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Vom Stamme Nimm

Wolter v.Tiesenhausen24. September 2004

"In Ost wie West gibt es eine Mentalität bis in die Mittelschicht hinein, dass man staatliche Leistungen mitnimmt, wo man sie kriegen kann", wettert Deutschlands Kanzler. Na und?! Was ist daran so schlimm?!

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Der Kanzler hat uns mal wieder die Leviten gelesen: Gegen das Mitnahmedenken hat er gewettert und Front gemacht gegen alle jene, die die Vorteile des Sozialstaates in Anspruch nehmen, ohne sie wirklich zu benötigen. Geknickt und gesenkten Hauptes haben die Deutschen das entgegengenommen bis, ja, bis ihnen einfiel, dass der Kanzler sich selber widersprach.

Wolter von Tiesenhausen

Hatte er nicht eben noch an den Einfallsreichtum, die Kreativität seiner Landsleute appelliert, Ich-AGs zu gründen, neue Ideen umzusetzen, Marktlücken zu schließen? Und ist es nicht genau das, was gesetzestreue Mitbürger da tun? Ihnen stehen Steuererleichterungen zu, also werden sie auch genommen. Der Staat verspricht Zuschüsse für Bedürftige, also greifen diese zu. Wer Steuern zahlt, ist dankbar, das eine oder andere abschreiben und damit die Steuerlast mindern zu können.

Ungeniert greift der Staat dem Bürger in die Tasche, der Kanzler aber ist empört, wenn der Bürger zurückgreift und sich einen kleinen Anteil des zu viel Gezahlten zurückholt. Wer mit Steuern, Beiträgen und Gebühren einen Sozialstaat konstruiert, der ein Drittel des gesamten Bruttoinlandsproduktes verschlingt, soll sich nicht über jene erregen, die ihren rechtmäßigen Anteil beanspruchen.

Deshalb: Rücken gerade, Kopf hoch deutscher Michel, greif' zu, wenn Dein Staat Dir etwas anbietet. Es gehört Dir, Du hast es bezahlt.