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Von Affen-Menschen und Menschen-Affen

Elke Drewes11. Mai 2005

Die Forschung mit embryonalen Stammzellen ist ethisch umstritten. Allerdings setzen Wissenschaftler gerade bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems große Hoffnung in die Stammzellenforschung.

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Forschungsobjekt AffeBild: dpa

Für Aufsehen sorgten Forschungen des Deutschen Primatenzentrum in Göttingen zur Wirkung von Stammzellen an Affen und Primaten bei Erkrankungen wie Parkinson. Diese Experimente haben in den Augen von Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums, nichts mit Chimären zu tun. Menschliche Zellen könnten im Gehirn von Affen keine menschlichen Eigenschaften auslösen.

Auch die Entwicklung von Chimären, also Mischwesen, zum Beispiel aus Ziege und Schaf, hat nichts mit medizinischer Stammzellen- und Grundlagenforschung zu tun. Diese Mischwesen werden gezeugt, indem undifferenzierte Stammzellen aus der Keimbahn eines Tieres in den frühen Embryo einer anderen Tierart gespritzt werden. Aus dem unterschiedlichen Erbgut entwickelt sich dann ein neues Wesen, etwa eine "Schiege" aus Schaf und Ziege.

Spezialisierung von Stammzellen

Specimen slide with embryonic stem cells, partial graphic
Objektträger mit embryonalen StammzellenBild: AP

Die Forscher vom deutschen Primatenzentrum und vom Göttinger Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie haben jedoch etwas ganz anderes getan. Sie haben embryonale Stammzellen vom Menschen im Reagenzglas dazu gebracht, sich zu spezialisieren: zu solchen Nervenzellen, die im Gehirn den Botenstoff Dopamin produzieren. Diese Nervenzellen sterben nämlich bei Parkinsonpatienten ab.

Die Frage ist, ob diese Zellen, die ins Gehirn der Kranken gespritzt werden sollen, die Funktion der zerstörten Nerven übernehmen werden. Versuche an Ratten, denen Stammzellen aus Mäusen ins Gehirn transplantiert worden waren, hatten gezeigt, das sich aus dem Transplantat Tumore entwickelten. Das gleiche passierte mit Weißbüschelaffen; denen die menschlichen Stammzellen ins Gehirn injiziert wurden.

Ehikrat und Chimärenbildung

Zur Zeit erforschen Wissenschaftler am Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie ein so genanntes Terminatorgen. Das tötet Krebszellen ab, während sie entstehen. Erst einmal laufen diese Versuche an Ratten. Wenn diese Terminatorgene die Tumore im Rattenhirn stoppen, dann werden die Experimente an Affen wiederholt.

Gerade bei Versuchen an Primaten gelten besondere Anforderungen, erklärt der Direktor des Deutschen Primatenzentrums: "Es muss eine Frage von großer Bedeutung sein, die das potentielle Leid im Tier rechtfertigt. Und es geht um Aspekte, die gerade nicht mit Nagetieren beantwortet werden können. Bevor wir den Sprung zum Menschen wagen, müssen wir Tiere nehmen, die dem Menschen nahe sind, da führt kein Weg dran vorbei."

Ende Juni wird sich der Deutsche Nationale Ethikrat mit der Stammzellenforschung befassen, insbesondere mit der Frage der Chimärenbildung.