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Volvo bald "Made in China"

28. Februar 2011

Seit einem halben Jahr ist die schwedische Traditionsmarke Volvo in der Hand des chinesischen Automobilbauers Geely. Schon bald sollen die ersten Volvo "Made in China" vom Band laufen.

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Logo Geely und Volvo (Foto: dw)
Die Schnauze des PV444, (Foto: Agnes Bührig)
Marke mit langer Tradition: Volvo PV444Bild: DW/Bührig

Was viele Volvo-Fans in Europa befürchten, wird nun bald wahr: Schwedens Traum vom soliden Fahren soll bald in China gebaut werden. Das kündigte der neue schwedisch-chinesische Autokonzern Volvo kürzlich an. Das neue Werk soll bis Anfang 2013 in der zentralchinesischen Stadt Chengdu errichtet werden und rund 100.000 Autos jährlich produzieren. Auch in Chongqing und Daqing sollen in ein bis zwei Jahren Volvos unter anderem für den Export gebaut werden.

Die Traditionsmarke Volvo, die erst vor einem halben Jahr als erster großer westlicher Hersteller vom chinesischen Konkurrenten Zhejiang Geely Holding Group Inc. übernommen worden war, will auch wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ins Reich der Mitte verlagern. Der Autobauer will damit direkt auf den Marktplatz der Zukunft ziehen. Schon jetzt ist China für westliche Automarken zum größten Absatzmarkt der Welt avanciert.

Hingehen, wo der Markt brummt

Volvo-Chef Stefan Jacoby, der vor sechs Monaten noch Amerika-Chef von Volkswagen war, will den Volvo-Verkauf kräftig ankurbeln und in einem Jahrzehnt auf 800.000 Autos jährlich verdoppeln.

Li Shufu, Haupteigentümer von Geely (Foto: dpa)
Der starke Mann bei Geely: Li ShufuBild: picture alliance/dpa

Gründer, Haupteigentümer und Geely-Vorstandsvorsitzender Li Shufu will sich die Produktionsverlagerung einiges kosten lassen: Bis zu acht Milliarden Euro sollen in den nächsten fünf Jahren in die schwedische Marke fließen, heißt es. Das entspricht etwa dem Vierfachen des jährlichen Umsatzes von Geely.

Volvo-Kunden in Deutschland sind von diesen hochfliegenden Plänen alles andere als begeistert. Sie fürchten Qualitätsprobleme durch zuviel Plastik und schlechte Verarbeitung. In zahlreichen Internetforen verlangen die Fans der schwedischen Familienkutsche, dass Volvo weiterhin an beiden europäischen Standorten, nämlich Belgien und Schweden, produziert wird.

Gediegenheit vs. Luxus

Volvo-Chef Stefan Jacoby (Foto: dpa)
Volvo-Chef Stefan JacobyBild: picture alliance/dpa

Manager Jacoby findet diese Aufregung unnötig, weil Volvo nicht die Absicht habe, seine Produktionskapazitäten in Europa zu reduzieren oder aufzugeben. "Im Gegenteil, wir werden die Kapazitäten stärker auslasten als wir das heute tun." Volvo werde Volvo bleiben. Geely werde Geely bleiben. "Wir werden kein Billiganbieter werden", sagt er im Gespräch mit DW-WORLD.DE.

Dabei ist Geely der Inbegriff eines Billigautos. Und das bewusst. Denn alles an der chinesischen Marke ist start-up und auf Effizienz getrimmt. Selbst der Chef. Ende der 1990er Jahre, als der US-Autobauer Ford gerade Volvo gekauft hatte, schraubte Li Shufu noch in einer Fabrikhalle sein erstes Auto zusammen. Heute, nur elf Jahre später, will Li Shufu als Chinas berühmtester Automanager das Volvo-Knowhow nach China holen.

Im Hauptsitz von Volvo, im schwedischen Göteborg, fürchtet mancher Mitarbeiter den geplanten Wissenstransfer. "Der hat natürlich Einfluss auf unser Tagesgeschäft", sagt der Leiter der Lackiererei, Goran Garsbo. Die Besten werden nach China geschickt, er muss dann die Lücken füllen, die der Personaltransfer reißen wird.

Der globalisierte schwedische Geist

Geely-Modell (Foto: AP)
Chinesischer Autobauer Geely: International bekannt seit dem Kauf von VolvoBild: AP

Unklar ist bislang, welche Art von Autos Li Shufu künftig in China bauen will. Volvo ist die Verkörperung gediegenen Understatements. Doch Bescheidenheit kommt im boomenden China nicht gut an. Chinesen mögen Luxus und zeigen gerne, was sie besitzen. Kein Wunder, dass es anfänglich Krach zwischen Li Shufu und Stefan Jacoby gab. Während Li Volvo bald zur Luxus-Karosse mutieren lassen will, möchte Jacoby sich auf das Ursprüngliche von Volvo besinnen.

Jacoby ist sicher, dass er seinen chinesischen Boss nun davon überzeugen konnte, dass er "einen Markenwert erworben hat, den er pflegen muss.“ Der erfahrene Automann meint, dass die Identität einer Marke schließlich unabhängig von Eigentümerverhältnissen sei. Ängste, dass ein solches Auto nicht auch in China oder sonst wo auf der Welt gebaut werden könnte, wehrt er ab. Das beste Beispiel dafür sei Apples iPhone.

"Ich kenne keinen Kunden der sagt: 'Ich kaufe kein Apple', bloß weil es in China zusammengebaut wird." Jacoby will damit auch sagen, dass in China schon heute erstklassige Qualität produziert wird – noch dazu bei Trendsetter-Modellen. Ob "Volvo made in china" dann so heiß begehrt sein wird wie das Smartphone, wird die Zukunft zeigen.

Autor: Jun Yan
Redaktion: Adrienne Woltersdorf/Klaus Ulrich