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Vorwärts die Rosse

Baha Güngör9. August 2005

Zu viele Ausländer in der Fußball-Bundesliga? Manche sehen das so, doch ohne die Kicker aus anderen Ländern würde es in der Liga ziemlich mau aussehen. Wie die Betrachtung des Saisonauftakts von Baha Güngör zeigt.

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Nur noch Platz auf der Reservebank für deutsche Bundesliga-Kicker?Bild: dpa

Die Bundesliga-Saison 2005/2006 begann am Freitagabend (5.8.) mit einem 3:0-Kracher von Titelverteidiger Bayern München gegen Mönchengladbach. Ein Tor schoss ein Engländer, zwei ein Niederländer.

Nuri Sahin
Ein Türke ist der jüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten: der Dortmunder Nuri Sahin ist erst 16Bild: DPA

Beim 2:2 zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund trafen je einmal ein Argentinier, ein Niederländer, ein Pole und ein Tscheche. Ein 16-jähriger junger Türke ging als jüngster Bundesligakicker aller Zeiten in die deutsche Fußballgeschichte ein.

Beim 2:2 zwischen Hannover 96 und Hertha BSC Berlin waren für die niedersächsischen Hausherren zwei Deutsche erfolgreich. Für die Berliner trafen ein Pole und ein Brasilianer.

Ein Bosnier und ein Belgier besiegeln HSV-Sieg

Beim 5:2 zwischen Werder Bremen und Arminia Bielefeld erzielte ein Kroate zwei Tore. Die restlichen drei Treffer gingen auf das Konto von zwei Deutschen. Für die Gäste erzielten ein Südafrikaner und ein Serbe die Tore.

In Hamburg sorgten ein Bosnier mit zwei und ein aus dem Kongo stammender Belgier mit einem Tor für einen 3:0-Erfolg des HSV gegen den 1. FC Nürnberg, dessen slowakischer Stürmerstar - letzte Saison noch Torschützenkönig - noch an Ladehemmung litt.

Keyplayer Saison 2005/06 1. FC Nürnberg Marek Mintal
Schoss die meisten Tore in der vergangenen Spielzeit: der Slowake Marek MintalBild: dpa

Beim 1:1 zwischen MSV Duisburg und VfB Stuttgart erfreuten ein Marokkaner und ein Brasilianer ihre Fans mit ihren Toren. Der Marokkaner lief zu seinem japanischen Physiotherapeuten und bedankte sich bei ihm für seine Heilkünste.

Der 1. FC Kaiserslautern führte bis zehn Minuten vor Abpfiff nach einem Tor eines Türken in Gelsenkirchen mit 1:0, bevor der Zwillingsbruder des Türken im Trikot von Schalke 04 die Vorlage zum Siegtreffer durch einen Serben gab. Ein Däne hatte zuvor mit seinem Ausgleichtreffer die Gelsenkirchener Arena in ein Tollhaus verwandelt.

In Frankfurt ging die Eintracht durch ein Tor eines Mazedoniers in Führung. Doch die Werkself aus Leverkusen schlug erbarmungslos mit vier Toren zurück. Ein Bulgare, ein Ukrainer und ein Pole schossen drei und ein Deutscher den vierten Treffer.

Nur sechs Deutsche treffen

Beim 1. FC Köln verwandelte ein Deutscher drei Minuten vor dem Ende einen Foulelfmeter, nachdem die Mainzer etwas ungeschickt einen Ungarn im Strafraum in aussichtsreicher Position gefoult hatten.

Sechs von insgesamt 32 Toren des ersten Spieltages wurden von Deutschen erzielt, 24 von echten oder eingebürgerten Ausländern oder Doppelstaatlern. Nicht aufgezählt die vielen Leistungsträger der Bundesligateams aus allen Erdteilen, die aus verschiedenen Gründen fehlten. Unter ihnen Iraner, noch ein paar Türken, Griechen, Georgier oder Koreaner. Von den fünf Deutschen, die trafen, sind übrigens drei Einwandererkinder aus Polen.

Grüne Woche in Berlin Künast trinkt Bier
Für den Kauf deutscher Produkte: Verbraucherschutzministerin Renate KünastBild: AP

Und wo sind die Deutschen, die Enkelkinder des "Wunders von Bern"? Sie sitzen hoch auf dem gelben Wagen beim Schwager vorn und schauen den Rossen auf die Hufen, die vor ihnen traben. Derweil brüten sie beim Vorbeifahren an Feldern, Wiesen und Auen an ihren Auffassungen und Werten, die von dem längst nicht mehr so lustig wie einst schmetternden Horn möglichst in der weiten Welt hörbar gemacht werden sollen. Die
Verbraucherschutzministerin fordert derweil mit viel Getöse, Deutsche mögen doch bitte deutsche Produkte kaufen und die ausländischen meiden.

Deutsche WM-Hoffnungen leben weiter

Ach ja. Die Frage, ob Deutschland nächstes Jahr Weltmeister werden kann, ist schnell beantwortet: Ja! Erstens spielen nicht alle oben aufgezählten Kicker für eine einzige Mannschaft. Zweitens gehören zu den Hoffnungen im deutschen Sturm aus Ghana, aus Brasilien und aus Polen stammende Torjäger. Der letztere vom "Äf-Zäh" am Rhein sagte noch am Samstagabend (6.8.05) im Aktuellen Sportstudio des ZDF, er verbringe seinen Urlaub am liebsten in Polen, seiner "Heimat".

Beim Fußball ist's halt wie im richtigen Leben: Gewonnen wird nicht, indem möglichst viele Tore verhindert werden, sondern nur dann, wenn man vorne ein Tor mehr schießt als der Gegner. Und wenn Oliver Kahn oder seine Edelreservisten keine weiteren Bälle vergeigen, so werden die deutschen WM-Hoffnungen weiterleben.