Vom Schiffsanleger zur Eventmeile: Münsters Hafen
Der Stadthafen hat sich vom Güterumschlagplatz zum Kreativkai entwickelt. Neben modernen Gebäuden prägen umgebaute Speicherhäuser sein Bild. Künstler und Restaurantbetreiber sorgen dafür, dass immer etwas los ist.
Bunt ist schöner als grau
Der lange Zeit vernachlässigte Binnenhafen in Münster hat sich gemacht, keine Frage. Aber komplett geschniegelt ist er deshalb noch lange nicht. Seinen rauen Charme hat er sich an vielen Stellen bewahrt. Kleine Hingucker gibt es reichlich, man muss nur offen dafür sein.
Idylle am Dortmund-Ems-Kanal
Zwei Ufer, zwei Ansichten. Links, am sogenannten Kreativkai, haben Künstler den Hafen erobert. Am gegenüberliegenden Südufer dominieren noch immer Industriedenkmäler. Der Entladekran ist Wahrzeichen des Hafens geblieben. Und den ehemaligen Kohlebunker daneben nutzen die Stadtwerke, um Fernwärme aus ihrem Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk zu speichern.
Schicke Fassaden
Am Nordufer haben viele moderne Bauten die Industriebrachen ersetzt. Mit Restaurants und Bars hat sich der Teil des Hafens zum Szeneviertel herausgeputzt. Wer dennoch am maroden Charme des Vergangenen hängt, braucht von einer der Terrassen nur aufs andere Kanalufer zu schauen.
Raum für Ideen
Hinter den Fensterscheiben der Neubauten verbergen sich Räume von schöpferischer Kraft. In den Obergeschossen haben Verlage, Architekten und Grafiker ihre Büros untergebracht. Sie schätzen die attraktive Lage am Wasser und die Nähe zur Kreativszene.
Kreative Pionierin
Auch Künstler haben hier ihre Ateliers. Mit einem Freund iniierte die gebürtige Norwegerin Gro Lühn in den 90er Jahren den ersten Neubau am Nordufer. Bis heute ist sie glücklich im 'Hafenweg 22'. Für ihr gleichnamiges Projekt lädt sie zweimal im Jahr Schüler der Münsterschen Kunstakademie ein, die dann das 22 Meter hohe Treppenhaus des Gebäudes gestalten dürfen.
Alternative Szene
Der Hawerkamp zeigt die ungeleckte Seite des weitläufigen Hafengebiets. In den alten Hallen haben Künstler neue Schaffensorte gefunden. Auch die alternative Musik- und Clubszene hat sich in diesem Hafenteil eingerichtet. Allein das Hawerkamp-Festival zieht tausende Musikfans an.
Lässige Lösung auf Zeit
Das Gute liegt so nah. Warum nicht auch ein Strandclub am Dortmund-Ems-Kanal? Das dachten sich zwei Münsteraner Veranstalter. Auf dem Gelände eines insolventen Holzverarbeiters bauten sie 2004 auf hunderten Tonnen von Sand ihren Coconut Beach. Die beliebte Interimslösung könnte jedoch bald verschwinden. Ein schickes Wohnquartier soll hier entstehen.
Anziehungspunkt Hafenfest
Einmal im Jahr wird gefeiert, drei Tage lang bis in die Nacht. Was 2001 klein begann, lockt inzwischen 60.000 Besucher an. Die freuen sich über Musik, Kleinkunst, Bühnenacts und ein buntes gastronomisches Angebot.
Austellungshalle für zeitgenössische Kunst
Im Hafen von Münster entsteht nicht nur Kunst, sie wird auch ausgestellt. Einen Besuch wert ist dieser ehemalige Speicher direkt am Wasser. Seit 2004 beherbergt der fünfgeschossige Klinkerbau die Austellungshalle für zeitgenössische Kunst Münster sowie 32 Ateliers für bildende Künstler.
Anspruchsvoller Spielplatz
Ein Protagonist am Hafenplatz ist seit seinem Umzug 1999 das Wolfgang-Borchert-Theater. 1956 in Münster gegründet, gehört es zu den ältesten privaten Theatern in Deutschland und zeigt eigenwillige Klassiker-Inszenierungen sowie zeitgenössische Stücke. Sein endgültiger Standort liegt jedoch ein Stückchen weiter.
Neues Leben am Südufer
Denn entgegen ursprünglicher Pläne will die Stadt nun auch das Südufer des Hafens beleben. Nach dem Umbau soll ins Erd- und Untergeschoss dieses ehemaligen Getreidespeichers das Wolfgang-Borchert-Theater einziehen. Die oberen Etagen sind für Büros vorgesehen. Und nebenan soll eine Bio-Käserei mit gläsernem Showroom entstehen.