pfarrer für die Seelsorge zuständig ist. Mehr als 60 000 Katholiken feiern in Mannheim unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen"  bis zum Sonntag ein riesiges Glaubensfest.

nem/gmf (kna, epd, dapd, afp)