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Vom Ersatzmann zum Landesvater

Ralf Bosen26. Januar 2003

Er ist einer der Hoffnungsträger in der SPD. Dem aus Goslar stammenden Sigmar Gabriel trauen viele zu, einmal Bundeskanzler Schröder zu beerben.

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"Harzer Roller"Bild: AP

Gabriel hat eine Blitzkarriere hinter sich: 1990 zog der studierte Lehrer in den Landtag ein, acht Jahre später wurde er Fraktionschef. Doch als er 1999 praktisch über Nacht sein Amt als Ministerpräsident Niedersachsens antrat, galt er zunächst einmal nur als Ersatzmann. Denn sein Amtsvorgänger und politischer Ziehvater Gerhard Glogowski musste wegen eines Skandals um private Vorteilname zurücktreten.

Keine Angst vor Konflikten

Aber Gabriel nutzte seine Chance und entwickelte sich vom Ersatzmann zum selbstbewussten, beliebten und vor allem streitbaren Landesvater. Für seine Ziele scheut der 43-Jährige auch nicht den Konflikt mit seinem Mentor, Bundeskanzler Gerhard Schröder. Mal bemängelte Gabriel den Zustand der SPD als verkrustet, mal gefielen ihm die Dosenpfand-Pläne nicht, mal nörgelte er an der Finanzpolitik herum oder forderte ohne Absprache mit der Bundes-SPD die Einführung einer Vermögenssteuer.

Populistische Ankündigungen

Vor allem hat sich Gabriel die Bildungspolitik auf die Fahnen geschrieben. Lange vor der Debatte um die Pisa-Studie forderte er eine Schulreform. Sein Vorschlag, die Mittel hierfür bei den Wohlhabenden zu holen, geriet aber zum Flop. Der Slogan "Ein Prozent Vermögenssteuer für 100 Prozent mehr Bildung" hatte mit der neuen Zinsgeltungssteuer ausgedient. Gabriels Vorteile: Er greift wie kaum ein anderer Politiker die Sorgen der Bürger auf und so gibt es nur wenige politische Themen, bei denen er nicht schon mit populistischen Ankündigungen zur Stelle gewesen wäre.

Gabriel, der wegen seiner kräftigen Statur von politischen Gegnern gerne als "Harzer Roller" bezeichnet wird, ist geschieden und hat eine Tochter. Sein Hobby: Segeln. Seine Hoffnung: Bei der Landtagswahl trotz Gegenwind nicht über Bord zu gehen.