1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Barbra Streisand veröffentlicht ihre Memoiren

Suzanne Cords
7. November 2023

Sie hat am Broadway und in Hollywood überzeugt, zahlreiche Preise eingeheimst und ist politisch aktiv. Und doch sieht sich Barbra Streisand immer noch als Mädchen von nebenan. Jetzt erscheinen ihre Memoiren.

https://p.dw.com/p/2bjmM
Barbra Streisand
Von Fans sehnsüchtig erwartet: das Buch "My name is Barbra"Bild: picture alliance/AP

Barbra Streisand hat alles erreicht, wovon ein Star nur träumen kann. Seit mehr als 60 Jahren feiert sie weltweit Erfolge. Sie hat 145 Millionen Alben verkauft - mehr als die Beatles - und gleich mehrere Oscars, Emmys und Golden Globes gewonnen. Rund um den Globus liegen ihr die Fans zu Füßen. 

Jetzt hat sie ihre Memoiren zu Papier gebracht. "My Name is Barbra", benannt nach ihrem gleichnamigen Album aus dem Jahr 1965, kommt am 7. November in den Buchhandel - zunächst auf Englisch. Seit knapp 40 Jahren hat Streisand das Projekt vor sich hergeschoben. Wie sie 2021 in der "Tonight Show" dem TV-Moderator Jimmy Fallon erzählte, brachte die ehemalige First Lady Jackie Kennedy sie Mitte der 1980er-Jahre auf die Idee, ein Buch zu schreiben.

Offenherzig, witzig, eigenwillig und charmant erzählt sie von ihrer Karriere, von ihren Freundschaften mit Persönlichkeiten von Schauspielkollege Marlon Brando bis hin zur ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright und von ihrem gesellschaftlichen Engagement. Und manchmal kommt das Mädchen zum Vorschein, das in ärmlichen Verhältnissen in Brooklyn aufwuchs. Sie habe kein Problem damit, große Summen Geld für wohltätige Zwecke zu spenden, erzählte sie einmal TV-Moderatorin Oprah Winfrey. "Aber der Brooklyn-Teil in mir fragt immer noch: "Kostet diese Fliese wirklich 10,95 Dollar?"

Barbra Streisand singt im Central Park, im Hintergrund Menschen auf der Wiese, im Vordergrund ein Polizist
1967 singt Barbra Streisand im Central Park vor 135.000 MenschenBild: picture-alliance/Express Newspapers

Alles andere als ein "hässliches Entlein"

Die New Yorkerin ist keine unnahbare Klischee-Diva. Wegen ihrer großen Nase und ihrem Silberblick wurde sie in ihrer Jugend oft als "hässliches Entlein" tituliert - aber eine Schönheits-OP hat sie nie in Erwägung gezogen: "Ich hatte Angst vor dem Schmerz. Und wie könnte ich dem ästhetischen Geschmack eines Arztes vertrauen? Wie würde ich wissen, dass er nicht zu viel wegschneidet?"

Ihr scheinbarer Makel macht sie für ihr Publikum umso liebenswerter. Ebenso, dass sie Zeit ihres Lebens unter Lampenfieber leidet, ihre Angst nur mit Tabletten in den Griff bekommt und rote Teppiche meidet. Sie sei ziemlich normal, sagt Streisand über sich selbst, in vielerlei Hinsicht gewöhnlich. Ganz so gewöhnlich dann doch nicht, denn immerhin hat sie es aus ärmlichen Verhältnissen in den Künstler-Olymp geschafft - mit viel Engagement und noch mehr Talent.

"Funny Girl" statt Shakespeare

Barbra kommt am 24. April 1942 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Kind jüdischer Eltern mit polnisch-russischen Vorfahren zur Welt. Ihr Vater stirbt, als sie gerade mal 15 Monate alt ist. Die Mutter, eigentlich Sängerin, bringt die kleine Familie mit ihrem Job als Schulsekretärin über die Runden. Das künstlerische Talent der Mutter wurde Barbra wohl in die Wiege gelegt. Schon früh träumt sie von einer klassischen Schauspielkarriere und nimmt mit 14 Jahren Unterricht.

Gleichzeitig singt sie im Schulchor und später in kleinen Nachtclubs. "Weil ich als das 'Kind von der Straße mit der guten Stimme' bekannt war, habe ich mich bei einem Talentwettbewerb beworben", erzählte sie einmal dem britischen "Telegraph". "Ich dachte, so kann ich mir ein paar Mahlzeiten leisten, bevor ich Shakespeare oder Ibsen spiele."Den Wettbewerb gewinnt sie, danach geht es stetig aufwärts mit der Karriere - nicht auf der Theaterbühne, sondern als Sängerin. Barbra bekommt Engagements in namhaften Clubs, debütiert mit 19 am Broadway und bekommt ebenda zwei Jahre später den Kritikerpreis Tony als beste Musical-Darstellerin für ihre Rolle in "I Can Get It For You Wholesale".

Fast zeitgleich erscheint ihr Barbra Streisand-Album, das mit gleich zwei Grammys geehrt wird. Das Musical "Funny Girl" bringt ihr den endgültigen Durchbruch. Es erzählt die Geschichte der jüdischen Komödiantin Fanny Brice, die 1910 trotz aller Unkenrufe zum Broadway-Star wurde, galt sie doch als hässliches Entlein. Die Rolle scheint Barbra auf den Leib geschneidert.

Barbra Streisand mit Oscar
Den ersten Oscar gibt's 1969 für "Funny Girl"Bild: picture-alliance/AP/dpa

Karriere in Hollywood

Das Musical wird in Hollywood verfilmt, und 1968 kann sich die gerade mal 25-Jährige über einen Oscar als beste Hauptdarstellerin freuen. Es ist ihr erster großer Auftritt auf der Leinwand. Filme wie "Is' was, Doc?" (1972), "So wie wir waren" (1973), "Nuts... Durchgedreht" (1987) oder "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" (2010) folgen über die Jahre und zeigen die ganze Bandbreite ihres Schauspieltalents von der Komödie bis zum Drama. Zu Streisands Filmpartnern zählen Omar Sharif, Yves Montand, Sidney Poitier, Nick Nolte, Dustin Hoffman und Robert de Niro

Robert Redford steht eng hinter Barbra Streisand, beide blicken nach vorn
Barbra Streisand und Robert Redford als Traumpaar in dem Film "The Way We Were"Bild: picture alliance/United Archives

Am liebsten aber habe sie gemeinsam mit Robert Redford gespielt, so der Weltstar: "Wir wussten nie genau, was der andere machen würde, haben uns genau beobachtet und waren aneinander interessiert, und ich glaube, die Zuschauer haben das gemerkt." Ihr Typ war er allerdings nicht, bekennt Streisand in ihren Memoiren. Sie habe nie auf blondes Haar und blaue Augen gestanden - auch wenn sie Redford für gut aussehend hielt: "wunderbare Kieferpartie, großartige Zähne" notiert sie in ihrem Buch. 

1983 erscheint "Yentl": Streisands erster Film als Produzentin, Regisseurin, Hauptdarstellerin und Sängerin in einer Person. Es geht um ein jüdisches Mädchen, das den Talmud studieren will. Da das Frauen verboten ist, verkleidet sie sich als Mann und besucht dann eine Yeshiva, eine Religionsschule.

 "Ich will ja nicht prahlen", sagt Streisand damals der Presse, "aber Steven Spielberg meinte zu 'Yentl', er hätte ja gern was kritisiert, doch gebe es in seinen Augen nach 'Citizen Kane' keinen besseren Film." "Yentl" gewinnt schließlich einen Oscar für die beste Filmmusik.

Auch Streisands zweite Regiearbeit "Herr der Gezeiten" (1991), in dem sie ebenfalls die Hauptrolle spielt und in dem auch ihr Sohn Jason Gould zu sehen ist, wird mit Lob überschüttet und ist gleich siebenfach für den Oscar nominiert. 

"Eine Stimme wie flüssige Diamanten"

In den meisten ihrer Filme singt Barbra - und wie sie singt. "Ich danke Gott dafür, dass er mir eine gute Stimme gegeben hat", hat sie mal gesagt. Als der damals noch amtierende US-Präsident Barack Obama ihr 2015 die "Presidential Medal of Freedom", eine der höchsten zivilen Auszeichnungen des Landes, verleiht, bescheinigt er Streisand "eine Stimme wie flüssige Diamanten". Viele ihrer Songs wie "Woman In Love", "The Way We Were", "A Star Is Born" oder "Guilty" sind längst Evergreens.

Doch Barbra Streisand ist nicht nur eine begnadete Sängerin, sie ist auch gesellschaftlich aktiv, unterstützt den Umweltschutz und Fraueninitiativen und mischt sich politisch ein.

Stolz auf jüdisches Erbe 

Als Jüdin fühlt sich Barbra Streisand besonders mit Israel verbunden. Das Land sei "ein strahlendes Leuchtfeuer der Hoffnung in der Welt - ein Überlebensort für Juden in aller Welt" sagte sie 2013 der Presse, als sie in Tel Aviv beim 90. Geburtstag des damaligen Ministerpräsidenten Shimon Peres auftrat.

Im Mai dieses Jahres wurde sie mit dem Genesis Prize geehrt. Er wird an jüdische Persönlichkeiten vergeben, die einen bedeutenden Beitrag für die Menschheit leisten und die nächste Generation des jüdischen Volkes inspirieren. Streisand bedankte sich mit den Worten: "Ich bin sehr stolz auf mein jüdisches Erbe. Und die jüdische Tradition Tikun Olam, die darauf abzielt, die Welt zu verbessern, hat mich schon immer bewegt. Ich hoffe, mich anderen anschließen zu können und sie in ihrem eigenen Engagement für den Aufbau einer besseren Welt zu inspirieren." Das Preisgeld in Höhe von einer Million US-Dollar (etwa 939.000 Euro) stiftete sie an gemeinnützige Organisationen, darunter eine, die humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine leistet. 

Denn, wie sie in einem Tweet einen Tag nach der russischen Invasion in der Ukraine schrieb, stammen ihre Großeltern väterlicherseits aus der Ukraine. Putins Propaganda über die "Entnazifizierung" der Ukraine sei die größte Lüge des Jahrhunderts, so Streisand.

Dass  jetzt auch ein Krieg in Nahost tobt, kommentierte sie mit den Worten: "All das Leid unschuldiger Zivilisten in Israel, Palästina (Anm. d. Red.: Es handelt sich hier um ein Zitat. In Bezug auf das Gebiet verwendet die DW die konkreten Begriffe Westjordanland oder Gazastreifen, oder Palästinensergebiete, wenn es um beide geht.) und der Ukraine bricht mir das Herz. Der Terrorismus darf nicht triumphieren."

Mit über 80 Jahren ist Barbra Streisand so aktiv wie eh und je. Wenn sie zwischen all ihren Aktivitäten mal Zeit hat, zieht sie sich nach Kalifornien zurück, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schauspieler James Brolin, an der Küste von Malibu lebt. 

"My Name is Barbra" erscheint am 7. November 2023 im Penguin Random House Verlag.

Dies ist eine aktualisierte Fassung eines Artikels vom 24.04.2022.

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur