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Everest ohne Maske

Stefan Nestler8. Mai 2008

Am 8. Mai 1978 revolutionierten der Südtiroler Reinhold Messner und der Österreicher Peter Habeler das Bergsteigen. Sie erreichten hohen Gipfel des Mount Everest ohne Atemmaske - ein verantwortbares Abenteuer?

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Revolutionär: Reinhold MessnerBild: picture-alliance/ Sven Simon
Mount Everest Messner und Habeler 1978
Zurück: Messner (r) und Habeler bei ihrer Ankunft aus Nepal mit ihren FrauenBild: picture-alliance/ dpa

Auch Peter Habeler und Reinhold Messner hatten durchaus ihre Zweifel, als sie am 8. Mai 1978 dem 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest entgegen stiegen. "Die psychische Belastung vor allem während des Aufstiegs war schon enorm", sagt Habeler heute. "Wir wussten ja nicht: Ist das jetzt wirklich so, dass wir mit diesem einen Drittel Sauerstoff-Druck unser Auskommen finden, ohne dass wir umkippen, ohne dass wir sterben." Auch Messner erinnert sich an das Extreme der Situation. "Es war schon so, dass wir jede Rastpause uns angeschaut haben, sind wir noch bei Trost, ist es noch verantwortbar oder nicht."

Auf Knien zum Gipfel

Sardar Tenzing Norgay und Edmund Hillary
Die ersten überhaupt auf dem Gipfel: Sardar Tenzing Norgay und Edmund P. Hillary (1953) - mit SauerstoffflascheBild: AP Photo

Messners Originalaufnahme während der letzten längeren Rast vor dem Gipfel dokumentiert, dass ihm in der extremen Höhe nicht nur das Atmen, sondern auch das Denken schwer fiel. Minus 40 Grad Celsius, Sturmböen – die meisten wären wohl selbst mit Atemmaske umgekehrt: "Wir haben in der Schlussphase wirklich mehr auf Knien und Händen als gehend den Gipfel erreicht, sonst wären wir vom Grat gefegt worden", sagt der heute 64-jährige Messner.

Am späten Mittag standen Messner und Habeler auf dem höchsten Punkt der Erde, 8850 Meter hoch. Eine Umarmung, ein paar Fotos, eine Tonaufnahme, zu viel mehr waren beide nicht mehr fähig. "Euphorie kommt auch nicht auf, weil das Gehirn nicht mehr voll durchblutet ist und das Ganze sehr verzögert läuft", sagte Messner. "Nicht nur das Gehen und Steigen. Alles geht sehr, sehr langsam. Es ist als wäre unser Gehirn etwas behindert, tumb."

Fluchtartiger Abstieg

Mount Everest
Der höchste Berg der WeltBild: AP

Habeler, heute 66, verließ den Gipfel fast fluchtartig, rutschte viele Hänge auf dem Hosenboden hinab, nur um möglichst schnell in tiefere Regionen, sprich in dickere Luft zu gelangen. Dennoch, betont der Österreicher, hätten er und Messner die Situation jederzeit unter Kontrolle gehabt: "Wir sind ja nicht jemand, der im Basecamp am Everest die Steigeisen anzieht und probiert, weil er noch niemals vorher mit Steigeisen gegangen ist", sagt Habeler. "Wir haben sehr viel trainiert, wir haben sehr viel gemacht und letztendlich ist das nur möglich gewesen mit einem Partner wie dem Reinhold, der in mir den idealen Partner sah, genau wie ich in ihm den idealen Partner gesehen habe."

Messner und Habeler hatten es allen gezeigt: Der Everest ist auch ohne Maske besteigbar. Es war eine Revolution, die ohne nennenswerte Folgen blieb. Inzwischen wurde der Mount Everest knapp 3700 Mal bestiegen. Nur vier Prozent der Bergsteiger verzichteten wie Messner und Habeler auf eine Atemmaske. Tendenz fallend.

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