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Vorzeitige Gouverneurswahl im Sonnenstaat

Daniel Scheschkewitz, Washington DC7. Oktober 2003

Kaliforniens 35 Millionen Bürger sind am Dienstag (7.10.) aufgerufen, per Abwahlinitiative ihren Gouverneur zu bestimmen. Sie haben die Wahl zwischen einem Schauspieler und einem Schuldenmacher.

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Seine größte Rolle? Arnold Schwarzenegger beim WahlkampfBild: AP

Auch wenn es auf der Zielkurve noch einmal eng wurde für den Schauspieler und gebürtigen Österreicher Arnold Schwarzenegger – er gab sich so wie immer in seinen Filmen: siegesgewiss. "Wir sind gekommen, um den politischen Klüngel zu vetreiben. Und – vor allem - um Gray Davis aus dem Amt zu vertreiben."

Der Outsider aus Hollywood gegen das Politik-Establishment – im tief verschuldeten Kalifornien, wo die Steuerlast wächst, aber gut bezahlte Arbeitsplätze verschwinden, schien dieses Konzept aufzugehen. Vor allem, weil die verbale Kraftmeierei Schwarzeneggers auf die steife Attitüde eines Amtsinhabers traf, dessen Vorname für viele programmatischen Charakter hat. Als "gray", also grau, empfinden ihnen viele der sonnenverwöhnten Kalifornier, die ihm nicht nur die notorische Energiekrise im 35-Millionen-Staat Kalifornien anlasten sondern auch den hohen Schuldenberg.

Busengrabscher

Doch dann meldeten sich vergangene Woche 15 Frauen zu Wort, die Schwarzenegger während Dreharbeiten über Jahre hinweg sexuell belästigt haben soll. Der Hollywood-Politstar als Busengrapscher. Ein gefundenes Fressen für Gray Davis, der über seinen Gegner sagte: "Ich denke, Herr Schwarzenegger sollte sich mit diesen Vorwürfen detailliert auseinander setzten, anstatt nach Ausflüchten zu suchen, mit halbherzigen Erklärungen aufzuwarten und teilweise zu leugnen."

Schwarzenegger selbst konnte oder wollte sich nur noch dunkel erinnern, entschuldigte sich gleichwohl, auch wenn das ganze doch nur "ein Spiel gewesen" sei. Als dann aber auch noch Vorwürfe laut wurden, Schwarzenegger habe in den 1970er-Jahren Adolf Hitler gehuldigt, hörte für den Actionhelden der Spaß auf. "Als ich in diesen Wahlkampf gegangen bin, haben mich die Menschen gefragt: Warum gehst Du in die Politik und lässt Deinen Namen in den Dreck ziehen? Davis weiß, wie man eine Schmutzkampagne aufzieht, aber er weiß nicht, wie man dieses Land regiert, und das ist sein größtes Problem."

Lachender Dritter?

Wenn die Vorwürfe dennoch an Schwarzenegger kleben bleiben und Davis abgewählt wird, könnte der zweite Demokrat im Rennen, Cruz Bustamante, der lachende Dritte sein – der mexikanisch-stämmige Bustamante hat vor allem in der großen lateinamerikanischen Gemeinde Kaliforniens viele Anhänger. Triumphiert Schwarzenegger in Kalifornien doch, käme sein Sieg für die Republikanische Partei einer politischen Umwälzung gleich. Nahezu jedes politische Amt in Kalifornien wird gegenwärtig von einem Demokraten bekleidet.

Gewählt wird in Kalifornien am Dienstag (7.10.2003) in einem komplizierten Zwei-Stufen-Verfahren. Zunächst muss eine Mehrheit der Wähler für die Abberufung von Gray Davis votieren. Erst dann werden die Stimmen unter den 137 Kandidaten ausgezählt, die angetreten sind, um ihn abzulösen. Bis das Ergebnis feststeht, könnte es einige Zeit dauern. In manchen Stimmbezirken umfasst der Wahlschein mehr als zehn Seiten. Außerdem kommen auch wieder einige der berühmt-berüchtigten Lochkarten zum Einsatz. Sie hatten bei der Auszählung der letzten Präsidentschaftswahl im Bundesstaat Florida für Furore und für eine wochenlange Verzögerung des Ergebnisses gesorgt.