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Von der Leyen behält ihren Doktortitel

Nina Werkhäuser, Berlin9. März 2016

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen darf ihren Doktortitel weiter führen - trotz einiger Mängel in ihrer Dissertation. Das entschied die Medizinische Hochschule Hannover nach eingehender Prüfung.

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Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) darf weiter das "Dr." vor ihrem Namen führen. Zwar weise ihre Promotionsschrift "klare Mängel" auf, erklärte Professor Christopher Baum, der Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort hatte von der Leyen vor 26 Jahren im Fach Medizin promoviert. Insbesondere in der Einleitung seien Plagiate zu finden, also die Übernahme fremder Textpassagen, die nicht korrekt gekennzeichnet sind.

Nach Ansicht der Prüfer wiegen diese Fehler aber nicht schwer genug, um der Ministerin den Doktortitel abzuerkennen. "Die Kommission und der Senat kamen zu dem Schluss, dass das Muster der Plagiate nicht für eine Täuschungsabsicht spricht", sagte Baum am Abend auf einer Pressekonferenz in Hannover. "Es geht um Fehler, nicht um Fehlverhalten." Das sei ein entscheidender Unterschied. Die Fehler stellten den wissenschaftlichen Wert der Doktorarbeit nicht grundsätzlich infrage. "Die Ergebnisse der Dissertation waren wissenschaftlich neu, valide und von praktischer Relevanz", erklärte der Hochschul-Präsident.

Plagiatsjäger brachten den Stein ins Rollen

Es war Ursula von der Leyen selbst, die die Untersuchung ihrer Doktorarbeit bei der Medizinischen Hochschule Hannover im vergangenen August in Auftrag gegeben hat. Zuvor hatten Plagiatsjäger der Plattform "VroniPlag" die Dissertation der Ministerin unter die Lupe genommen und dabei nach eigenem Bekunden zahlreiche Plagiate entdeckt. Diese Vorwürfe habe die Medizinische Hochschule Hannover "sorgfältig, objektiv und ohne Ansehen der Person" überprüft, erklärte Professor Baum, und dabei auch externe Gutachter herangezogen. Der Senat der Hochschule entschied am Ende mehrheitlich, der 57-jährigen CDU-Politikerin den Titel nicht abzuerkennen.

Angela Merkel (l.) mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Foto© picture-alliance/Sven Simon
Eine Stütze Merkels im Kabinett - Verteidigungsministerin Ursula von der LeyenBild: picture-alliance/Sven Simon

Selbstkritik und Erleichterung

Nach der Entscheidung der Medizinischen Hochschule Hannover übte von der Leyen Selbstkritik: "Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle", sagte sie. Sie sei aber froh darüber, "dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt".

Es ist anzunehmen, dass die Erleichterung bei Ursula von der Leyen groß ist - weiß sie doch genau, dass der Entzug des Doktortitels auch ihr Ministeramt in Gefahr gebracht hätte. In den vergangenen Jahren haben zwei Minister erst den Doktortitel und danach ihr Amt verloren, weil sie plagiiert haben: der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (CDU). Die bisher makellose Karriere von der Leyens, die als wichtige Stütze Merkels im Kabinett gilt, hätte im Fall der Aberkennung des Doktortitels unweigerlich einen Kratzer bekommen.