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Vorschläge für einen stabilen Finanzmarkt

8. Februar 2004

Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten Industriestaaten haben sich nach zähen Debatten für stabile Devisenmärkte ausgesprochen: ein wichtiges Signal gegen die Dollarschwäche und in Richtung Fernost.

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Der schwache Dollar hat in Europa keine FreundeBild: AP

"Außerordentliche Schwankungen und ungeordnete Bewegungen in den Wechselkursen sind im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum unerwünscht", heißt es in der Abschlusserklärung, die die G-7-Minister zum Ende ihres zweitägigen Treffens (7./8.2.2004) in Boca Raton/Florida verabschiedeten. Auch ohne die US-Währung zu erwähnen, ist relativ eindeutig, wen und was die Finanzministerund Notenbankchefs der G7-Staaten USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan damit gemeint haben. Der Dollar hat inden vergangenen zwei Jahren rund 29 Prozent an Wert verloren.

Mit der unerwartet deutlichen Formulierung setzten sich die Europäer durch, die angesichts der Dollarschwäche und des starken Euro Schaden für ihre Exportwirtschaft fürchten. US-Finanzminister John Snow spielte das Thema Wechselkurse dagegen herunter. Denn die US-Unternehmen profitieren vom starken Dollar, was Arbeitsplätze schafft, die Exportindustrie ankurbelt und von daher der Regierung vor allem im Wahljahr sehr willkommen ist.

Indirekter Appell an Japan und China

"Wir bekräftigen, dass Wechselkurse die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln sollten", heißt es in der Erklärung weiter. "In diesem Zusammenhang betonen wir, dass mehr Flexibilität der Wechselkurse in den Ländern oder Wirtschaftsregionen wünschenswert ist, die diese Flexibilität noch missen lassen, umreibungslose und weit reichende Anpassungen im internationalen Finanzsystem zu fördern", so die G-7-Finanzminister.

Die Anpassungslast der bisherigen Abwertung des Dollar hat sich nur auf wenige Regionen und Länder der Welt verteilt. Neben dem Euroraum mussten unter anderem Australien, die Schweiz, Großbritannien und Kanada eine Verschlechterung ihrer preislichen internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf den weltweiten Gütermärkten hinnehmen. Zwar wurde auch der Yen zum Dollar abgewertet, angesichts der Rekordinterventionen des Finanzministeriums in Tokio hat sich die japanische Währung jedoch längst nicht so stark gefestigt, wie dies mittelfristig für den Abbau des US-Leistungsbilanzdefizits notwendig wäre.

Gefahr der Verwerfungen

Nicht nur die Japaner sind gefordert, sondern vor allem auch die Chinesen. Sie verzeichnen jeden Monat im Handel mit den USA die höchsten bilateralen Überschüsse und halten ihre Währung, den Yuan, streng zum Dollar fixiert. Damit hat das Land zusammen mit Japan und anderen asiatischen Staaten 2003 im Rahmen der damit verbundenen Devisenmarkt-Interventionen die Hälfte des US-Leistungsbilanzdefizits finanziert. Wenngleich eine Yuan-Aufwertung für China vermutlich mit Problemen verbunden sein wird, muss sich das Land fragen, ob nicht eine kontrollierte und stufenweise Aufwertung ohnehin eine sinnvolle Maßnahme zur Abkühlung der derzeit überhitzten Wirtschaft darstellen könnte.

Die betroffenen asiatischen Länder müssten verstehen, dass sie einen größeren Teil der Anpassungslast der Dollar-Abwertung zu tragen haben, fordern die G-7-Finanzminister. Dies gelte umso mehr, weil die mit dem Leistungsbilanzdefizit der USA verbundene Auslandsverschuldung immer kritischere Dimensionen annähme. Allein wenn sich das Defizit von derzeit rund fünf Prozent des US-BIP auf etwa2,5 Prozent verringern würde, reichte dies nur aus, das Verhältnis der externen US-Verbindlichkeiten zum BIP zu stabilisieren. Kann die Verschuldungsquote nicht gebremst werden, dann drohen nicht nur an den internationalen Devisenmärkten Verwerfungen enormen Ausmaßes. (arn)