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Vom DDR-Knast ins neue Deutschland

7. November 2001

Ein Film über den "letzten Ossi": Nach langen Haftjahren wird der ehemalige DDR-ler Martin Schulz in das vereinte Deutschlands entlassen. Neugierig, mutig und charmant beginnt er, sich die neue Welt zu eigen zu machen.

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Ein Kulturschock der besonderen Art für Hauptdarsteller Jörg SchüttaufBild: presse

Auf der diesjährigen Berlinale wurde der erste Spielfilm von Hannes Stöhr mit dem Panorama-Publikumspreis ausgezeichnet. Eine Menge weiterer Auszeichnungen folgten. Seit dem 1. November läuft "Berlin is in Germany" in den deutschen Kinos.

Nach elf Jahren Haft wird der ehemalige DDR-Bürger Martin Schulz aus dem Gefängnis Brandenburg entlassen. Draußen wartet eine Welt, die Martin nur aus dem Fernsehen kennt. Inhaftiert kurz vor der Wende, entlassen in das wiedervereinigte Deutschland: Mit diesem Einfall schickt der Regisseur Hannes Stöhr seinen Protagonisten in "Berlin is in Germany" in die Freiheit.

"In aller Ruhe erstmal zurechtfinden"

Was er als sein Eigentum ausgehändigt bekommt, hat nur noch antiquarischen Wert: Seine Papiere als DDR-Bürger. Für Martin beginnt eine Zeit voller Gegensätze: Viel Altes ist noch da, noch mehr Neues ist hinzugekommen. Ein billiges Hotelzimmer, Kreativ-Workshops bei der Bewährungshelferin, jede Menge Papierkram und der damals sehnsüchtig begehrte Reisepass.

Neugierig, zäh, charmant und couragiert beginnt Martin, sich die neue Welt zu eigen zu machen. Auf seiner Reise durch Berlin wirkt dieser neue Franz Biberkopf überaus authentisch. Für seinen Darsteller Jörg Schüttauf war Martin Schulz auch ein "Charakter, den ich gut verstehen kann".

Gemeinsam mit einem alten Freund macht sich Martin auf die Suche nach einer ordentlichen Anstellung.

Nach diversen Fehlschlägen sieht er seine Chance in einem Taxischein. Als bei der Taxiprüfung bürokratische Schwierigkeiten auftauchen, scheint Martins Traum geplatzt. Seine Knast-Vergangenheit beginnt ihn wieder einzuholen. In seiner Exfrau Manuela (Julia Jäger) und seinem Sohn Rokko, den er noch nie gesehen hat, sieht Martin die letzte Möglichkeit, auf die Beine zu kommen – doch die will ihm Manuelas neuer Verlobter mit aller Macht verbauen ...

Frischer "Ostwind"

Der Film entstand als Abschlussfilm der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und in Kooperation mit der Filmreihe "Ostwind". Vor drei Jahren ins Leben gerufen, wollen die Sender ORB und ZDF mit zwölf Filmen jungen Talenten und originellen Projekten eine Chance bieten, andere Geschichten aus dem sich verändernden Osten zu erzählen.

Die Low-Budget-Filme sollen den historischen Prozess in den zehn Jahren nach dem Fall der Mauer festzuhalten. Dabei interessiert allerdings nicht das "große" politische Geschehen, sondern das ganz "normale" Leben in seinen verschiedenen Facetten.