Von Europameistern und Lachnummern
9. Juni 2004Sie ist schnell, treffsicher und einfach nicht zu bremsen: Bei ihrem EM Debüt 1972 spielt sich die deutsche Nationalmannschaft gleich ins Finale. Der Gegner: Die UDSSR. Die deutsche Taktik: Offensiv Fußball. Nach 90 Minuten heißt es 3:0 für Deutschland. Europa jubelt. Nie war eine EM so populär - und deutscher Fußball nie besser anzuschauen.
Denn angefangen hat alles ganz klein. 1960 wird in Frankreich der so genannten Europapokal der Nationalmannschaften ausgetragen. In den Endrunden stehen lediglich vier Mannschaften. So auch noch 1976. Titelverteidiger Deutschland, der amtierende Weltmeister, kommt erneut ins Finale. Der Spielstand nach 89 Minuten: 2:1 für die Tschechoslowakei. 20 Sekunden vor Spielende den Ausgleich fällt der Ausgleich - durch Bernd Hölzenbein. In der Nachspielzeit fällt kein Tor und auch im Elfmeterschießen bleibt es bis zu letzt spannend. Hoeneß, ausgerechnet der spätere Bayern-Manager Uli Hoeneß, verschießt einen Elfmeter. Er geht weit über das Tor, in den "Nachthimmel von Belgrad", wies es danach immer heißen wird. Der Tscheche Antonin Panenka hingegen verfehlt den Himmel über Belgrad, trifft dafür aber das deutsche Tor - die Tschechoslowakei ist Europameister.
Hrubesch trifft doppelt
Für die Tschechen ist es der erste EM Titel. 1980 erreichen sie in Italien den dritten Platz - nach Deutschland auf Platz Eins und Belgien auf Platz zwei. Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch macht im Finale mit zwei Treffern beim 2:1 in Rom alles klar.
1984 ist der deutsche Fußball in der Krise. Gegen Spanien würde der Deutschen Mannschaft zum Einzug in Halbfinale ein Unentschieden reichen. Ex-Nationalspieler Günter Netzer. Bis ein Minute vor Schluss steht es 0:0 - bis der spanische Libero doch noch der Spanier Maceda trifft. Deutschland scheidet aus, Trainer Jupp Derwall muss gehen. Spanien wird zweiter und Platinis Frankreich holt sich 1984 im eigenen Land den Titel.
Das Trikot und Koemans Hintern
Vier Jahre später bei der EM in Deutschland gewinnen die Niederländer um Gullit, Rijkaard und Van Basten ihren ersten großen Titel gegen die Sowjetunion - und im Halbfinale gibt es dabei in Hamburg vielleicht das hitzigste Duell der Erzrivalen Deutschland und Holland überhaupt. Marco Van Basten trifft kurz vor Schluss zum 2:1 - und Ronald Koeman wischt sich mit dem Trikot von Olaf Thon den Hintern ab.
1992 in Schweden siegt der Außenseiter Dänemark - die erst durch den kurzfristigen Ausschluss von Jugoslawien teilnehmen durften. Die Dänen kommen frisch aus dem Urlaub und gewinnen das Finale mit 2:0 - gegen Deutschland.
1996 in England, stehen die Deutschen wieder in einem Finale. Gegen die Tschechen. Zuvor wurde in einem epischen Match Gastgeber England niedergerungen. Im Finale steht es nach 90 Minuten: 1:1. Der Joker Bierhoff hatte die Führung der Tschechen ausgeglichen. Und er trifft noch mal zum Golden Goal - Deutschland hat es wieder geschafft. Und Berti Vogts darf sich endlich mal richtig feiern lassen.
Die Lachnummer
Alles andere als perfekt: Der Auftritt des DFB Teams im Jahr 2000. Deutschland scheitert in der Vorrunde an Rumänien, England und Portugal - letztere demütigen das deutsche Team, in dem sie mit einer Reservemannschaft antreten - und trotzdem 3:0 gewinnen. "Die Fußballnation Deutschland ist gestorben", schreibt das holländische Algemeen Dagblad und ganz Europa freut sich über den Trauerfall. Frankreich holt sich den Titel. Trainer Erich Ribbeck muss gehen - und Rudi Völler übernimmt als Teamchef die Verantwortung.