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Volksdroge Alkohol - Rußland säuft sich um den Verstand

Christoph Wanner 19. März 2002

47.000 Alkoholtote im vergangenen Jahr. Das ist absoluter russischer Rekord. Keine Nation trinkt mehr. Der Vize-Gesundheitsminister Rußlands fordert dringend ein offizielles Anti-Alkohol-Programm.

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Doch wie soll das aussehen? Darauf gibt es noch keine Antwort! Es ist wohl auch eine denkbar schwierige Aufgabe, den Russen ihren Wodka-Appetit auszutreiben. Ein Schnäpschen paßt nämlich immer rein.

Egal ob Pressekonferenz, Geburts- oder Frauentag - es fängt meistens mit 50 Gramm an und endet recht oft im Vollrausch. 7,5 Liter reinen Alkohol trank ein Russe im Jahresdurchschnitt 2001.

Das paßt vor allem Präsident Putin nicht. Der zählt selbst nämlich nicht zu den Schluckspechten. Wladimir Wladimirowitsch geht mit gutem Beispiel voran, setzt auf Sport. Die Linie ist also vorgegeben. Nun kann die Anti-Alkohol-Kampagne losgehen.

Den Startschuß gibt der Vize-Gesundheitsminister. Gennadij Onischtschenko malt ein Horror-Szenario. Alkoholkonsum gefährde die nationale Sicherheit Rußlands, tönt er.

Solche Sprüche machen viele Russen hellhörig. Aber nicht etwa, weil sie sich Gedanken um ihre Zukunft machen. Nein, es kommen Erinnerungen an die Gorbatschow-Ära hoch. In den Achtzigern wurde so ähnlich die russische Prohibition eingeläutet. Wodka nur gegen Bezugsmarken, hieß es damals.

Doch die Kampagne endete im Nichts. Gorbatschow machte sich entsetzlich unbeliebt und das Samogon, der Selbstgebrannte boomte.

Die Russen tranken weiter. Und wenn es sein mußte, floss das Wässerchen auch schon mal aus der Tee-Tasse.