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Vollgas gegen die Angst

Martin Wagner 9. Januar 2002

Die Amerikaner werden in diesem Jahr wohl weniger Autos kaufen als 2001. Dennoch geben sich die deutschen PKW-Hersteller auf der Autoshow in Detroit auffällig optimistisch.

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Rezession oder nicht: In Detroit glitzert die AutoweltBild: AP

Angst beeinträchtigt die Autoparty, schreibt eine Detroiter Tageszeitung auf ihre Titelseite. Auch eine zweite Zeitung benutzt das deutsche Wort Angst, um die Stimmung der Automobilbranche zu charakterisieren. Die Branche präsentiert sich auf der großen Show in der amerikanischen Autobau-Stadt Detroit dennoch chromglänzend wie immer mit den neuesten Modellen.

Schlechte Wirtschaftslage belastet die Branche

Mit Blick auf dieses Jahr sind jedoch alle vorsichtig mit Prognosen. Zu deutlich sind die Probleme erkennbar, mit denen vor allem die amerikanischen Autofirmen zu kämpfen haben. Die schlechtere wirtschaftliche Lage macht allen zu schaffen. Stellenabbau ist überall ein Thema.

Chrysler-Chef Zetsche zuversichtlich

Dieter Zetsche steuert beim deutsch-amerikanischen Konzern DaimlerChrysler den amerikanischen Unternehmensteil. Der Deutsche hat sich in den USA, trotz seines rigorosen Umbau- und Sparprogramms bei Chrysler, viel Respekt erworben. Angst vor der Zukunft läßt er sich nicht einreden: "Mein ganzes Team und ich haben sicherlich keine Angst", sagte Zetsche. "Wir wissen, dass es eine Menge Herausforderungen gibt. Aber wir wissen auch, dass wir in 2001 gelernt haben, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen können. Deswegen sind wir voller Zuversicht, dass wir auch mit den Schwierigkeiten dieses Jahres erfolgreich werden umgehen können."

Immerhin habe man, sagte Zetsche, bei der Daimler-Tochter Chrysler das Jahr 2001 am besseren Ende der Erwartungen abgeschlossen. Und das trotz einer schwierigen Gesamtlage: "Es ist keine Frage, dass die externen Randbedingungen, die wir vor einem Jahr unterstellt haben, sich seit diesen Zeitpunkt deutlich verschlechtert haben", betonte Zetsche. "Das gilt für die wirtschaftliche Entwicklung, das gilt für die Intensivierung des Wettbewerbs, es gilt für die Währungskurs-Relation, die sich beim sehr starken Dollar für uns beispielsweise hier in den USA deutlich verschlechtert haben."

Audi will weiter wachsen

Auch für die Ingolstädter Autobauer von Audi sind die USA ein wichtiger Markt. Im vergangenen Jahr wurden dort rund 83.000 Autos abgesetzt. Vertriebschef Georg Flandorfer ist mit Blick auf das gerade begonnene Jahr vor der Zukunft nicht bange. "Angst haben wir sicher nicht", sagte Flandorfer. "Ich habe auch keine Sorgen, wobei wir realistisch genug sein müssen. Wir wollen auch im kommenden Jahr bei einem sinkenden Markt wachsen. Aber Wachstum beginnt bei mir bei einem Auto mehr. Dort ungefähr wird es sich bewegen."

Bilanz 2001 besser als erwartet

Auch der designierte VW-Konzern-Chef Bernd Pischetsrieder warnt davor, die Autobranche ausschließlich in düsteren Farben zu schildern. Denn so schlecht sei die Bilanz des vergangenen Jahres gar nicht ausgefallen, gibt er zu bedenken. "Auch wenn jetzt hier Bilanz gezogen wird in Detroit für das Jahr 2001, dann wird es bei aller Jammerei, trotzdem das zweitbeste Jahr der Geschichte gewesen sein."

Pischetsrieder verweist darauf, dass in den USA im letzten Jahr 17 Millionen Autos abgesetzt wurden. Für VW, sind die USA der wichtigste Exportmarkt. Etwa 13 Prozent aller verkauften Autos werden in Dollar bezahlt. Der künftige Volkswagen-Vorstandsvorsitzende sieht dies als Ausweis für die Qualität der europäischen Autos.

Starke Stellung für Europäer im US-Markt

"Die Tatsache, dass sich importierte Fahrzeuge, europäische Fahrzeuge, auch die Fahrzeuge des VW-Konzerns besonders gut verkaufen, hat sicher sehr viel mehr mit der Wettbewerbsposition zu tun, als mit der Marktentwicklung insgesamt", sagte Pischetsrieder und fügte hinzu: "Wir sehen uns als Europäer im Vorteil, sowohl natürlich unterstützt durch den Dollar von der Preisposition, aber auch von der technischen Position in hervorragenden Vergleichsposition gegenüber den amerikanischen Herstellern."