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Vom Erwachsenwerden im Rosenkrieg

11. Mai 2006

"Der Tintenfisch und der Wal" hat auf dem Sundance Film Festival die Preise für beste Regie und bestes Drehbuch abgräumt. Nun läuft Noah Baumbachs Überraschungserfolg in Deutschland an.

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Kein Paar mehr: Die BerkmannsBild: Sony Pictures

"Der Tintenfisch und der Wal" erzählt die Geschichte einer Trennung, gesehen durch die Augen der Kinder. Baumbach beobachtet sowohl die Konsequenzen, die sich für die zwölf und 16 Jahre alten Söhne aus der Trennung ihrer Eltern ergeben, als auch die Eltern selbst. Mutter Joan (Laura Linney) entdeckt mehr und mehr ihr schriftstellerisches Talent, während der egozentrische Vater Bernard (Jeff Daniels) seine beste Zeit als Schriftsteller bereits hinter sich zu haben scheint.

Chaos der Gefühle

Der Tintenfisch und der Wal
Die Söhne fallen aus allen Wolken, als ihnen ihre Eltern die Trennung bekannt gebenBild: Sony Pictures

Der Film beeindruckt durch die präzise Figurenbeschreibung und den exzellenten Darstellern. Bereits die erste Szene lässt den Zuschauer die Spannungen zwischen den Eltern spüren. Nachdem sie die Trennung offiziell bekannt geben, werden die beiden Söhne Walt (Jesse Eisenberg) und der jüngere Frank (Owen Kline) - tageweise zwischen den beiden herumgereicht. Für die beiden Jungs bricht eine Welt zusammen. Die Jungs kämpfen gegen das Chaos ihrer Gefühle, während beide Elternteile sich mit Affären abzulenken versuchen. Walt scheint in dieser Situation seinem Vater zugeneigt und stilisiert diesen zu seinem Vorbild. Frank bleibt währenddessen bei Joan und macht seinen Ängsten Luft.

Baumbach hält sich mit Urteilen über seine Figuren zurück, er beobachtet sie vielmehr mit Humor und Verständnis. Joan bleibt dem Zuschauer rätselhaft, wohingegen Bernard bereitwillig seine Defekte ausstellt. Trotzdem gelingt es dem Regisseur dem Egomanen sympathische Züge zu verleihen.

Der Tintenfisch und der Wal
Während Bernard als Schrifsteller versagt hat, feiert Joan ErfolgeBild: Sony Pictures

"Der Tintenfisch und der Wal" spielt 1986 in Brooklyn, New York. Damals war Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach 17 Jahre alt und lebte mit seinen Eltern - der Vater Schrifsteller und die Mutter Filmkritikerin - an dem Ort, wo der Film spielt. Auch seine Eltern ließen sich scheiden. Das Haus, in dem ein Großteil der Handlung spielt, stellte ein Kindheitsfreund des Regisseurs zur Verfügung. Und die Kleidung Jeff Daniels stammt eigens aus dem Kleiderschrank des Vaters. Blumberg weiß, wovon er erzählt.


Immer wieder erinnert "Der Tintenfisch und der Wal" an Wes Anderson "The Royal Tennenbaum" - was als Kompliment verstanden werden darf. Dies kommt nicht von ungefähr, denn Anderson hat "Der Tintenfisch und der Wal" mitproduziert, während Baumbach an dessen Film "Die Tiefseetaucher" beteiligt war.