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Winterkorn lässt sich nicht vom Hof jagen

12. April 2015

VW ist in der Krise. Und zwar völlig unerwartet. Dafür hat ein einziger Satz des Konzern-Patriarchen Piëch gereicht. Doch der Gescholtene will nicht so einfach aufgeben. Und die mächtige Porsche-Familie schweigt.

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VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn (Foto: dapd)
Bild: dapd

Im Streit um VW-Vorstandschef Martin Winterkorn (Artikelbild) will die Porsche-Familie als Konzern-Miteigentümer bis auf weiteres in der Öffentlichkeit keine Stellung beziehen.

"Die Familie Porsche möchte sich zu den Vorgängen zurzeit nicht äußern", sagte ein Sprecher der Zeitung "Bild am Sonntag". Die Familien Porsche und Piëch halten zusammen die Mehrheit am Volkswagen-Konzern. Aus dem Umfeld von Wolfgang Porsche, dem Sprecher des Familienclans, heißt es: "Am Ende ziehen die Familien bei wichtigen Entscheidungen an einem Strang."

Bei Europas größtem Autobauer droht ein erbitterter Machtkampf. Ausgelöst hatte ihn Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, in dem er völlig überraschend und mit deutlichen Worten von seinem langjährigen Wegbegleiter Winterkorn abgerückt war und eine Nachfolge-Regelung angedeutet hatte. Piëch hatte sich im Magazin "Der Spiegel" mit dem Satz zitieren lassen: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn."

Demonstrative Rückendeckung

Dagegen haben sich VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, beide Mitglieder im VW-Aufsichtsrat, demonstrativ hinter Winterkorn gestellt. Regierungschef Weil betonte, er halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich. Für eine Absetzung Winterkorns bräuchte es die Mehrheit von 11 Stimmen in dem 20-köpfigen Aufsichtsratsgremium. Doch die ist bislang nicht in Sicht, denn neben den zehn Plätzen der Arbeitnehmerseite entfallen bei den Kapitalvertretern zwei Stimmen auf Niedersachsen. Das Land ist nach dem Familienclan Porsche/Piëch größter VW-Eigner.

Im obersten VW-Management heißt es zuversichtlich: "Die Erfolgsgeschichte mit Herrn Winterkorn wird fortgeschrieben werden." Auch die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass Winterkorn sich nicht vom Hof jagen lassen wolle.

Der VW-Chef blicke auf eine außerordentlich erfolgreiche Managerkarriere zurück. So schnell werfe er den Bettel nicht hin. Der VW-Konzern hat dies am Samstag nicht offiziell kommentiert. Winterkorns Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus. Konzerninsider hatten zuletzt übereinstimmend berichtet, dass Winterkorn Piëch im Kontrollgremium ablösen dürfte.

rb/wl (afp, ap, dpa, rtr)