Vom Präsidenten zum Fan aus der Favela - Die Helden des "Mia san mia"- Phänomens
Der FC Bayern München ist ein Weltklub, der in allen Erdteilen seine Fans hat. Alle lieben den FCB auf ihre ganz spezielle Art.
Uli Hoeneß (München) - Präsident des FC Bayern
"Ich war immer der Meinung, dass der FC Bayern München von einem kleinen Verein zu einer Weltmarke zu führen ist." In diesem Sinne arbeitet er als Manager, ist für die Spieler aber auch Freund und Ratgeber. Dann landete er im März 2014 wegen Steuerhinterziehung für 11 Monate im Gefängnis. Uli Hoeneß verabschiedete sich mit den Worten: "Das war‘s noch nicht" und sollte damit recht behalten.
Kamal Abu Lail (Nazareth, Israel) - Bayern Fan
"Egal ob Palästinenser oder Jude, wenn Bayern ein Tor schießt, umarmst Du jeden," sagt der in Israel lebende Palästinenser Kamal. Seit den 70iger Jahren ist er Bayern Fan. "Damals war ich erst zehn, und wir hatten einen Schwarz-Weiß-Fernseher. Es gab oft Live-Übertragungen: Rummenigge, Beckenbauer, Breitner, die waren damals schon berühmt. Ich habe mich schnell in ihr Spiel verliebt."
Philipp Lahm (München) – Eigengewächs
Vereinstreu, eloquent, erfolgreich, Philipp Lahm steht für ein typisches "Bayern Eigengewächs". Rund zwei Jahrzehnte kickte der 33-Jährige in München, ist jetzt aber in Fußballrente. Dabei wirkt er noch wie ein Nachwuchsspieler. "Dass ich schmächtiger als die anderen war, hat mir vermutlich die gewisse Portion Ehrgeiz mitgegeben, die es braucht, um sich im Haifischbecken FC Bayern durchzusetzen."
Kanata Tokumoto (Fuchu City, Japan) – Bayern Fan
Kanata ist der Musterschüler des FC Bayern Tsuneishi, der Fußball-Akadamie einer riesigen Schiffswerft im Bundesstaat Fukushima. Der 14-jährige Japaner ist so gut, dass der FC Bayern einen Jugendtrainer schickte, um ihn beobachten zu lassen. Wir waren dabei, als diese Begegnung in einem Jugendliga-Spiel gipfelte und haben den kleinen Kanata auf Herz und Nieren geprüft.
Samuel "Sammy" Osei Kuffour (Accra, Ghana) – Ex-Spieler
Von Ghana über Italien als 17-Jähriger nach München. Uli Hoeneß wurde für den jungen Sammy so etwas wie ein Ersatzvater, der ihm in schwierigen Lebensabschnitten immer zur Seite stand. Besonders nach dem tragischen Tod seiner Tochter war der Zusammenhalt beeindruckend, und das "Mia san Mia"- Phänomen so für den Ghanaer menschlich spürbar.
Camila Borborema (Rio de Janeiro, Brasilien) – Bayern Fan
Andere Brasilianer erklären Camila manchmal für verrückt. Bei so vielen Vereinen im eigenen Land hält die 24-Jährige ausgerechnet zum FC Bayern. Das liegt zum Teil auch an einem Spieler, der ihr seit dem WM Finale 2002 nicht mehr aus dem Kopf geht: "Oliver Kahn ist der Mann meines Lebens, es gibt keinen wunderbareren Menschen auf dem ganzen Planeten. Ich liebe ihn über alles."
Oliver Kahn (München) - Torwartlegende
Für manche ist er nur "Der Titan", für andere die personifizierte "Bestia Negra", wieder andere kennen ihn als feuerspeiende Godzilla-Imitation. Doch in einem sind sich alle einig: Kaum einen verbindet so viel mit dem FC Bayern wie Oli Kahn. "Ich habe die ganzen Werte des Vereins in mich aufgesogen, weil Erfolg nur durch totale Identifikation mit dem, was man tut, möglich ist," so der Ex-Torhüter.
Franz "Bulle" Roth (Bad Wörishofen) - Urbayer
Im Europapokal Endspiel 1967 erzielte er in der Nachspielzeit das alles entscheidende Tor gegen die Glasgow Rangers. Damit begann der internationale Erfolg beim FC Bayern München. "Der Torwart kam mir entgegen und reißt mich fast um, aber der Ball ging unter die Latte rein. Wunderbar!!! Drum habe ich den Pokal über Nacht an meinem Bettkästchen gehabt und hab ihn angeschaut. Die ganze Nacht..."
Giovane Elber (Mato Grosso, Brasilien) - Ex-Spieler
Giovane Elber führt ein Doppelleben. In Brasilien - nahe der bolivianischen Grenze - besitzt er eine Ranch mit 5000 Rindern. Doch wo immer der FC Bayern ihn braucht, ist er auch für seinen Lieblingsklub im Einsatz. Als Botschafter für den FC Bayern reist er um die Welt. Für das "Mia san mia"- Phänomen erinnert er sich an seine aktive Zeit bei den Bayern zurück - in seiner ganz speziellen Art.
Raffael Noboa y Rivera (New York, USA) - Bayern-Fan
Raffael wurde in Puerto Rico geboren und lebt in New York. Dort arbeitet er in einer Software- Firma. Seit 20 Jahren ist er leidenschaftlicher Fan vom FC Bayern - mit einer ganz besonderen Perspektive: "Ich liebe das Spiel, manchmal ist es wie Kunst. Aber es geht mir gelegentlich zu nahe und deswegen halte ich Abstand. Ich möchte nicht von etwas abhängig sein, was ich nicht kontrollieren kann."
Andy Brassell (London, England) - Sportjournalist
Andy schreibt für "The Guardian" und ist Experte bei "Talksport", einem der weltweit größten Sportradiosender. Seine Meinung hat Gewicht in der Szene und zu seinen Spezialthemen gehört das Verhältnis englischer und deutscher Clubs zueinander. "Die Münchner sind so groß und so erfolgreich, dass für viele Leute hier in England die Bayern und der deutsche Fußball ein und dasselbe ist."
Jaime Rodríguez Carrasco (Madrid, Spanien) – Sportjournalist
Der 38-jährige Sportjournalist von "EL MUNDO" liebt den Fußball - als gesellschaftliches Phänomen, wie auch als sportlichen Wettkampf. "In Madrid kann ich darüber entscheiden, ob die Stadt gut schläft oder schlecht gelaunt ins Bett geht." Der Höhepunkt der Saison ist für ihn aber nicht etwa "El Clasico", sondern wenn Real Madrid gegen "La Bestia Negra" - die "Schwarze Bestie" aus München spielt.