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Vorlesung mit Untertitel

Greta Hamann19. Juni 2012

Ausländische Studierende verstehen an deutschen Universitäten oft nur Chinesisch. In Karlsruhe soll sich das nun ändern. Denn die Universität hat ein Übersetzungsprogramm für Vorlesungen entwickelt.

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Hörsaal der Ruhr-Universität in Bochum (Foto: Fabian Stratenschulte für dpa)
Universität in Nordrhein-WestfalenBild: picture alliance/dpa

Ausländer können sich in deutschen Vorlesungen zukünftig zurücklehnen: Kein wildes Blättern mehr im Wörterbuch und auch keine Probleme mehr, alles mitzubekommen. Bald müssen sie nur noch ihren Laptop einschalten. Während der Professor vorne spricht, wird sein Vortrag automatisch verschriftet und ins Englische übersetzt. Das Ergebnis erscheint dann zeitgleich auf dem Computerbildschirm des Studenten - fast wie ein Untertitel im Film.

Live-Übertragung ins Internet

Und dafür müssen sich die Studierenden nicht einmal ein spezielles Programm installieren. Die Übersetzung wird live ins Internet gesendet, mehr als einen Browser braucht man nicht. Zusätzlich zu dem Simultanübersetzungsservice bekommen die Studierenden auch die Power-Point-Folien auf Englisch.

Deutsche und ausländische Studierende sitzen im Hörsaal. (Foto: Wolfgang Thieme)
An deutschen Unis studieren im Schnitt elf Prozent AusländerBild: picture alliance/dpa

Alexander Waibel vom Karlsruher Institut für Technologie forscht bereits seit 20 Jahren an Übersetzungsprogrammen. Unter anderem hat er eine Übersetzter-App für Smartphones entwickelt. Doch die Vorlesungen stellen ihn und sein Team vor neue Herausforderungen, sagt Waibel: "Das Fachvokabular, spezielle Ausdrücke und Redewendungen sind für uns noch ein Problem und zurzeit arbeiten wir an der Adaptionsfähigkeit, sodass das Programm auch für alle Themen verfügbar ist." Außerdem reden Professoren teilweise gerne ohne Strich und Faden. Das Programm muss selbst erkennen, wann ein Wort oder ein Satz zu Ende ist.

Deutsche Universitäten international stärken

Der Übersetzungsservice macht deutsche Universitäten im internationalen Wettkampf um die besten Köpfe attraktiver, sagt Waibel: "Wir verlieren viele ausgezeichnete Studenten, weil sie kein Deutsch sprechen oder weil sie es nicht lernen wollen." Oft suchten die sich dann eher eine englischsprachige Universität.

Ein Mann liest in einem Oxford-Wörterbuch (Foto: Ian)
Wörterbücher brauchen Studierende bald nicht mehrBild: picture alliance / dpa

"Mit diesem Programm machen wir den Übergang ins Deutsche für die ausländischen Studenten leichter." Am Karlsruher Institut für Technologie studieren derzeit 16 Prozent Ausländer, an Universitäten in den Vereinigten Staaten sind es teilweise bis zu 50 Prozent. Das Programm wird bereits von einigen Studierenden in Karlsruhe genutzt. Derzeit ist es für vier Vorlesungen zugänglich und soll bald flächendeckend verfügbar sein.