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Von "Prinz Pils" zum Wasserkönig

15. Juni 2009

Der Kampf der Niederländer gegen das Wasser ist so alt wie das Land selbst. Doch jetzt wollen die Menschen nicht mehr kämpfen, sondern damit leben. Einer der ersten, die umgedacht haben, ist Kronprinz Willem-Alexander.

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Der niederländische Kronprinz Willem-Alexander (18.08.2008/EPA/PONTUS LUNDAHL SWEDEN OUT/dpa)
Der niederländische Kronprinz Willem-Alexander setzt sich für das Wasser einBild: picture alliance / dpa

"Gott schuf die Welt - und die Niederländer die Niederlande", besagt ein niederländisches Sprichwort. Über Jahrhunderte haben die Niederländer die See zu bezwingen versucht, ihr Land abgerungen oder ihr mit Dämmen einen Riegel vorgeschoben. Doch mit immer höheren Deichen allein ist es heute nicht mehr getan. Die Niederländer wollen mit dem Wasser leben – und so dem Klimawandel begegnen. Sie haben auch kaum eine andere Wahl: In den nächsten hundert Jahren soll der Meeresspiegel um bis zu 1,10 Meter steigen. Deshalb wird dem Wasser überall mehr Raum gegeben: mit künstlichen Seitenarmen, Deichdurchbrüchen oder Gebieten, die im Notfall geflutet werden können.

Chancen und Risiken des Wasser

Blick auf den DERDAP I-Staudamm über die Donau zwischen Serbien und Rumänien
Wasserkraft wird als Energiequelle der Zukunft gehandeltBild: J. Sorges

Für dieses Umdenken wirbt nicht nur die Regierung in Den Haag mit Werbespots im Radio. Auch Kronprinz Willem-Alexander unterstützt die neue Gewässerpolitik. Der 42-Jährige ist heute ein weltweit anerkannter Wasserexperte: "Wasser spielt beim Klimawandel eine große Rolle. Nicht nur die Menge der Niederschläge hat sich durch ihn geändert, auch die Orte, an denen es regnet, sind andere", erklärt der Prinz.

Wasser könne aber auch eine wichtige Rolle bei der Energiegewinnung spielen, betont Willem-Alexander. "Afrika etwa nutzt bislang erst fünf Prozent seines Potentials an Wasserkraft. Da liegt eine riesige und saubere, aber bislang ungenutzte Energiequelle für diesen großen Kontinent."

Zwölf Jahre für das Wasser

Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, zu schmutziges Wasser – als Ehrenmitglied der Weltwasserkommission will Prinz Willem-Alexander zur Lösung dieser Probleme beitragen. Er redet Präsidenten und Königen auf der ganzen Welt ins Gewissen, trifft sich mit Vertretern von NGOs und spricht mit Wissenschaftlern und Experten. Auch beim Weltwasserforum ist er jedes Jahr dabei - der internationale Weltwassertag am 22. März ist für ihn ein Weckruf für die Welt.

Längst ist das Wasser für den Prinzen zu einer Berufung geworden: 1997 hatte er erstmals in einem Fernsehinterview gesagt, dass er sich dem Wassermanagement widmen möchte. Viele Niederländer belächelten den Prinzen damals - schließlich hatte er sich in seiner Studentenzeit wegen der vielen Bierfeste, die er besuchte, vor allem als "Prinz Pils" einen Namen gemacht.

Ein Prinz als Vorbild

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (07.01.2008/AP Photo/Mary Altaffer)
Prinz Willem-Alexander berät UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in punkto Wasser und sanitäre GrundversorgungBild: AP

Doch inzwischen wird Willem-Alexander von allen ernst genommen und respektiert. Bestes Beispiel: Seit Ende 2006 ist er Vorsitzender der UN-Kommission für Wasser und sanitäre Grundversorgung – und damit direkter Berater von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Zum UN-Jahr für sanitäre Grundversorgung 2008 versuchte der Prinz, das Tabu rund um Toiletten und Verdauung zu brechen, das insbesondere in Afrika groß ist. Jeder Mensch habe ein Recht auf ein anständiges WC, so Willem-Alexander: "Lasst uns einen Spaten einen Spaten nennen und eine Toilette eine Toilette." Er erinnerte daran, dass jedes Jahr 1,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren aufgrund von schlechter sanitärer Grundversorgung und schmutzigem Wasser sterben. "Das sind achtmal mehr Opfer als der Tsunami 2004 gefordert hat", so der Prinz.

Den Respekt seiner zukünftigen Untertanen hat er sich längst gesichert: "Aus ‚Prinz Pils' ist ein Wasserkönig geworden," schreibt die niederländische Presse. Auch Wasserexperten wie Professor Dano Roelvink vom UNESCO-Institut für Wasser im niederländischen Delft loben das Engagement des Prinzen: Der Prinz sei außergewöhnlich dynamisch, sachlich und effizient – und gut informiert, sagt Roelvink. "Willem-Alexander kommt eine wichtige Botschafterrolle zu, er kann wirklich etwas erreichen. Denn Menschen wie ihm gelingt es, andere zu aktivieren und zu motivieren."

Autorin: Kerstin Schweighöfer
Redaktion: Julia Kuckelkorn / Mareike Röwekamp