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Von geknackten Autos und entrissenen Handtaschen

Alexander Kudascheff24. April 2002

In Brüssel ließe sich - bis auf das launische Wetter - eigentlich ganz gut leben. Wäre da nicht die hohe Alltagskriminalität. DW-Korrespondent Alexander Kudascheff berichtet.

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Das Leben in Brüssel ist angenehm. Das Essen ist gut, die Stadt vielsprachig. Paris und Antwerpen sind schnell erreichbar, Köln und London im übrigen auch. Mit dem Fliegen ist es nicht mehr so einfach, seit die Sabena Konkurs ging, aber man hat sich arrangiert (RyanAir und so). Die Korrespondenten haben den (richtigen?!) Eindruck, sie seien im Mittelpunkt des europäischen Geschehens. Schließlich bestimmen Kommission und eingeschränkt Parlament den politischen Takt des alten Kontinents.

So weit so gut, wäre da nicht die unglaublich hohe Alltagskriminalität. Raubüberfälle, Autodiebstähle, Car-und Homejacking, Vandalismus, Einbrüche. Die Zuwachsraten in den letzten Jahren liegen in diesen Bereichen zwischen 80 und 230 Prozent! Brüssel ist also unsicher. Ja und Nein.

Im ganz normalen Alltag empfindet man es nicht so. Doch dann spricht man mit Kollegen und Nachbarn. Und plötzlich entdeckt man: fast jeder war schon Opfer. Autoscheiben wurden mitten in der Staat am späten Nachmittag eingeschlagen, Autos beschädigt (nicht nur die Oberklasse, sondern auch ganz alte Schrottmühlen), Autos geklaut, in Häuser und Wohnungen eingebrochen, Handtaschen entrissen oder raffiniert geklaut.

Von zehn Befragten (so der ganz persönliche demoskopische Befund) sind sieben bis acht Opfer der Kleinkriminalität. Brüssel ist unsicher, das sagen inzwischen praktisch alle, mit denen man spricht. Dabei ist die Polizei hilfsbereit und bürgernah. Brüsseler wissen, welche Polizisten für sie zuständig sind, sie haben ihre Telefonnummern. Doch das nützt nichts, denn es sind einfach zu wenig.

In Straßburg, am zweiten Sitz des Parlaments, ist die Lage anders. Da ist es deutlich sicherer. In Brüssel, im "hotbed of crime", wie die englische Zeitung "The Guardian" schrieb, ist es nicht so. Die Eurokraten und ihre belgischen Gastgeber kümmern sich um vieles (manchmal sogar um zu vieles) - doch die Sicherheit der Bürger ist für sie kein Thema.

Leider, denn eigentlich ist das Leben hier angenehm, wenn da nicht das bekannt schlechte Wetter wäre. Doch im Moment herrscht der Frühling, es scheint die Sonne. Und das ist gut so.