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Vom Müllerssohn zum bankrotten Maler

Ute May15. Juli 2006

Vor 400 Jahren erblickt der niederländische Maler Rembrandt das Licht der Welt. Zahlreiche Kunstwerke erinnern an den Barockmeister der Hell-Dunkel-Technik und der Lichtreflexe und an sein wechselvolles Leben.

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Vor 400 Jahren wurde Rembrandt van Rijn geborenBild: dpa - Bildarchiv

Einiges haben Mozart und Rembrandt gemeinsam: Sie sind beide Meister ihres Faches, beide sind verarmt gestorben und beider Geburtstag wird in diesem Jahr allerorten gefeiert. Konzerte rund ums Mozartjahr - Ausstellungen rund ums Rembrandtjahr.

Rembrandt Harmenszoon van Rijn wurde am 15. Juli 1606 im niederländischen Leiden geboren. Er starb 1669 nach einem wechselvollen Leben in Amsterdam. Rembrandt hinterließ rund 350 Gemälde, 1200 Zeichnungen und 300 Radierungen. Diese Zahlen werden jedoch ständig relativiert, da neues Quellenmaterial die Rembrandtforschung in den letzten Jahren verbessert hat. Viele Werke, die früher dem Meister selbst zugeschrieben wurden, gelten heute als Arbeiten seiner Schüler oder Mitarbeiter. Markant ist Rembrandts hell-dunkel Technik: düstere Bilder mit einzelnen Lichtreflexen, die Details besonders hervorheben.

Kindheitstraum Malen

Der Müllerssohn wusste schon als Kind, dass er nur eines wollte: malen. Doch die wohlhabenden Eltern schickten ihn auf eine Schule, an der nur Latein gesprochen wurde und die ihn auf die Universität vorbereiten sollte. An seinem 14. Geburtstag wurde Rembrandt an der Universität seiner Geburtsstadt Leiden angemeldet.

Rembrandt Jahr in den Niederlanden
Das Gemälde 'Alte Frau im Lehnstuhl' von 1654 im Stedelijk Museum De Lakenhal in LeidenBild: AP

"Seine Eltern haben das Studium bezahlt. Aus Archivuntersuchungen ist hervorgegangen, dass sie Geld hatten und es damit möglich war, den jüngsten Sohn studieren zu lassen", erklärt Christiaan Vogelaar, Direktor des Museums De Lakenhal in Rembrandts Geburtsstadt Leiden. Noch bis Anfang September werden hier seltene Kupferstiche von Rembrandt gezeigt. Rembrandts Weg aus einer gut situierten Müllerfamilie hin zum wichtigsten Barockmaler Nordeuropas wird in Leiden dokumentiert. Der Künstler beeinflusst die Malerei mit seinen Portraits und Stillleben bis heute.

Außergewöhliches Talent früh entdeckt

Der Universität kehrte Rembrandt bald den Rücken zu und überzeugte seinen Vater, einer Lehre bei einem berühmten Historienmaler zuzustimmen. Schon die ersten Stillleben, Landschaftsstudien und Portraits beweisen Rembrandts außergewöhnliches Talent. Für wichtige Auftragsbilder saßen immer wieder seine Eltern Modell, berichtet Christiaan Vogelaar.

Mit dem künstlerischen kam auch der wirtschaftliche Erfolg. Leiden wurde dem inzwischen 25-Jährigen bald zu eng; Amsterdam lockte mit Weltläufigkeit und lukrativen Aufträgen - unter anderem vom niederländischen Hof. Rembrandt gründete in Amsterdam eine Werkstatt mit seinem Freund Jan Lievens, nahm Lehrlinge auf und zog bei dem Kunsthändler Hendrik Uylenburgh ein. Der stellte ihn nicht nur der feinen Amsterdamer Gesellschaft vor, sondern auch seiner Nichte Saskia. Bald heirateten die beiden, bekamen vier Kinder, von denen jedoch nur der jüngste Sohn Titus überlebte. Rembrandts vornehmes Amsterdamer Stadthaus ist heute als Rembrandt-Haus wiederhergerichtet, erzählt Gerben Baaj, bei dem die Fäden für alle Aktivitäten zu Rembrandts 400. Geburtstag zusammenlaufen.

Das arme Ende eines großen Malers

400. Geburtstag Rembrandts - Zimmer von Rembrandt
Blick in Rembrandts das restaurierte Wohn- und Schlafzimmer des Malers. Rembrandt zog im Alter von 25 Jahren nach Amsterdam und lebte dort bis zu seinem TodBild: picture-alliance / dpa

"Das Haus ist jetzt permanent so eingerichtet wie es zu Rembrandts Zeiten war. Er ist bankrott gegangen, nachdem er 20 Jahre dort gewohnt und gearbeitet hat", erzählt Gerben Baaj. Rembrandts Studio ist zu sehen, aber auch seine Küche ist wieder so ausgestattet wie zu der Zeit, als er dort gelebt hat.

In diesem Haus hat Rembrandt alle wichtigen Bilder gemalt. Amsterdam und die Niederlande hat er nie verlassen. Nach der Vollendung der Nachtwache, besonders aber nach Saskias frühem Tod, stürzt Rembrandt in eine tiefe persönliche und künstlerische Krise, von der er sich nicht mehr erholt. Auch der wirtschaftliche Abstieg war damit vorgezeichnet. "Er war sehr reich; sehr jung war er schon ein Star. Aber er konnte nicht gut mit Geld umgehen", sagt Gerben Baaj. "Deshalb war er am Ende seines Lebens ziemlich arm und ist deswegen in der Westerkerk in einem Armengrab begraben."